Home
Quellen
Tagebuch von 1813
August

1. Dessau. Der Herzog von Dessau macht bekannt, daß er in seiner jetzigen Lage nur selten einer seiner Unterthanen helfen könne, und daß sie ihn mit Bitten verschonen möchten.

3. Berlin. Vom 1sten an sind wieder 48 franz. Ueberläufer angekommen.
Stettin. Der Geburtstag des Königs von Preußen wurde heute auch hier gefeiert, worüber aber der franz. Gouverneur sehr entrüstet wurde. Er lief in der Luisenstraße wüthend herum, und zerschlug mit eigener Hand mehrere illuminirte Fenster.

4. Dresden. Der Kaiser Napoleon ist von der Reise nach Mainz, wo er eine Zusammenkunft mit seiner Gemahlin hatte, zurückgekommen.

6. Stralsund. Ankunft des Generals Moreau.
Böhmen. Das zweite preuß. Armeecorps, unter dem Befehl des Generals von Kleist, ist aus Schlesien hier eingerückt, und hat sich mit den Oestreichern zu gemeinschaftlichen Operationen vereiniget.

9. Prag wird von den franz. Friedensunterhändlern, ohne einen Frieden zu Stande gebracht zu haben, wieder verlassen. Einige von den Franzosen vorgelegte Vorschläge sind gewesen: Polen preiß zu geben, und den König von Sachsen auf Kosten Preußens zu entschädigen.
Dresden. Das sächsische General-Kriegscollegium citirt den General von Thielemann und mehrere andere ausgetretene sächsische Offiziere, sich den 4ten October in Dresden zu stellen.

10. Berlin. Der Waffenstillstand ist aufgekündiget, und die Feindseligkeiten gehen den 17ten wieder an. - Abends um 8 Uhr traf der General Moreau hier ein, und wurde von dem Volke mit lautem Jubel empfangen. Er ging am anderen Tage Mittags nach dem russisch-preußischen Hauptquartiere ab.
Sachsen. Bei der franz. Armee wurde bereits heute der Geburtstag Napoleons, welcher erst auf den 15ten fällt, gefeiert.
Schlesien. Der Kaiser von Rußland und der König von Preußen reisten nach Prag.
Wien. Es erfolgte das Manifest und die Kriegserklärung des östreichischen Hofes gegen Frankreich.

11. Stettin. Der Kronprinz von Schweden musterte das Belagerungscorps, und da sich derselbe dabei den Festungswerken näherte, so wurde auf ihn mit einer Haubitzenkugel aus der Festung geschossen.

12. Prag. Erklärung des Grafen von Metternich über Oestreichs Verhältniß gegen Frankreich, und über den Friedens-Congreß, in welcher es in Hinsicht des Letztern heißt: “Die verzögerte Ankunft der französischen Herren Bevollmächtigten, unter Vorwänden, welche der große Zweck des Congresses gar nicht hätte zum Vorschein kommen lassen sollen; die Unvollständigkeit ihrer Instructionen über bloße Formalitäten, wodurch eine gar nicht mehr zu ersetzende Zeit verloren ging, und die für den wichtigsten Gegenstand der Unterhandlungen nur noch wenige Tage übrig ließen; alle diese Umstände zusammen genommen, enthielten den klaren Beweis, daß ein Friede, so wie ihn Oestreich und die alliirten Mächte wünschten, den Wünschen Frankreichs völlig fremd gewesen sey, und daß dasselbe nur dem Schein nach, und um sich nicht dem Vorwurf auszusetzen, den Kriege allein verlängern zu wollen, den Vorschlag zu einer Negociation zwar annahm, jedoch auf dessen Vereitlung bedacht war, oder sich derselben nur dazu bedienen wollte, um Oestreich von den Mächten abwendig zu machen, mit denen dasselbe schon über Grundsätze übereingekommen war, und zwar noch vorher, ehe diese Uebereinkunft zum Besten des Friedens und der ganzen Welt durch Verträge sanctionirt gewesen war. Oestreich beendigte diese Negociationen, deren Ausgang seine liebsten Wünsche betrog, mit dem Bewußtseyn, dabei mit Redlichkeit gehandelt zu haben.”

