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Regiment "Groß- und Erbprinz" im Spanienfeldzug

 

Seit 1803 wurden die hessischen Infanterie-Regimenter in 3 Brigaden (später wieder Regimenter: Leibgarde, Leib- und Erbprinz) mit je drei Bataillonen eingeteilt. Die ersten beiden Bataillone wurden als "Musketiere" und das Dritte als "Füsiliere" bezeichnet.

Sappeur und Offizier nach Zeichnung Maurer
Sappeur und Offizier nach Zeichnungen
des Lieutenant Maurer
(Aquarell E. Wagner)

Die Musketiere trugen einen blauen Rock, die Füsiliere hingegen in Anlehnung der preußischen leichten Infanterie eine Montur in grüner Farbe. Der Rock hatte einen offenen Kragen und war mit zahlreichen Litzen aus weißer Wolle besetzt. Je 7 Stück auf den Rabatten, je 2 unterhalb davon, je 3 auf den Ärmelaufschlägen und zwei an Taillenknöpfen. Unabhängig von der Abzeichenfarbe waren die langen Rockumschläge bei allen Regimentern rot. Die Schulterstücke jedoch in Abzeichenfarbe. Die weiße Weste wurde unterhalb der Rabatten sichtbar getragen. Im Sommer und für den Dienst im Feld wurden weite weiße Panatlons angelegt. Als Variante enganliegende blaue mit Gamaschen.

Die Füsiliere waren mit preußischen Nothardt-Musketen ausgerüstet. Musketenriemen aus rotbraunen Leder. Als Kopfbedeckung den Zweispitz ebenfalls nach preußischen Vorbild. Die Farbe des Pompons richtete sich nach der Kompaniefarbe. Die Patronentasche mit ovalen Beschlag; auf dem Deckel mit hessischen Löwen als Emblem.

Ab 1807 wird der Tornister nach französischen Vorbild mit Riemen auf dem Rücken getragen. Beim Säbel kommt eine Bajonettscheide hinzu.

Bei den Offizieren folgende Besonderheiten: Hoher Zweispitz mit rot/schwarzem Stutz. Rock im Schnitt wie die Mannschaften, die Litzen jedoch versilbert. Enganliegende blaue Hosen mit "Surarov"-Stiefeln.

Diese Montur blieb bis 1809 bestehen und ergab ein buntscheckiges Bild, da im Rahmen der Umorganisation alle Bataillone nach französischen System zusammengestellt wurden. Dieser Eindruck störte auch Marschall Lefebvre bei einer Revue in Orleans im Oktober 1808.

Um Ende 1809 / Anfang 1810 konnten in Segovia die neuen Monturen in Empfang und vervollständigt werden (im Dezember 1809 von Bayonne angekommen). Spätestens zu diesem Zeitpunkt verschwand der grüne Rock aus dem Erscheinungsbild.

Tafel von Peter Bunde
Uniformtafel von Peter Bunde

Wichtigste Änderung war die Einführung des Tschakos nach französischem Modell mit Behang und Stutz. Eine Besonderheit waren die Kinnriemen aus schwarzem Leder die mit gelben gezackten Stoffrand unterlegt waren. Die Federbüsche wurden nur zur Parade aufgesteckt. Im Felddienst sah man nur den Pompon in Kompaniefarbe. An der Vorderseite des Tschakos ein herzformiges Schild mit dem hessischen Löwen als Emblem Am Rock) entfallen die Litzen, bis auf diejenigen auf den Rabatten. Jedoch wurden die Rabatten nur bei Paraden sichtbar getragen. Im Felddienst wurden diese zur Schonung übergeknöpft. Die Weste wurde ebenso abgelegt.

Die Unterscheidungen der einzelnen Kompanien in Abzeichenfarbe.

Am Tschako weißer Behang, und bei Parade mit schwarzer Stutz. Sonst der Pompon in Kompaniefarbe mit roten Eichel.

Die Faustriemen-Troddel entsprach der Farbe der Kompanien.

Die Grenadiere hatten als Zeichen der Elite blaue Stoffgranaten auf Schößen. Die sonstige Erkennungsmerkmale entsprechen den französischen Vorbild.

