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Preußische Infanteriewaffen von 1806

 

Infanteriegewehre

Nach Vorstellung eines neuen Infanteriegewehrs durch den Hauptmann von Nothardt (Infanterieregiment Nr. 57 Grevenitz) sollte mit Kabinettsordre vom 14. Februar 1801 dieses neue Gewehr produziert und an die Infanterie, inklusive der Füsiliere, ausgeliefert werden. Bis zum Kriegsausbruch 1806 wurden jedoch nur etwa 45.000 Exemplare dieses Modells produziert, was den Gesamtbedarf für die gesamte Infanterie nur zu etwa 30% deckte. Gesichert ist die Auslieferung des neuen Gewehrs für die Potsdamer Garnison, die im Rahmen der Mobilisierung des Jahres 1805, mit diesem ausgestattet wurde. Dies umfaßt die 4 Gardebataillone, das Regiment Nr. 18 König sowie das Grenadierbataillon Rabiel. Das Nothardt-Gewehr war deutlich leichter als das alte Modell und durch das Vergleich der Preußischen Gewehrmodelle 1789 und 1801 (Zum Vergrößern Anklicken)kleinere Kaliber zielsicherer. Diese verbesserte Schußsicherheit sollte auch durch die erstmals an einem glattläufigen Gewehr angebrachte Visiereinrichtung auf der Schwanzschraube gewährleistet werden. Ein an der Pfanne angebrachter Feuerschirm sollte eine Beeinträchtigung des rechten Nebenmannes beim Abfeuern vermeiden und das Pulver auch vor Windverwehung schützen.

Im Laufe des Feldzuges von 1806/07 wurde jedoch wieder vermehrt auf das ältere Modell 1740/89 zurück gegriffen, da dessen größeres Kaliber auch die Nutzung fremder Munition zuließ - eine in den damaligen Kriegen gebräuchliches Verfahren.

Es ist davon auszugehen, dass die Preußische Infanterie zu Kriegsbeginn auch aufgrund der langen Friedenszeit umfassend und ausreichend mit Gewehren ausgerüstet war und auch große Vorräte angelegt hatte. Die große Zahl an eingelagerten Gewehren wird auch dadurch belegt, dass die französischen Truppen im Oktober 1806 im Berliner Zeughaus etwa 40.000 Gewehre erbeuteten.

Ein großes Manko stellte jedoch die Qualität der bei der Infanterie in Gebrauch befindlichen Gewehre dar. Teilweise waren noch Infanteriegewehre aus den Revolutionskriegen von 1792 bis 1795 in Verwendung, zudem wurden viele Gewehrläufe durch das häufige Putzen und Polieren ausgedünnt. So ist es nicht verwunderlich, dass schon vor Kriegsausbruch in vielen Berichten von unzulänglichem Material die Rede ist. Exemplarisch hier ein Zitat aus einem Bericht des Infanterieregiments Nr. 45 Zweiffel vom 19. Juli 1806:

... daß die Gewehre des Regiments sehr dünne wären, folglich Gefahr zu besorgen stände, wenn mit scharfen Patronen geschossen werden sollte.

Eine Neuausrüstung wurde auch deshalb vernachlässigt, weil diese Verpflichtung bei den Eigentümern, den Regimentschefs angesiedelt war. Fehlende finanzielle Mittel, Geiz und sicherlich auch Korruption sind wohl die Gründe dafür, dass die Preußische Infanterie 1806 mit zahlreichen, nicht mehr für den Einsatz im Felde tauglichen Gewehren in den Krieg zogen. Eine Stärke beider Gewehrmodelle gegenüber derjenigen anderer Armeen war das seit 1780 für alle Infanteriemodelle befohlene konisch gebohrte Zündloch. Durch die sich nach außen zur Pfanne hin verjüngende Bohrung des Zündlochs wurde das Schießpulver beim Laden in den Lauf automatisch in Richtung Pfanne gelenkt, was dem Infanteristen das Aufschütten von Pulver auf diese ersparte. Zudem war das Schießpulver auch vor Nässe besser geschützt.