13. Udine. Ankunft des Vicekönigs von Italien, welcher das Commando gegen die östreichische Armee in Italien bekommen hat.

14. Berlin. Zur Armee gingen ab: die Prinzen Wilhelm und August, die Generale von Tauentzien, von Bülow u.a.m.
Breslau bis jetzt neutral, wird wieder von dem General von Blücher besetzt.
Prag. Der Kaiser von Oestreich trifft hieselbst aus Brandeis ein.
Dresden. Ankunft des Königs von Neapel bei der französischen Armee.

15. Oranienburg. Hauptquartier des Kronprinzen von Schweden, und Erlassung einer Proklamation zur Wiedereröffnung der Feindseligkeiten.
Jauer. Der franz. Divisionsgeneral Jomini, Chef des Generalstabes im Neyschen Corps, ging hier durch und zu den Russen über.
Prag. Ankunft des Kaisers von Rußland.
Braunau. Hauptquartier des kommandirenden baierschen Generals, Grafen von Wrede. Er erließ eine Bekanntmachung an die Einwohner des Salzach Kreises, um sie darüber zu beruhigen, daß die Hauptstadt Salzburg in Belagerungszustand gesetzt worden.
Dresden. Der franz. Graf von Narbonne traf von Prag hier ein, und drei Stunden nachher verließ der Kaiser Napoleon Dresden. Er hat vorher dem Könige von Sachsen die beruhigendsten Versicherungen gegeben, und dieser hat darauf beschlossen, seine Residenz, die durch so viele Bollwerke gesichert ist, nicht zu verlassen.