Bei den Voltigeuren blaue Jagdhorn auf den Schößen. Die weiteren Eliteabzeichen in grün.

Der Stutz wurden bei allen Kompanien im Feld eingerollt an der Säbelscheide befestigt getragen.

Der Kurzsäbel zunächst nach preußischen Modell; später mehr und mehr durch das französische Briquet ersetzt.

Kurze Gamaschen mit 10 Kupferknöpfen in Form der leichten Infanterie ungarischer Schnitt - mit oberen gelbem Besatzrand für alle Kompanien.

Als Beinkleider weiße oder dunkelblaue Pantalons.

Tambour-Major und Offizier nach Zeichnungen Lieutenant Maurer
Tambour-Major und Offizier nach Zeichnungen
des Lieutenant Maurer
(Aquarell E. Wagner)

Der graue Mantel wurde zusammengerollt auf den Tornister aufgeschnallt.

Unter dem Blickwinkel der Versorgungsschwierigkeiten die in Spanien für die Truppe herrschten, verschwand jedoch bald das Erscheinungsbild der Grande Tenue. Die Monturen und Ausrüstung glichen sich immer mehr den verfügbaren Mitteln an. So wurde der Tschako wie meist üblich mit einem Überzug in schwarzem oder hellbraunen Leinentuch überzogen getragen. Aber auch andere Farben wie weiß, hellgrau oder schilfgrün wurden genutzt.

Weiterhin wurden für neue Hosen / Pantalons braune / rotbraune Stoffe verwendet, die man aus Klöstern in ausreichender Menge fand und besorgte. Als Besonderheit ist der gelbe (in Abzeichenfarbe) breite Seitenstreifen an den braunen Hosen zu erwähnen.

Soweit vorhanden legte man auch blaue, weiße oder graue weite Pantalons an. Oft wurden statt Schuhe, die oft Mangelware waren, auch spanische Sandalen zum Verschnüren bis an die Waden benutzt.

Des weiteren versorgten sich die Mannschaften mit zusätzlichen Ausrüstungsgegenständen, wie die unverzichtbare Kürbisflasche für Wasser und andere Trinkbaren einem Beutel zum Überhängen aus Leinen für Verpflegung, weiterhin Beile und andere Werkzeuge zum Schlagen von Holz. Nicht zu vergessen der unentbehrliche Tabakbeutel.

Die Patronentasche wurde mit hellem Leinen überzogen. Für die Grenadiere eine ausgemalte schwarze Granate auf dem Deckel.

Die Gewehre wurden am 2. September 1808 in Metz ausgetauscht. Hier erhielt das Regiment das französische Modell 1777 Charleville. Für die Voltigeure die entsprechend kürzere Ausführung.

Die Unteroffiziere übernahmen die Rangabzeichen nach französischem System (distinction des grades a la francaise). Jedoch blieb eine hessische Besonderheit erhalten: am Pompon der silberne Mittelring.

Für die Offiziere: nur noch der kleine Rock. Der Hut wurde bis 1816 getragen (dann auch für die Offiziere aller Regimenter der Tschako).
Der Ringkragen war versilbert mit vergoldeten hessischen Löwen als Beschlagswappen. Die Rangabzeichen ebenfalls nach französischen. System. Diese Erkennungszeichen wurden zur Schonung, jedoch besonders im Kampf gegen Guerilleas bald abgelegt, um sich nicht von den Mannschaften zu unterscheiden (Offiziere , die durch ihr auffälliges Erscheinungsbild erkannt wurden, waren gerne Ziele von Schützen).
Der Degen hessisches Modell nach preußischen Vorbild. Das Portepee versilbert und rot durchwirkt.
Auch die Offiziere glichen Ihre Montur schnell den Verhältnissen an, so wurden – wie bereits erwähnt- die Epauletten abgenommen, ebenso übergeknöpfte Rabatten und zusätzliche Ausrüstung. Hier fällt die Nutzung von Pistolen als ergänzende Bewaffnung auf.

