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Regiment "Groß- und Erbprinz" im Spanienfeldzug

 

Da die ausführliche Schilderung der über fünfzig Gefechte und aller bekannten Schlachten auf spanischen Boden an dem das Regiment getrennt oder vereint teilgenommen hat, den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde, sollen die wesentlichen Ereignisse in Form eines Gefechtskalenders aufzeigt werden.

1808

Soldaten nach Zeichnung des Lieutenant Maurer
Soldaten nach Zeichnungen des
Lieutenant Maurer
(Aquarell von E. Wagner)

21.10. in der Provinz Navarra und an der Biscaya: die Voltigeurkompanien erlebten ihr erstes Gefecht bei Moparia gegen Vorposten spanischer Truppen unter General Blake.

27.10. weitere Vorpostengefechte um Durango folgten

31.10. Siegreiches Gefecht bei Zonoza gegen spanische Juntatruppen.

06.11. Die 3. Füsilierkompanie des 2. Bataillon unter dem Kommando von Leutnant Venator retteten bei dem Gefecht bei Salas die Artillerie der Division Sebastiani.

07.11. Erneutes Gefecht bei Balmaceda mit einem Sieg über die Spanier unter General Blake. Die beiden Bataillone des Regiments wurden getrennt.

04.12. Das I. Bataillon geht nach Segovia in Garnison, ebenso der Stab. Das II. Bataillon rückte über Bilbao zur Küste vor und wird dem I. AK (Marschall Victor), 2. Brigade in der Provinz Estremadura zugeteilt.

1809

Anfang des Jahres in Madrid einquartiert.

15.02. Gefecht bei der Brücke von Almarez. Mit der deutschen Division erzwang das II. Bataillon den Tajo-Übergang und erlitt die ersten größeren Verluste mit 39 Mann.

11.03. Die Brigade erhielt einen neuen Kommandeur durch General Schaeffer von Bernstein aus Hessen. Das I. Bataillon kämpfte bei Beruni.

17. 03. Schlacht bei Mesa de Ibor. Die deutsche Division überquerte den Fluß Ibor um spanische Truppen unter General Cuesta auf dem gegenüberliegenden Höhenzug zurückzudrängen. Dieser entscheidende Flankenangriff am rechten Flügel des II. Bataillon zusammen mit den Frankfurtern entschied die Schlacht. Trotz bedeutender Übermacht wurden über 7000 Spanien in die Flucht geschlagen.

18.03. Weiter Vorstoß auf Almarez mit Gefechten gegen versprengte Spanier.

27.03. Zur Sicherstellung der Verpflegung wurde mit dem II. Batl. ein Fouragierkommado gebildet. Kaum auf dem Marsch wir das Kontingent von Guerillas angegriffen. Unter schweren Verlusten, darunter 20 Toten wird der Angriff abgewehrt.

28.03. Schlacht bei Medellin in der Provinz Estremadura. An dieser Schlacht nahm die Voltigeurkompanie des II. Batl als Teil des Elitebataillons der deutschen Division teil. Mit dem überragenden Sieg von Marschall Victor über die spanische Armee, die fast 19.000 Mann Verluste erlitt, gelangte diese wichtige Provinz unter französische Kontrolle.

07.06. Nach einigen kleineren Gefechten stürmte das I. Batl. die Brücken von Penaflor und Grado. Mit der II. Füsilerkompanie und den Voltigeuren leisteten die Hessen spanischen Gegenangriffen erbitterten Widerstand. Hierbei erlitten die eingesetzten Truppenteile 34 Tote und 14 Gefangene als Verluste.

14.06. Erneut war die II. Füsilierkompanie des I. Batl. mit einem schwierigen Auftrag betraut worden – die Sicherung eines Krankentransportes. Bei Pola de Lena geriet die Kompanie in einen spanischen Hinterhalt. Von den 45 Wagen gingen 28 mit Kranken beladen verloren.

