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Offiziere der Preußischen Infanterie von 1806

 

Eine Unterscheidung der einzelnen Offiziersgrade gab es bis zur Reorganisation der Preußischen Armee im Jahre 1808 nicht - Ausnahme hiervon waren nur die Generalität, die sich von den sonstigen Offizieren durch besondere Kennzeichen abgrenzten.

Die folgenden Dienstgrade existierten im Offizierskorps der Infanterie von 1806:

  • Oberst
  • Oberst-Lieutenant
  • Major
  • Capitain
  • Stabs-Capitain
  • Premier-Lieutenant
  • Seconde-Lieutenant
  • Fähnrich

Die Offiziere der Preußischen Infanterie von 1806 hatten zwei Uniformen:

  • Parade- oder Staatsuniform : besonders verzierte Uniform (siehe Offiziere im zeitgenössischen Plan von 1806), die ab 1801 nur noch zur Parade oder besonderen feierlichen Angelegenheiten getragen wurde. Zu dieser Paradeuniform wurden die Schärpe, der Ringkragen sowie das Sponton geführt.
  • Interimsuniform : einfacherer Rock ohne Gold- oder Silberbesatz und Achselschnüre, der bis auf die o.g. Anlässe sowohl im Dienst als auch außerhalb des Dienstes getragen wurde. Im Felde wurden nur die Schärpe sowie der Degen mitgeführt.

Interimsuniform der Offiziere

Der folgende Auszug aus dem königliche Befehl vom 10. November 1801 regelt die Einführung sowie das Aussehen eines Interimsrockes für die Offiziere aller Infanterieregimenter:

In Verfolg meiner Ordre vom 4. d.M. mache Ich dem Ober Krieges-Collegio hierdurch bekannt, daß bey dem neu einzuführenden Uniform-Schnitt der Infanterie in Ansehung der Officiere folgendes zu beachten ist:
1. Die Interimsröcke der Officiere werden in ähnlicher Art wie die Röcke der Unter-Officiere und Gemeinen angefertigt. Hierbei werden im Dienst die Schärpen jederzeit über den Rock, die Schöße aufgehakt, nebst langen Hosen und Stiefeln getragen, wie die Probe-Stiefeln der Grenadier-Officiere besagen. Ferner sollen hierbey statt der Espontons die Degen gezogen werden.
2. Die mit Gold oder Silber verzierten Parade-Uniformen (hierzu sind auch die mit einem bloßen Achselbande versehenen Uniformen zu rechnen, die Interimsröcke dieser Regimenter sollen aber künftig ohne Achselband getragen werden) sollen in der Regel blos an den Revue Tagen und des Sonntags angezogen werden, wobey nach wie vor Stiefeletten und Espontons getragen werden, auch die Uniformen ihren bisherigen Schnitt behalten sollen.
3. Sobald das Regiment zu Felde gehet, oder sonsten ausmarschiret (es sei denn zur Revue), sollen hinführo keine andern als die Interimsröcke mitgenommen, die andern aber in der Garnison zurückgelassen werden.

Die erwähnte Ordre vom 4.11.1801 legte den Schnitt des Rockes für die Mannschaften und Unteroffiziere fest, hier ist v.a. die jetzt auch für Offiziere gültige Regelung des Zuhakens der Rabatten von Hals bis Taille bemerkenswert.

Einzige Ausnahme bzgl. des fehlenden Tressenbesatzes waren die Offiziere der Garderegimenter Nr. 6 und Nr. 15 - diese durften einen Litzenbesatz auch auf ihrer Interimsuniform anbringen, allerdings weniger luxuriös wie bei der Paradeuniform.

Durch den Wegfall des Tressenbesatzes sahen sich die Offiziere der Regimenter mit gleicher Abzeichenfarbe sehr ähnlich, unterscheidbar wurden sie nur durch Farbe und Sitz der Knöpfe, durch die Form der Ärmelaufschläge, durch die Farbe der Halsbinde sowie durch die Erlaubnis des Anbringens einer Agraffe am Hut (siehe Unterschiede der Infanterieregimenter).

Offiziersröcke des Regiments Nr. 16

Hut und Grenadiermütze der Offiziere

Wie bei den Mannschaften ein dreieckiger Hut, der bei den Offizieren jedoch deutlich höher ausfiel. Dieser Hut wurde zu jeder Uniform getragen und quer aufgesetzt, dabei leicht auf der rechten Gesichtshälfte nach unten über das Auge geneigt.