16. Potsdam. Hauptquartier des Kronprinzen von Schweden.

17. Berlin. Die Feindseligkeiten sind heute, am Todestage Friedrichs des Einzigen, auf allen Punkten wieder angegangen. Die preußische Armee ist wieder eben so stark als unter Friedrich dem Einzigen, einige Freicorps mit gerechnet, und dazu kommen noch die Russen, Oestreicher, Schweden, Mecklenburger, Hanseaten und die englisch-deutschen Truppen. Es ist ein viertes preußisches Armeecorps errichtet, und dem General von Tauentzien ertheilt worden. Dies mit dem dritten Corps, nebst zugetheilten Russen, Schweden, Engländern, Mecklenburgern, Lützowschen und Reichschen Freicorps und Hanseaten, befehligt der Kronprinz von Schweden. Das erste und zweite Corps steht unter dem Oberkommando des Generals von Blücher; die Russen unter Barklay de Tolly, und die Oestreicher unter dem Fürsten Schwarzenberg. Die französischen Corps sind: an der Nieder-Elbe Davoust, in Verbindung mit den Dänen; an der Mittel-Elbe Oudinot, Victor, Bertrand und Reynier, und an der Ober-Elbe die übrigen Corps. Die jetzige Stärke der ganzen franz. Armee, sowohl in Deutschland als in Italien, beträgt höchstens 400,000 Mann. - Nach einer aufgefangenen Depesche bestand die französische Armee in Obersachsen und Schlesien aus folgenden Corps und Stärke: Alte Garde 6607 Mann, junge Garde 32,000, Gardecavallerie 10,500; erstes Armeecorps, Vandamme 25,000 Mann zu Dresden; zweites, Victor 21,000 zu Zittau; drittes, Ney 32,000 zu Liegnitz; viertes, Bertrand 21,000 zu Dahme; fünftes, Lauriston 35,000 zu Goldberg; sechstes, Marmont 30,000 zu Bunzlau; siebentes, Regnier 20,000 zu Dahme; achtes, Poniatowski 15,000 bei Zittau; eilftes, Macdonald 21,000 bei Löwenberg; zwölftes, Oudinot 24,000 bei Dahme; vierzehntes, Gouvion St. Cyr 31,000 zu Königsstein; erste Cavalleriedivision: Mauburg 10,000; zweite, Sebastiani 9,000; dritte, Valmy 6,000; vierte, Milhaut 4000; fünfte, Arighi 4,000; Summa der Infanterie 313,607; der Cavallerie 43,500; ganze Summa 357,107 Mann. Die Corps von Davoust und Augereau sind hierbei nicht mitgerechnet. - Zugleich ging der Krieg in Italien an, wo östreichischer Seits der Generalfeldzeugmeister von Hiller, und französischer Seits der Vicekönig von Italien kommandirt.
Melnick. Hauptquartier des Fürsten von Schwarzenberg. Er erläßt den ersten Armeebefehl und rückt nach Sachsen vor. Seine Armee besteht aus wenigstens 320,000 Mann.
Agram in Illyrien. Die östreichischen Truppen, unter dem Feldzeugmeister von Hiller, gehen in mehreren Kolonnen über die Save, und derselbe erließ einen Armeebefehl.
Liegnitz. Die Franzosen wurden vom General von Blücher gedrängt, mußten aus Liegnitz entfliehen, und auch 6 Offiziere, 30 Mann und 282 Kranke zurücklassen. Die auf Pflicht geforderten Angaben der den Bürgern zugefügten Beschädigungen, betragen 70,000 Rthlr., und außerdem wurden während des Waffenstillstandes Contributionen ausgeschrieben und Requisitionen gemacht. Brückenschanzen wurden aufgeworfen, Häuser in den Vorstädten zerstört, und alle Wallgärten, bis auf einen, durch Umhauung der kostbaren Obstbäume verwüstet. Auch ein Theil der schönen Linden wurde ohne Zweck umgehauen.
London. Sobald das englische Parlament die Aufkündigung des Waffenstillstandes erfuhr, bewilligte es für die Preußische Armee eine Million Pfd. Sterling an Geld, 1600 Oxhoft Rum, 200 Tonnen Zwieback, 200 Tonnen Pökelfleisch und 50,000 Mäntel.

18. Berlin. Die gestern wieder angefangenen Feindseligkeiten haben bereits zur Folge gehabt, daß heute als Gefangene von Mittenwalde eingebracht wurden: der Baiersche Oberst, Graf von Seyffel d´Aix, ein baierscher Lieutenant und 27 Mann Baiern, desgleichen 53 Mann Hessen-Darmstädtsche Truppen und 19 Beute-Pferde.
Lauenburg. Gestern und heute griffen die Franzosen die in hiesiger Position stehenden zwei Bataillone des Lützowschen Corps an, wobei die Ersteren viele Menschen und die Letzteren 4 Offiziere und 100 Mann verloren.
Jauer. Die Franzosen wurden bereits seit dem 14ten aus dem neutralen Gebiete Schlesiens gejagt, da sie sich Requisitionen in demselben erlaubt hatten, udn auf die Katzbach beschränkt.
Charlottenburg. Hauptquartier des Kronprinzen von Schweden.
Prag. Der König von Preußen traf hier ein und wurde von dem Volke eben so als der Kaiser von Rußland mit lautem Jubel empfangen. - Seit dem Waffenstillstande bis jetzt sind wenigstens 18,000 Ausreißer von der franz. Armee nach Böhmen gekommen.

19. Haynau. Das von Sackensche Corps trieb die Franzosen von hier bis Kreibau, schlug und verfolgte sie bis Thomaswalde, wobei sie 12- bis 1500 Mann verloren. - Zugleich ließ der General, Graf Langeron, seine Avantgarde, unter Rudcziewicz, bei Zopten den Bober passiren, eroberte das Dorf Liebeneichen, eine Batterie, eine Kasse und viele Equipage. Der preußisch-russische Verlust an Todten und Blessirten beträgt hierbei gegen 2000 Mann; der der Franzosen ist viel bedeutender. - Der Kaiser Napoleon sagt von diesem Gefecht, die Alliirten wären in den Bober geworfen.
Prag. Der Kaiser von Rußland ging zur Armee ab.