Jede Musketier- und Grenadierkompanie führte 10 Schützen, die mit dem Schützengewehr M1787, das einen gezogenen Lauf hatte, ausgerüstet waren. Auch dieses Gewehr war mit einem Bajonett zu bestücken, zusätzlich führten die Schützen einen Holzstock, an dem eine Gabel für das Auflegen des Laufes angebracht war. Auf dem Lauf des Gewehrs befand sich ein Standvisier für 150 Schritt Visierentfernung, mittels einer Klappe konnte die Entfernung noch auf 300 Schritt erhöht werden.

Infanteriegewehr M1740/1789

Gesamtlänge 145 cm, Lauflänge 104 cm

Kaliber 18 - 20 mm

Schwarz gebeizter Holzschaft; Lauf, Schloß, Abzug, Riemenbügel, Stifte und Schrauben stahlblau; Kolbenkappe, Daumenblech, Seitenblech (die "Schlange"), Abzugsbügel, Korn und Ringe aus Messing. Rot lackierter Gewehrriemen mit Messingschnalle.

Preußisches Infanteriegewehr M1740/1789 (Zum Vergrößeren Anklicken)

 

Nothardt-Gewehr M1801

Gesamtlänge 145 cm, Lauflänge 104 cm

Kaliber 15,69 mm, Gewicht ca. 5 kg

Schwarz gebeizter Holzschaft; Lauf, Schloß, Abzug, Riemenbügel, Stifte und Schrauben stahlblau; Kolbenkappe, Daumenblech, Seitenblech (die "Schlange"), Abzugsbügel, Korn und Ringe aus Messing. Rot lackierter Gewehrriemen mit Messingschnalle.

Preußisches Nothardt-Infanteriegewehr M1801 (Zum Vergrößern Anklicken)

 

Schützen-Gewehr M1787

Gesamtlänge 124 cm

Kaliber 18,5 mm

Schwarz gebeizter Holzschaft; Lauf, Schloß, Abzug, Riemenbügel, Stifte und Schrauben stahlblau; Kolbenkappe, Daumenblech, Seitenblech (die "Schlange"), Abzugsbügel, Korn und Ringe aus Messing.

Preußisches Scharfschützengewehr M1787

Generell wurden die Holzschäfte der Gewehre schwarz gebeizt; für das Infanterieregiment Nr. 3 (Renouard) ist jedoch für 1806 bekannt, dass diese ihre Schäfte mit hellbraunem Firnis überzogen.

Als zusätzliche Ausstattung zum Gewehr sind bekannt:

  • Zylindrischer Ladestock
  • Pfannendeckel aus rotem Juchtenleder
  • Futter des eingelegten Feuersteins aus Leder, Blei oder Tuch
  • Regendeckel aus Juchtenleder mit Knopf- und Riemenverschluß
  • Rotlackierter "Brandriemen" aus Leder, der zum Schutze vor der Hitzeentwicklung um den Lauf gelegt wurde
  • Kugelzieher und "Krätzer" aus Eisen

Bajonett

Das Bajonett zum Modell 1740/1789 war mit Tülle 42 bis 44 cm lang und hatte eine im Querschnitt dreieckige Klinge. Zum Nothardt-Gewehr M1801 wurde ein deutlich längeres Bajonett von 79 cm Länge eingeführt. Dieses bewährte sich jedoch nicht im Einsatz und wurde in späteren Gewehrmodellen (v.a. Neupreußisches Gewehr M1809) wieder gekürzt.

Für eine vergleichende Abbildung der beiden Bajonettmodelle ist die Zeichnung am Anfang des Textes heranzuziehen (Anklicken zur vergrößerten Darstellung). Beide Modelle hatten "treppenförmige" Einkerbungen zur Fixierung auf dem Gewehr.

Bajonettscheiden aus braunem Leder.

Infanteriesäbel

Ein Versuch, die Preußische Infanterie während des Feldzuges in Holland 1787 ohne Säbel - auch Seitengewehr genannt - in den Krieg ziehen zu lassen, scheiterte. Denn das Fehlen einer Blankwaffe wurde danach von vielen Soldaten als "ehrlos" erachtet. Zum Feldzug von 1806 war daher jeder Infanterist mit einem Säbel (oder Pallasch, siehe unten) ausgerüstet.