10.07. In Toledo vereinigten sich beide Bataillone wieder.

27. / 28.07. Schlacht bei Talavera de la Reina. Nachdem am 27. Juli ein französischer Angriff des I. Korps Victor auf die britisch-spanischen Stellungen unter General Wellesley (der spätere Duke of Wellington) zurückgeschlagen wurden konnte, flammten die Kämpfe an diesem Tage mit einem weiteren Vorstoß auf den linken Flügel der Briten erneut auf, der aber verlustreich für die Angreifer abgeschlagen wurde. Gegen 14 Uhr erhielt die deutsche Division den Befehl das britische Zentrum anzugreifen. Am linken Flügel der Kolonne, zusammen mit den Regimentern von Baden und Holland ging der Vormarsch über schwieriges Terrain vor. Jedoch blieb der Angriff wieder an den wohlgezielten britischen Salven schon kurz danach stecken. Nachdem die anderen deutsch – holländischen Truppen zurückgeworfen wurden, deckten die Hessen den Rückzug. Im Karree wehrten sie britische Kavallerieangriffe ab. Hier zeichnete sich erneut die I. Voltigeurkompanie aus. Die Stärke des Regiments betrug nach knapp neun Monaten in Spanien noch 21 Offiziere und 741 Mannschaften. Nach der Schlacht zählte die Truppe 4 Offiziere, Unteroffiziere und 45 Mann verwundet; 2 Offiziere und 18 Mann gefallen.

Die Folgemonate waren gekennzeichnet durch Detachierungen, immer wieder Märsche und Gegenmärsche und ständigen Gefechten mit spanischen Junta-Truppen oder gnadenlosen Kämpfen mit den Guerillas.

Die täglichen Anstrengungen und unzureichende Versorgungslage forderten ihren Tribut an das Regiment, die Anzahl der Kranken und Erschöpften stieg ständig. So betrug die Gesamtstärke am 31. Oktober 1809 noch beim I. Batl. unter Weber: 24 Offiziere und 405 Mann und beim II. Batl. unter Major Schmalkalder 11 Offiziere und 425 Mann.

19.11. Schlacht von Ocana. Marschall Soult siegte gegen eine doppelte spanische Übermacht. Dies war die erste größere Aktion, an der die Hessen wieder einen Anteil am Ausgang des Sieges hatten. Die Verluste hierbei waren: 1 Offizier gefallen und 4 verwundet. Über 70 Mannschaften ausgefallen.

1810

Auch dieses Jahr war geprägt von zahlreichen Aktionen wie Eskortierungen von Gefangenen und Transporten, Abwehr von Guerilla-Angriffen und eigene Erkundungen und Strafexpeditionen gegen Rebellen. Auch wechselte erneut der Kommandeur, von nun ab führte Oberstlieutenant KÖHLER das Regiment. Zu dieser Zeit hatte das Regiment, trotz Verstärkung von 600 Mann nur noch eine Gesamtstärke von 900 aufzuweisen.

Herausragende Ereignisse waren im Juni die Verteidigung von Toledo, Ende September die erfolgreiche Abwehr eines spanischen Vorstoßes auf das Dorf Rivles, wo 80 Hessen über 500 Briganten zurückschlugen. Am 15. Oktober wehrten sogar nur 20 Hessen an der Brücke von Puebla de Montalban fast 600 Guerillas ab. Ende Oktober nahmen Teile des Regiments an einem Vorstoß gegen Madrid teil. Beteiligt waren die vier Elitekompanien und Teile des II. Bataillons.

1811

Im Januar war das Regiment auf verschiedene Ortschaften als Garnisonen verteilt: Stab und die beiden Grenadierkompanien in Puebla; das I. Batl. mit 5 Kompanien in Talavera; II. Batl. 5 Komp. in Naval Moral de Plasencia, um die Brücken in der Umgebung zu sichern.

Außer einigen Gefechten und einer erfolglosen Expedition an die portugiesische Grenze verlief das Jahr relativ ruhig für das Regiment. Am 12. Dezember ging das Regiment nach Sevillia ab und bezog dort Garnison.