20. Görz. Der Vicekönig von Italien erläßt eine Proklamation an seine Armee, worinnen er unter andern sagt: “Nachdem die Bemühungen unsers Kaisers fruchtlos gewesen sind, und der Friede noch nicht Frankreich geschenkt werden konnte, so wollen wir dazu beitragen, ihn zu erobern, und unsern Feinden die Irrigkeit ihrer eitlen Hoffnungen darthun. Die Thoren! sie hatten geglaubt, das große Reich zu theilen, u.s.w.”
Dresden. Bericht des Herzogs von Bassano an den Kaiser Napoleon über den Krieg Oestreichs gegen Frankreich. Unter vielem anderen sagt er darinnen: “Konnte das Oestreichische Cabinet, nachdem es so häufige Erfahrungen von der Macht der französischen Armee gemacht hat, ernsthaft glauben, uns in einigen Monaten in unsere alte Gränzen zurück zu werfen? Es bedarf 20jährige Siege, um dasjenige zu vernichten, was 20jährige Siege geschaffen haben.”

21. Vellahn und Kamin. Der General von Wallmoden wird von Davoust mit 20,000 Mann angegriffen, und die Stellungen wurden auf beiden Seiten behauptet.
Villach. Der östreichische Feldmarschall-Lieutenant Frimont griff Villach an, und hat den diesseits der Drau gelegenen Theil der Stadt in Besitz genommen, dabei auch 20 Stück Geschütz und Munition erobert.
Pirna. Das von den Franzosen so stark verschanzte Lager bei Pirna wurde von dem Grafen von Wittgenstein erstürmt, wobei derselbe 500 Mann verlor, jedoch den Marschall Gouvion St. Cyr zum Rückzuge nöthigte.
Adelsberg in Krain. Hauptquartier des Vicekönigs von Italien.
Lienz in Tyrol. Eine Abtheilung östreichischer Truppen traf hier ein.

22. Cüstrin. Bedeutender Ausfall der Belagerten.
Sefres. Hier zeigte sich eine Patrouille Kosaken und östreichischer Husaren, welche sich nach Hof wandten.
Prag. Der König von Preußen ging wieder zur Armee ab.