Die überwiegende Mehrheit der Regimenter führte einen gebogenen Kurzsäbel. Griff, Bügel, Stichblatt und Parierstange aus Messing. Säbelscheide aus Holz, das mit braunem Leder überzogen wurde. Es sind auch Säbelscheiden aus Leder ohne Holzeinlage bekannt. An der Scheide Ortband und Zwinge aus Messing. Das Grundmodell des Kurzsäbels stammt aus dem Jahr 1715, nur wurde die Klinge seitdem zunehmend gekürzt. So hatten die Kurzsäbel zum Zeitpunkt des Feldzuges von 1806 etwa eine Gesamtlänge von 70 bis 75 cm, die Klingenlänge betrug etwa 57 cm.

Die Regimenter Nr. 3 (Renouard), Nr. 28 (Malschitzki), Nr. 29 (Treuenfels), Nr. 30 (vacant Borcke), Nr. 32 (Fürst von Hohenlohe) und Nr. 48 (Kurfürst von Hessen) führten den geraden Pallasch der Artillerie. Im Plan der Königlich Preußischen Armee von 1806 wird diese Ausnahmeregelung für alle Regimenter außer Nr. 29 bestätigt. Doepler bestätigt diese Ausnahme für alle Regimenter, auch für Nr. 29.

Kurzsäbel M1715 der Preußischen Infanterie 1806
Gebogener Infanteriesäbel 1806 Preußischer Artilleriepallasch 1806

Säbel wie Pallasch wurden in die Schlaufe des Leibkoppels gehängt, so dass die Waffe einen Winkel zum Koppel von etwa 30 Grad nach hinten aufwies.

Faustriemen aus weißer Wolle mit farbiger Troddel, die zur Kennzeichnung der Kompanie dienten. Die Farbgebung wurde im Infanterie-Reglement von 1802 wie folgt festgelegt:

  • 1. Grenadier-Kompanie : scharlachrot
  • 2. Grenadier-Kompanie : schwarz
  • 1. (Leib-) Kompanie : weiß
  • 2. (Oberst- bzw. Kommandeur-) Kompanie : karmesinrot
  • 3. (1. Major-) Kompanie : schwefelgelb
  • 4. (2. Major-) Kompanie : violett
  • 5. (3. Major-) Kompanie : orange
  • 6. (4. Major-) Kompanie : hellblau
  • 7. (1. Hauptmann-) Kompanie : braun
  • 8. (2. Hauptmann-) Kompanie : dunkelblau
  • 9. (3. Hauptmann-) Kompanie : hellgrün
  • 10. (4. Hauptmann-) Kompanie : dunkelgrün

Diese Nummerierung dient nur zur Übersicht, denn im Jahre 1806 waren nur die beiden Grenadierkompanien mit festen Nummern versehen. Alle anderen Kompanien - bis auf die Leibkompanie - wurden nach dem Dienstalter ihrer Kommandeure in Reihenfolge gebracht. Die damalige Kennzeichnung erfolgte mit dem Namen des Kommandierenden Offiziers, also z.B. "Kompanie Wienskowski". Kam es infolge eines Kommandeurwechsels zu einer anderen "Dienstalter-Reihenfolge", mussten dementsprechend die Faustriementroddeln neu verteilt werden.

Einzig bei den Garderegimentern Nr. 6 und Nr. 15 lag eine andere Verteilung der Kompaniefarben vor. Diese führten noch das Farbschema aus der Friederizianischen Zeit, die nicht zu recherchieren ist. Kling weist auf den Faustriemen des Grenadiergardebataillons aus rotem Leder hin und bezieht sich hier auf die Doepler'sche Uniformserie - leider sind heute diese Tafeln des Uniformwerkes nicht mehr für eine Verifizierung verfügbar. Die Figuren des Schema von 1806 zeigen keine Faustriemen roter Farbe.

Die Faustriemen bei den Schützen hatten genauso wie bei den Unteroffizieren eine schwarz-weiße Wollquaste.

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© Napoleon Online - Letzte Aktualisierung am 13.01.2008
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