Badajoz 1812 und das Ende

Plan der Belagerung von BadajozIm Februar traf die Artillerie wieder zum Regiment und so waren die Hessen nach über drei Jahren wieder als Kontingent vereinigt. Am 14.2 erfolgte der Abmarsch als Verstärkung der Besatzung zur Festung Badajoz in die Provinz Estremadura an der spanisch–portugiesischen Grenze. Die Stadt lag am Fluß Guadiana und hatte einen starken Befestigungsgürtel, gekrönt von einem Schloß – die Zitadelle – auf einer Anhöhe.

Das Regiment hatte nach Ankunft am 16.3.1812 eine Stärke von 32 Offiziere und 910 Mann, die Artillerie 1 Offizier, 1 Unteroffizier und 37 Kanoniere. Das Detachment ging ohne Geschütze und Bespannung in die Festung. Die weitere französische Garnison bestand aus 5 schwachen Bataillonen Infanterie, 1 Kompanie Spanier und technischen Truppen (siehe Anhänge).

Hiermit begann das letzte und entscheidende Kapitel für das Regiment. Bereits Anfang 1812 zeichnete sich ab, daß mit einem Vordringen der anglo-portugiesischen Armee unter Wellington zu rechnen ist und dabei auch eine Belagerung der Festung erfolgte.

Die Anlagen, Stadtmauer und Bastionen, sowie die Außenwerke befanden sich in einem vernachlässigten Zustand. So wurden mit großer Energie die Befestigungsanlagen und die Vorwerke instandgesetzt und Munition – an der leider Mangel herrschte – und Vorräte zusammengezogen.

Am 16. März erschien Wellington mit 3 britischen Divisionen und einer portugiesischen Brigade und schloß die Festung unverzüglich ein. Bereits in der Nacht vom 17. auf 18 . März begann die förmliche Belagerung. Die Hessen erhielten den Befehl die Bastionen No.7, 8 , 9 an der Ostseite der Stadt und die Zitadelle zu besetzen. Weiterhin wurden je 50 Mann als Verstärkung in die beiden Außenwerke (Fort Pardaleras und Fort Picurina) verlegt.

Die Briten betrieben die Belagerungsarbeiten mit großer Energie. Außerdem musste Wellington befürchten, daß in kurzer Zeit zwei französische Armeekorps zum Entsatz der Stadt heran eilten und bis dahin das Ziel der Eroberung dieses strategisch wichtigen Punktes erreicht sein musste. Um dieses Vorgehen zu behindern, machten die Belagerten mehrere Ausfälle, so auch am 19. März mit über 1.200 Mann. Der Angriff wurde jedoch gestoppt und die versprengten Verteidiger zurückgetrieben. Der Verlust auf Seiten der Garnison betrug über 200 Mann an Toten und Verwundeten. Allein das Regiment Hessen, was mit 200 Mann beteiligt war, verlor mit 2 Offizieren und 97 Mannschaften die Hälfte seiner eingesetzten Männer.

Weitere Verluste entstanden durch die ständigen Aufräumarbeiten und das Schließen der Breschen. Allein am 1. und 2. April verloren die Hessen hierbei 21 Mann an Toten. In der Nacht 6./7. April begann der Sturm auf die Stadt. Mit rund 15.000 Mann formiert in Sturmtrupps erfolgte der Angriff. Besonders im Verteidigungsabschnitt der Hessen stürmte die 2. Britische Division unter General Picton die Breschen No. 8 und 9 und die Zitadelle. Die Angreifer konnten mehrmals abgeschlagen werden, hierbei zeichneten besonders hessische Offiziere durch ihre Aktionen aus. Jedoch gelang es Briten über die Zitadelle einzudringen, die schwache Besatzung niederzumachen oder gefangenzunehmen. Die letzten zurückgedrängten Verteidiger waren auf der Bastion No. 7 und 6 ebenfalls die hessischen Soldaten.

Für die britischen / portugiesischen Truppen war die Einnahme von Badajoz mit den bis dahin höchsten Verlusten von 3.600 Mann verbunden.

Für die übriggebliebenen 463 Hessen begann eine lange, schwere und manchmal entwürdigende Gefangenschaft. Zunächst ging es nach Lissabon, dort Unterbringung in Gefängnissen, dann Seetransport nach England, mit späterer Verwahrung in der Nähe von in Plymouth.