23. Berlin. Der russische Oberst Barnickow brachte eine von ihm bei Sonnenwalde erbeutete sächsische Kriegskasse von 150,000 Thalern ein. Auch wurden eingebracht an Gefangenen 8 franz. Offiziere und 68 Mann.
Groß-Beeren, Dorf zwischen Berlin und Mittenwalde. Bedeutendes Gefecht, gestern und heute, zwischen dem Kronprinzen von Schweden und den Franzosen. Letztere unter Oudinot mit dem 4ten, 7ten und 11ten Corps, wollten nach Berlin, waren auch nur noch 2 Meilen davon, wohin sie der Kronprinz gezogen hatte, wurden dann aber kräftig zurückgeschlagen und verfolgt. Der Kronprinz eroberte 26 Kanonen, 60 Pulverwagen, eine Menge Bagage, und machte 40 Offiziere und 1500 Mann zu Gefangenen. - Der französische Bericht sagt hierüber bloß folgendes: “Da der Herzog von Reggio in den Gefechten bei Groß-Beeren nicht reüssirte, so begab sich derselbe nach Wittenberg zurück.”
Berlin. Nach de Leipziger Zeitung müßte Berlin heute von den Franzosen besetzt worden seyn, indem dies in diesem Blatte als wirklich geschehen gemeldet wird. Zugleich wird daselbst gesagt: Blücher, von Napoleon nach Breslau getrieben, werde von Macdonald nach Polen geworfen; Vandamme sey in Böhmen eingedrungen und verbreite Schrecken bis Prag, und Davoust habe das Wallmodensche Corps so auseinander gesprengt, daß kaum 30 Mann zusammen geblieben.
Goldberg. Die hier stehende preußische Armee wurde von den Franzosen angegriffen, und die Avantgarden vertheidigten sich auch, allein der General von Blücher gab Befehl, die Gefechte abzubrechen und die Armee gegen Jauer zurückzuziehen. Er wollte die Franzosen noch weiter von der Elbe abziehen, und berechnete, daß die große böhmische Armee zwei Märsche in Sachsen eingedrungen seyn, und der Kronprinz von Schweden die Nieder-Lausitz eingenommen haben konnte. Der preußische Verlust in den letzten drei Tagen beträgt kaum 3000 Mann.
Schwerin. Davoust hat sich mit seinem ganzen Corps von Wittenberge hierher zwischen die großen und kleinen Seen gezogen und heute Schwerin besetzt. Der General von Tettenborn und das Lützowsche und Reichsche Freicorps beobachten ihn von allen Seiten.
Klagenfurth. Hauptquartier des östreichischen General-Feldzeugmeisters von Hiller.
Karlstadt. Das 3te franz. Szluiner oder Kroatische Grenzbataillon ging mit sämmtlichen Offizieren zu den Oestreichern über, und leistete sogleich den Eid der Treue.
Reichenberg. Das 1ste und 2te westphälische Husarenregiment, unter Anführung der Obersten Grafen von Hammerstein und Freiherrn von Penz, gingen zu den Oestreichern über, und wurden sogleich in Eid und Pflicht genommen.

24. Dresden. Napoleon begab sich mit der Garde hierher, und zieht auch die gegen Blücher gestandenen Truppen an sich, indem die Alliirten seit dem 20sten über die Grenze von Böhmen an beiden Ufern der Elbe in Sachsen eingedrungen sind.
Zitz bei Zisar. Der Rittmeister von Erxleben, vom 5ten Landwehr-Regiment, drang hier mit 30 Mann in eine Compagnie franz. Voltigeurs, welche ein Quarré formirt haten, hieb 22 Mann nieder, und nahm 2 Offiziere und 98 Mann gefangen.

25. Berlin. Gestern und heute wurden an Gefangenen und Beute eingebracht 66 Offiziere, 1368 Mann, 16 Kanonen, 1 Haubitze und 44 Munitionswagen.
Teltow. Hauptquartier des Kronprinzen von Schweden. Die Franzosen sind in vollem Rückzuge.
Fiume wurde von dem östreichischen General Nugent besetzt.
Stettin. Die franz. Besatzung brannte die Anzahl Häuser, unter dem Namen Torney, vor dem Berliner Thore ab, und verursachte einen Schaden von mehr als 200,000 Thalern.
Dömitz. Die hier gegenüber gelegenen franz. Verschanzungen wurden von dem Grafen Kielmannsegge zerstört und 3 Offiziere und 144 Gemeine gefangen genommen.