Schwarze, runde Kokarde (oder "Hutschleife"), mit dreieckigem Ausschnitt unten. Die Kokarde wurde seit den ersten Koalitionskriegen 1792 aus einem Gewebe von Pferdehaaren hergestellt. Einzig das Regiment Nr. 6 war von der Pflicht einer Kokarde (seit 21.12.1794) befreit. Befestigung der Kokarde mittels Schlinge aus einer schmalen, je nach Knopffarbe goldenen oder silbernen Schnur. Einzelne Regimenter durften anstatt der Schlinge die alten, breiteren Agraffen weiter führen, nachweislich die Regimenter Nr. 18, 34, 35 und 49.

Einfassung der Hutkrempen bei allen Regimentern - außer Nr. 15 - mittels einer schmalen goldenen oder silbernen Tresse (ebenfalls je nach Knopffarbe).

Silberne Hutschnur, die mit schwarzen Seidenfäden durchwirkt war und an den Enden silberne Quasten mit schwarzer Füllung hatte. Einzig die Offiziere des Grenadier-Garde-Bataillons Nr. 6 hatte zur Parade noch goldene Hutschnüre. Die Hutschnur wurde wie bei den Mannschaften am Hut befestigt.

Grenadieroffiziere hatten an der Mütze einen weißen Federbusch mit schwarzer Basis.

Noch 1806 waren bei den Offizieren generell hohe Federbüsche beliebt, die jedoch ausdrücklich wegen des leichteren Erkennens im Felde verboten wurden.

Der Hut bzw. die Mütze wurden seit 1802 zum (militärischen) Gruß nicht mehr abgenommen, sondern hierfür die Hand angelegt.

Haar- und Barttracht der Offiziere

Die Haare der Offiziere wurden im gleicher Art wie bei den Mannschaften gebunden, allerdings waren sie zu jedem Dienst gepudert und seit etwa 1796 wurde die Mode toleriert, am Zopf eine sog. Zopfkokarde aus schwarzer Seide anzubringen. Diese Hutkokarde dürfte bei vielen Offizieren um 1806 sehr klein gewesen sein.

Vor allem jüngere Offiziere trugen um 1806 dem französischen Einfluss gemäß Kurzhaarfrisuren ("Titus") und befestigten im Dienst einen "falschen Zopf", der hinten am Kragen des Rockes fixiert wurde. Auffällig war dann, dass der befestigte Zopf natürlich den Kopfbewegungen nicht folgen konnte. Diese Praxis der "falschen Zöpfe" war jedoch offiziell nicht gestattet und wurde laut Kling in zahlreichen Dokumenten der Zeit gerügt.

Ein Bart war den Offizieren nicht gestattet; jedoch wurden um 1806 vor allem bei den Grenadieroffizieren kurze Backenbärte Mode.

Sonstige Kleidungsstücke

Die Halsbinde unterschied sich von Regiment zu Regiment in der Farbe (siehe Unterschiede der Regimenter). Durch den Einfluss der Französischen Revolutionstruppen wurde die Halsbinde im Jahr 1806 oft sehr hoch angefertigt. Unterhalb der Halsbinde war die Halskrause oder das Kolleret, das aus besserem Leinen bestand, etwas sichtbar.

Zur Zeit des Feldzuges von 1806 trugen die Offiziere meist sog. "Gilets", sehr kurze Westen ohne Schöße. Diese Westen waren mit etwa 1 bis 2 Knöpfen unterhalb der zugeknöpften Rockrabatten sichtbar. Die Stehkragen der "Gilets" waren vorne schräg ausgeschnitten und zwischen Halsbinde und Rock erkennbar. Zu dieser Zeit dürften auch noch Westen mit kurzen Schößen in Gebrauch gewesen sein. Ähnlich der Mannschaften bedienten sich auch die Offiziere der "falschen Westen" aus einem an den Rock angenähten Tuch in Westenform. Alle Westenformen waren weiß; die Westenknöpfe in der Farbe der Rockknöpfe, nur etwas kleiner als diese.