Erst im Frühjahr 1814 kehrten noch 4 Offiziere und 168 Mann nach Hessen zurück.

Gesamtverlust von 1808 bis 1812 : 13 Offiziere gefallen, 50 Offiziere verwundet und über 1.300 Mann gefallen und verwundet.

Als Auszeichnung wurden 8 Legion d’honneur und 36 hessische Verdienstorden vergeben.

Nur 4 Offiziere und 216 Mann und 25 Artilleristen blieben vom Untergang in Badajoz verschont, da sie noch in Toledo standen. Diese "Resttruppe" kehrte im Oktober 1812 nach Darmstadt zurück.

Eine Neuaufstellung übernahm die Tradition und kämpfte 1814 und 1815 auf Seite der Koalition gegen ihre einstigen französischen Waffengefährten.

Quellen und Literatur
  • J.M. Bueno / Henri Achard : L’armee francaise et ses allies en Espagne: Saumur
  • Fritz Beck : Geschichte des Großherzoglich hessischen Feldartillerie- Regiments Nr. 25. Berlin 1884
  • Dr. Karl Esselborn : Bilder aus den Aufzeichnungen Karl Friedrich Maurers über den spanischen Feldzug und seine englische Gefangenschaft 1808 – 1814. Worms ohne Jahr
  • Karl Esselborn : Die Hessen in Spanien und in englischer Gefangenschaft 1808 – 1814, Erinnerungen Hess. Volksbücher Band. Darmstadt 1912
  • Karl Esselborn : Erinnerungen aus dem spanischen Feldzuge und aus der englischen Gefangenschaft 1808 – 1814 von Karl Christoph Caspary. Darmstadt 1914
  • Karl Brodrück : Der Kampf um Badajoz im Frühjahr 1812. Leipzig 1861
  • A. Keim : Geschichte des 4. Großherzoglich hessischen Infanterieregiments Nr. 118 und seiner Stämme. Berlin 1879
  • L. Kattrein : Ein Jahrhundert deutscher Truppengeschichte, dargestellt an derjenigen des großherzoglichen Kontingents 1806 – 1906. Darmstadt 1907
  • Colonel Camille Sauzey : Les allemands sous les aigles francaises, Tome VI " Les soldats de Hesse et de Nassau". Paris 1912
  • Emil Nussbaum : Le Regiment Hessois " Prince Heritier"„ en Espagne 1808 – 1812, avec 2 planches de E.Giffard, Passepoil, 13 annee No 3. Paris 1912
  • Richard Knötel : Mittheilungen zur militärischen Tracht – Grosse Uniformkunde Band II, Tafel 43. Rathenow 1890 - 1914
  • Herbert Knötel : Sturm Album, Zeitalter der Befreiungskriege. Dresden ohne Jahr
  • Don Fosten : Diverse Artikel über das "Frankfurter Tagebuch", Tradition. London
  • B. Maitland, A. Umhey : Skizzen von Ludwig Scharf, "Deutsche Truppen in Spanien", Blatt Hessen-Darmstadt, Sammlung A. Umhey
  • Fritz Kredel : Uniformkunde, Neue Folge, Tafel nach den Erinnerungen des Lieutnant Maurer.
  • Peter Wacker : Die großherzoglich Hessische Artillerie in Spanien 1808-1812, Der Sammlerbrief. Nürnberg 1983
  • Peter Wacker : Die Truppen des Großhzerzogtums Hessen-Darmstadt 1803-1815, Die Zinnfigur. 9. Jahrgang 1960
  • M. Gärtner, A. Umhey : Das großherzoglich hessische Infanterie Regiment "Groß- und Erbprinz" im spanischen Feldzug 1808-1812, Der Sammlerbrief. Nürnberg 1984
  • G. Ortenburg, F. Kersten : Hessisches Militär zur Zeit des Deutschen Bundes, Zeitschrift für Heereskunde. Beckum 1984
  • A. Martinien : Tableau par corps et par batailles des officiers tués ou blessés pendant les guerres de l'Empire 1805-1815. Paris 1909
     
© Napoleon Online - Letzte Aktualisierung am 09.10.2007
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