26. Katzbach. Der General von Blücher schlägt zwischen Brechtelshof und Greitsch an der Katzbach, die vereinigten franz. Corps unter Ney, Macdonald und Lauriston, 80- bis 90,000 Mann stark, gänzlich. Der kommandirende preuß. General erließ am 2ten Septbr. aus dem Bivouac zwischen Naumburg und Görlitz, beim Dorfe Kielingswalde, einen Armeebefehl an seine Soldaten, worinnen er zufolge dieser Schlacht sagt: “103 Kanonen, 250 Munitionswagen, des Feindes Lazareth-Anstalten, seine Feldschmieden, seine Mehlwagen, ein Divisionsgeneral, zwei Brigadegenerale, eine große Anzahl Obersten, Stabs-und andere Offiziere, 18,000 Gefangene, 2 Adler und andere Trophäen sind in euren Händen.” - Napoleon sagt in seinem Berichte bloß: “Der Feind hat uns 3- bis 4000 Gefangene, 2 Adler und die Kanonen der Brigade Pucthod abgenommen.”
Saarmund. Hauptquartier des Kronprinzen von Schweden.
Dresden. Die verbündete große Armee von Oestreichern, Russen und Preußen, welche seit dem 20sten aus Böhmen in Sachsen auf das linke Elbufer, unter dem Fürsten von Schwarzenberg, vorrückte, ist bis vor Dresden gelangt, welches sogleich beschossen wurde. Es wurden dabei 4 Stück Geschütz genommen. Zugleich aber hatte der General Moreau das Unglück, daß ihm durch eine Kanonenkugel beide Beine über den Knien zerschmettert wurden. Er starb zu Laun, einem böhmischen Städtchen, am 2ten Septbr. Der Kaiser von Rußland läßt den entseelten Leichnam nach Rußland abführen.
Pirna. Das Lager von Pirna wird wieder von den Franzosen unter Vandamme genommen.

27. Berlin. Gestern und heute wurden eingebracht 2 Offiziere und 791 franz. Gefangene, auch 40 Ueberläufer.
Belzig. Zwischen hier und Lübnitz schlugen die Generale Tschernitscheff und Hirschfeld den franz. General Girard, welcher mit einem Corps aus Magdeburg gekommen war. Tschernitscheff nahm ihm 60 Offiziere, 1500 Mann und 1 Kanone, und Hirschfeld 80 Offiziere, über 2000 Mann, 7 Kanonen, mehrere Munitionswagen, und fast das ganze Gepäck ab.
Prag. Der Kaiser von Oestreich ging zu seiner Armee nach Töplitz ab, und kam auch am selbigen Tage daselbst an.
Kroazien. Bis heute war bereits ganz Kroatien von den östreichischen Truppen erobert, und auch sämmtliche Häfen des Littorale, Carlopago, Zengg, Proto-Re und Fiume in deren Besitz.
Salzburg. In der vergangenen Nacht näherte sich eine östreichische Streifwache den Thoren, und bereits seit dem 24sten haben sich östreichische Truppen bei Ober-Gölling mit Geschütz gelagert. Das baiersche Commissariat hat Salzburg am 23sten verlassen und sich nach Laufen begeben. Die baiersche Armee hat ihre Stellung bei Altheim, jenseits des Innflusses. Inspruck haben die baierschen Truppen ebenfalls verlassen.
Leipzig. Die alliirten Truppen waren heute Leipzig so nahe, daß die hiesigen franz. Behörden Anstalt machten, die Stadt zu räumen. Dies unterblieb jedoch, da erstere wieder einen anderen Weg einschlugen.

28. Luckau kapitulirte an den preußischen General von Wobeser, ohne bombardirt worden zu seyn, und 9 Kanonen, 800 Gefangene, und ansehnliche Vorräthe von Lebensmitteln und Munition, waren seine Beute. Die von den Franzosen so gerühmte Verschanzung der Stadt war nicht bedeutend. Der Name des französischen Kommandanten ist Delavegno.
Dresden. Die alliirte große Armee, welche noch gestern 500 Gefangene machte, geht nach Böhmen zurück, und hat auf diesem Rückzuge verschiedene Nachtheile, besonders nach franz. Berichten, welche ihn auf 25,000 Gefangene, 40 Fahnen und 60 Kanonen angeben. Die Oestreicher haben nach ihrem Berichte an Stabs- und anderen Offizieren verloren: todt 29, verwundet 141, und gefangen 56. Die Franzosen geben ihren Verlust auf 4000 Mann an Todten, Verwundeten und Gefangenen an. Französische Blätter sagen sogar: “Die österreichische Armee hat Mühe, sich von dem blutigen vor Dresden erlittenen Verlust zu erholen; es scheint sogar unmöglich, daß sie vor Ende dieses Feldzuges wieder in der Linie erscheine. - Eine starke Bewegung der Franzosen an der rechten Flanke der Alliirten, wodurch die freie Communikation mit Böhmen hätte gestört werden können, und die dadurch erzeugte Schwierigkeit, in dem von allen Mitteln entblößten sächsischen Erzgebirge länger zu bestehen, machte diesen Rückzug nöthig.
Lippe. Eine Brigade unter dem franz. General Garnier wurde hier auf der Straße nach Triest von dem östreichschen General, Grafen von Nugent, angegriffen und geworfen. Dabei wurden 95 Gefangene gemacht, und 54 Görtzer streckten das Gewehr. Es sind bereits ganze Bataillone von den Szluiner-, Oguliner- und Banat-Regimentern bewaffnet zu den Oestreichern übergetreten, und in dem wiedereroberten Kroazien organisiren sich die Regimenter mit ausnehmender Schnelle.
Laibach. Der franz. General-Gouverneur von Illyrien, Herzog von Otranto, verläßt Laibach wegen der Bewegungen der Oestreicher, und begiebt sich nach Triest.