Eng anliegende Hosen aus weißem Tuch. Nur den Garderegimentern Nr. 6 und 15 waren zur Parade noch die alten Kniehosen und Stiefeletten (Gamaschen) aus weißer Leinwand gestattet. Im Jahre 1806 war es Sitte, Taschenuhr und Petschaft in der Hosentasche zu tragen, daher hing v.a. die Petschaft sichtbar herab.

Schwarze Lederstiefel, die bis unter das Knie reichten - Stulpen waren verboten. Der Mode gemäß hatten die Stiefel kleine Absätze und waren vorne spitz zugeschnitten.

Stulpenhandschuhe aus weißem Leder, die mit dem Infanterie-Reglement von 1802 als obligat vorgeschrieben waren und die vorher gebräuchlichen Handschuhe aus paillefarbenem Leder ablösten.

Im Gegensatz zu den Mannschaften war bei den Offizieren schon seit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts das Tragen eines Mantels, damalig als Überrock oder Roquelor bezeichnet, gestattet. Vorschriftsmäßig war dieser Überrock nur auf dem Marsch oder außerhalb des Dienstes anzulegen. Er war dunkelblau und bei der Infanterie mit zwei Reihen von großen, flachen Knöpfen in der Farbe des Regiments versehen; der Kragen und die runden Ärmelaufschläge in der Abzeichenfarbe des Regiments, das Futter aus rotem Stoff. Bezüglich Form und Schnitt sind keine Vorschriften bekannt, die Überröcke könnten also nach dem aktuellen Modegeschmack angefertigt worden sein. Neben diesem Überrock dürften 1806 wohl auch noch weite, dunkelblaue Mäntel mit Umlegekragen in Gebrauch gewesen sein.

Degen, Portepee und Schärpe

Offiziersdegen der Preußischen Infanterie (1786-1797)Gerader Degen mit vergoldetem Gefäß und Holzgriffe, der mit Silberfäden umwickelt war. Degenscheide aus braunem Leder, an deren Ende nur der vergoldete Knopf der Messingzwinge sichtbar wurde. Die Klingenlänge betrug etwa 80 bis 85 cm, die Gesamtlänge des Degens etwa ein Meter.

Das Standesabzeichen für den Offizier war das silberne, schwarz durchwirkte Portepee mit losen Fransen. Das Portepee wurde mit einem silbernen Band, das schwarze Ränder hatte, am Degengriff befestigt. Die besondere Bedeutung des Portepees wird auch dadurch deutlich, dass verabschiedeten Offizieren nur auf ausdrückliche Erlaubnis das weitere Tragen des Portepees gestattet war.

Der Degen wurde in das Leibkoppel in eine kleine Schlaufe eingehängt und hing gerade nach unten. Das Leipkoppel war nicht sichtbar, da es unterhalb der Weste geführt wurde.

Die Schärpe wurde aus Silberschnur angefertigt und war mit schwarzen Streifen durchwirkt. Sie konnte zweimal um den Körper geschlungen werden und sollte dann eine Breite von etwa 13 Zentimetern (5 preußische Zoll) aufweisen. Sie wurde über dem Rock getragen. An den beiden Ende der Schärpe waren Quasten angebracht, die hinter dem Degen herabhingen. Die Schärpe war als Zeichen des Dienstes der Offiziere zu jedem dienstlichen Anlass, also auch im Felde, anzulegen. Außerhalb des Dienstes wurde sie abgelegt. Die Tragezeit der Schärpe war nach dem Infanterie-Reglement von 1802 auf 5 Jahre fixiert.

Jeder Offizier hatte einen Rohrstock, der meist mit einem Metallknopf und einer Schlinge an der Spitze versehen war. Im Gegensatz zu den Unteroffizieren wurde der Rohrstock bei Tragen des Spontons (also bei Paraden) oder bei gezogenem Degen abgelegt und nicht an einem Rockknopf befestigt.

Zu Kriegszeiten waren alle Offiziere beritten, im Gefecht jedoch nur die Stabsoffiziere sowie Adjutanten.

Weitere Links auf Napoleon Online

 

Offizier des Regiments Nr. 42 in Überhosen (aus Kling)
Offizier von Nr. 42 in Überhosen
Offizier des Regiments Nr. 42 im Überrock
Offizier von Nr. 42 im Überrock

 

 

     
© Napoleon Online - Letzte Aktualisierung am 13.01.2008
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