Für die Tamboure gleiche Uniformierung wie die Mannschaften, auf beiden Schultern gelbe Schwalbennester mit weißer unterer Einfassung. Als Variante nach Frankfurter Tagebuch auch in Rockfarbe mit gelben Besatzrändern.
Bei den Grenadierkompanien legten die Trommler ebenfalls rote Fransenepauletten an.
Wie bei den Voltigeuren die Hornisten ausgestattet waren lässt nur durch eine Rekonstruktion der Collection Kieffer, Bearbeitung durch Henri Boisselier wiedergegeben: Grüne Epauletten und Jagdhorn mit grüner Verschnürung, Muskete. Sonst wie Mannschaften.

Dem Regiment wurden am 12. März 1804 vier neue Fahnen ausgegeben. Mit nach Spanien gingen nur die 2. Fahne des I. Bataillons und die 1. Fahne des II. Bataillons.
Sie entsprachen im Erscheinungsbild den preußischen Fahnenmodellen. Die Ancancier-Fahne mit weißen Untergrund und die Retirier-Fahne mit schwarzen Grund. Die Monogramme "LL X" in den Ecken standen für Landgraf Ludwig ( der ) Zehnte. Auch nach dem Ludwig zum Großherzog aufstieg, blieben die Fahnenmodelle bis 1814 unverändert.
In der Spitze gleiches Monogramm.
Das Tuch hatte ein Format von 1,30 x 1.30 Meter. Die Fahnenstangen schwarz lackiert. Beide Feldzeichen wurden in Badajoz von den Briten erbeutet.

Eine Fahne erbeutete Private Hatton vom 4. Kings Own Regiment. Später gelangten sie ins Royal Hospital in Chelsea, dann in den Fahnensaal von Greenwich.

Das Artillerie-Detachement

Hessische Artillerie nach Ludwig  Scharf
Kanonier und Offizier der Artillerie
(nach Ludwig Scharf,
Frankfurter Tagebuch)
Tafel von E. Wagner

Die Kanoniere trugen zunächst noch eine Montur im alten Schnitt – nach der Formierung vom 1. Juni 1803 – hier mit schwarzer Abzeichenfarbe und weißen Litzen. Als Beinkleider dunkelblaue Hosen.

Nach dem Frankfurter Tagebuch erscheint der Artillerist 1809 mit abgetrennten Litzen und bereits Muskete und Patronentasche als zusätzliche Ausrüstung. Diese Ausstattung geschah auf Befehl Marschalls Lefebvre. Feldmäßig in hellgrauen Panatalons. Der Faustriemen am Säbel blau.

Auch hier zeigt sich der Einfluß auf dem spanischen Kriegsschauplatz: so sind für 1810 (nach Caspary) vornehmlich braune Hosen, mit Flicken in Gebrauch, aber auch die verschiedensten anderen Farben. Die Mäntel ebenfalls braun.

Erst gegen Ende 1810 erfolgte eine Neuuniformierung nach der Vorschrift vom 1. Februar 1809. Die Tschakos kamen sogar erst Mitte November des gleichen Jahres. Der Behang und Pompon rot, Stutz schwarz. Kinnriemen schwarzes Leder mit roter Unterfütterung.

Die Abzeichen waren nun zusätzlich rot paspelliert. Der Rock war im Schnitt der der Infanterie. Als Emblem auf den Schößen blaue Stoffgranate. Die Litzen wurden um Verwechslungen mit spanischen Truppen zu vermeiden bald abgetrennt (nach Caspary). Die Schulterklappen rot vorgestoßen. Die Hosen bei der Grande Tenue dunkelblau mit kurzen Gamaschen, jedoch mit roten Vorstößen und Quasten.

Beim Marsch oder im Feld der Tschako mit schwarzem Leinwand-Überzug, und roten Pompon. Die Rabatten übergeknöpft. Die Pantalons rotbraune Farbe mit breiten roten Seitenstreifen.

Bei den Offizieren, zunächst ebenfalls die Montierung von 1803, dann Neuuniformierung nach der Vorschrift vom 1.2.1809, die im Schnitt und Litzenanzahl der Infanterie entsprach.