29. Plagwitz bei Löwenberg. Den Franzosen wurden hier abgenommen, als im Verfolg der Schlacht an der Katzbach: der Divisions-General Püthaud, über 100 Offiziere, 3000 Gemeine, 16 Kanonen, 2 Adler und der ganze Artilleriepark mit Munitionswagen und Equipagen.
Arbisau in Böhmen. Das russische Reserve-Corps von 8000 Mann, unter dem General Ostermann-Tolstoi, wurde von 42,000 Franzosen angegriffen. Es vertheidigte sich den ganzen Tag, und brachte Abends um 8 Uhr die Franzosen zum Weichen. - Der Kaiser von Rußland schrieb hierauf an die besonders hierbei engagirt gewesenen russischen Garden, und sagte unter andern: “An dem glorreichen Tage habt Ihr Euch, tapfere Gardesoldaten, mit neuen unverwelklichen Lorbeeren bedeckt, und dem Vaterlande einen wichtigen Dienst geleistet. In geringer Anzahl habt Ihr den an Zahl sehr überlegenen Feind aufgehalten, und ihn mit unerhörtem Muthe geschlagen.” Zugleich wurden ihnen zum Zeichen der Erkenntlichkeit Georgen-Fahnen verliehen. Der englische Gesandte, Sir Charles Stewart, bei dem Könige von Preußen, berichtete über diesen Tag unter andern folgendes nach London: “Se. Majestät der König von Preußen war zu Töplitz, als der Feind rasch über Peterswalde anrückte. Er traf die zweckmäßigsten Dispositionen, um den Grafen Ostermann zu verstärken, und erhielt durch seine Geistesgegenwart und Thätigkeit, Ordnung und Zusammenhang. Das vortreffliche Benehmen dieses Souverains bei allen vorkommenden Gelegenheiten, ist der Gegenstand des allgemeinen Preises. Das Corps des Grafen Ostermann hat bei dieser Gelegenheit im Ganzen 3000 Mann verloren. Der Verlust der Franzosen kann auf das Doppelte geschätzt werden.”
Klagenfurt. Hauptquartier des General-Feldzeugmeisters von Hiller.
Villach wurde durch einige, von den Franzosen gedungene Menschen an fünf Orten zugleich angezündet, wodurch die östreichischen Truppen genöthigt wurden, sich in die Vorstadt zu ziehen.
Danzig. In der Nacht vom 27sten zum 28sten wurden den Belagerten unter beträchtlichem Verlust 2 Redouten bei Ohro und ein Wald bei Langefuhr abgenommen. Heute griff der General Rapp das Blokadecorps an, und warf sich mit dem größten Ungestüm auf den Posten von Pietzkendorf, wo er aber einen beträchtlichen Verlust erlitt, nemlich nach Aussage der Gefangenen, 40 Offiziere und 1200 Todte und Verwundete; die Belagerer haben an Todten und Blessirten 383 Mann.
Paris. Der Moniteur von heute hat noch immer nichts von dem Wiederanfange der Feindseligkeiten und von der östreichischen Kriegserklärung; eben so die anderen öffentlichen Blätter. Ein Schreiben des Herzogs von Bassano vom 24sten, ist jedoch bekannt gemacht, worin derselbe sagt: “Ich kann Ew. Durchlaucht (dem Fürsten Erzkanzler) die Aktenstücke in Beziehung auf die Kriegserklärung von Oestreich noch nicht zusenden, denn unter den stets auf einander folgenden Ereignissen, habe ich bis jetzt den Augenblick noch nicht gefunden, selbige dem Kaiser vor Augen zu legen.” Zugleich schreibt der Minister Staatssecretair Darü, an den Kriegsminister: “Diejenige unserer Armee, welche nach Brandenburg hin manövrirt, muß heute in Berlin eingerückt, jene des Fürsten von Eckmühl aber, die mit dem dänischen Corps vereinigt ist, muß gegenwärtig nur auf einige Märsche von dieser Stadt entfernt seyn.”
Glogau. Durch das heute eingetretene ungeheure Wasser, wurden alle neu angelegten Festungswerke, die Anstrengung von 3 Monaten, in 3 Stunden vernichtet, und diesen Schaden wird der franz. Gouverneur nicht verbessern können, da es ihm jetzt an allen Baumaterialien, Arbeiten, Fuhren etc. fehlt.

30. Berlin. Vom 28sten bis heute wurden wieder als Kriegsgefangene eingebracht 2248 Mann und 46 Offiziere.
Buchholz. Hauptquartier des Kronprinzen von Schweden.
Kulm bei Töplitz. Die verbündete östreichisch-russisch- und preußische Armee schlug gänzlich das französische, 42,000 Mann starke Armeecorps des Generals Vandamme. Er selbst und die Generale Haxo, Guyot und Heimbrodt, so wie 7000 Mann wurden gleich auf der Stelle gefangen, und 66 Kanonen und eine Menge Pulverwagen erbeutet. Der Fürst Reuß, französischer General, blieb auf dem Schlachtfelde. Von dem ganzen Corps sind kaum 10,000 Mann entkommen. Die Geschicklichkeit des Generals von Kleist und der heldenmüthige Widerstand des Grafen Ostermann Tags vorher, haben viel zu diesem vollkommenen Siege beigetragen. Ein Bataillon schlesischer Landwehr, mit dem Feuern noch nicht recht vertraut, drehte in möglichster Schnelle die Bajonets ab, warf die ihm unbehülflichen Flinten weg, und stürzte sich mit gezücktem Bajonet auf den Feind, welcher, durch die Neuheit dieses Manövers überrascht, sogleich entfloh. - Napoleon sagt in seinem Bericht vom 1sten Septbr. über diese Schlacht und Vandamme folgendes: “Einer fliehenden Armee muß man eine goldene Brücke bauen, oder einen stählernen Schlagbaum entgegen stellen. Indessen gelang es ihm, die Colonne des Generals Kleist zu werfen, welcher selbst todt blieb. In dieser Verwirrung verschwand der General Vandamme, und man hält ihn für tödlich getroffen. An Todten, Verwundeten und Gefangenen muß unser Verlust in diesem Treffen sich auf 6000 Mann, 30 Kanonen und 300 Wagen belaufen. Der General Vandamme verdient Bedauern; er ist auf dem Bette der Ehren gestorben.”
Krainburg. Die Oestreicher und Franzosen drangen zu gleicher Zeit in diese Stadt, schlugen sich bis zur einbrechenden Nacht in derselben herum, wo die Franzosen eiligst über die Save entflohen.

31. Treuenbrietzen. Hauptquartier des Kronprinzen von Schweden.