Die Trainfahrer sind für 1809 in verschiedenen Quellen wie Caspary, Frankfurter Tagebuch und Uniformkunde beschrieben und dargestellt: Korsischer Hut mit weißer Agraffe und gelben Halteknopf. Als Variante für die Hosen dunkelblau.
Interessant auch hier die zusätzliche Bewaffnung mit einer Pistole in braunen Lederholfter. Schwerer Infanteriesäbel mit blauen Faustriemen. Weißes Lederkoppe und Kartuschentasche.
Im Jahre 1810 erhielten die Fahrer die gleichen neuen Monturen wie die Artilleristen.

Die Geschütze wie auch die Munitionswagen waren mittelblau lackiert mit schwarzen Beschlägen. Die Rohre in Bronze.

Quellen und Literatur
  • J.M. Bueno / Henri Achard : L’armee francaise et ses allies en Espagne: Saumur
  • Fritz Beck : Geschichte des Großherzoglich hessischen Feldartillerie- Regiments Nr. 25. Berlin 1884
  • Dr. Karl Esselborn : Bilder aus den Aufzeichnungen Karl Friedrich Maurers über den spanischen Feldzug und seine englische Gefangenschaft 1808 – 1814. Worms ohne Jahr
  • Karl Esselborn : Die Hessen in Spanien und in englischer Gefangenschaft 1808 – 1814, Erinnerungen Hess. Volksbücher Band. Darmstadt 1912
  • Karl Esselborn : Erinnerungen aus dem spanischen Feldzuge und aus der englischen Gefangenschaft 1808 – 1814 von Karl Christoph Caspary. Darmstadt 1914
  • Karl Brodrück : Der Kampf um Badajoz im Frühjahr 1812. Leipzig 1861
  • A. Keim : Geschichte des 4. Großherzoglich hessischen Infanterieregiments Nr. 118 und seiner Stämme. Berlin 1879
  • L. Kattrein : Ein Jahrhundert deutscher Truppengeschichte, dargestellt an derjenigen des großherzoglichen Kontingents 1806 – 1906. Darmstadt 1907
  • Colonel Camille Sauzey : Les allemands sous les aigles francaises, Tome VI " Les soldats de Hesse et de Nassau". Paris 1912
  • Emil Nussbaum : Le Regiment Hessois " Prince Heritier"„ en Espagne 1808 – 1812, avec 2 planches de E.Giffard, Passepoil, 13 annee No 3. Paris 1912
  • Richard Knötel : Mittheilungen zur militärischen Tracht – Grosse Uniformkunde Band II, Tafel 43. Rathenow 1890 - 1914
  • Herbert Knötel : Sturm Album, Zeitalter der Befreiungskriege. Dresden ohne Jahr
  • Don Fosten : Diverse Artikel über das "Frankfurter Tagebuch", Tradition. London
  • B. Maitland, A. Umhey : Skizzen von Ludwig Scharf, "Deutsche Truppen in Spanien", Blatt Hessen-Darmstadt, Sammlung A. Umhey
  • Fritz Kredel : Uniformkunde, Neue Folge, Tafel nach den Erinnerungen des Lieutnant Maurer.
  • Peter Wacker : Die großherzoglich Hessische Artillerie in Spanien 1808-1812, Der Sammlerbrief. Nürnberg 1983
  • Peter Wacker : Die Truppen des Großhzerzogtums Hessen-Darmstadt 1803-1815, Die Zinnfigur. 9. Jahrgang 1960
  • M. Gärtner, A. Umhey : Das großherzoglich hessische Infanterie Regiment "Groß- und Erbprinz" im spanischen Feldzug 1808-1812, Der Sammlerbrief. Nürnberg 1984
  • G. Ortenburg, F. Kersten : Hessisches Militär zur Zeit des Deutschen Bundes, Zeitschrift für Heereskunde. Beckum 1984
  • A. Martinien : Tableau par corps et par batailles des officiers tués ou blessés pendant les guerres de l'Empire 1805-1815. Paris 1909
     
© Napoleon Online - Letzte Aktualisierung am 10.10.2007
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