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Infanteriewaffen

Autor und Copyright: Hans-Karl Weiß

Dieser kleine Aufsatz ist mehr oder weniger ein Zusammenschreiben meiner dürftigen Unterlagen über dieses interessante Themen, mehr Informationen dürften in den Archiven liegen.
Ich beschränke mich auch ausschließlich auf die Feuerwaffen der Infanterie mit dem dazugehörigen Bajonett.
Über die sogenannten gezogenen Flinten finden sich nur vage Angaben im Müller – Braun.
Neben den in Bayern oder für Bayern hergestellte Waffen fanden in sehr großen Stückzahlen vor allem auch die österreichische Muskete M 1798 den Gebrauch ins Bayerische Heer, so dass ich sie in diesem Artikel mit beschreibe.
Die übliche Muskete hatte einen glatten Lauf und die Kugeln waren kleiner als das Laufkaliber um ein schnelles Laden zu ermöglichen, darunter litt die Zielgenauigkeit. Ob der Linieninfanterist überhaupt aber wegen der Schlachtordnung zielen konnte – oder wie genau doch die Muskete traf – auf dieses Thema kann nicht in diesem Artikel eingegangen werden.
Dazu gab es im Gegensatz die Büchse oder auch der Stutzen – ein von der Jagd kommendes Gewehr, mit Zügen, damit konnte man besser treffen. Der Ladevorgang war jedoch etwas zeitraubender und die Wartung der Waffe komplizierter als bei der glatten Muskete.

Über jede weitere Ergänzung würde ich mich außerordentlich freuen.

Gewehrproduktionsstätten in Bayern

1801 wurde an Stelle der seit 1690 in Fortschau (Oberpfalz) errichteten Armaturenwerkes auf Antrag des Generals von Manson (ein in den Bayerischen Dienst übergetretener franz. General der Artillerie) die Gewehrfabrik in Amberg gegründet.
Das Werk in Fortschau konnte kaum mehr als 300 Gewehr pro Jahr (laut Götz) herstellen und als die Franzosen das Münchner Zeughaus 1800 ausgeräumt hatten (damals kämpft Bayern noch gegen Frankreich) war die Bewaffnungslage für das Heer prekär.
Es war damals üblich eine komplette Ersatzbewaffnung des Heeres (und seien es nur alte Modelle) in den Zeughäusern zu lagern.
Unter Mansons Leitung wurde ein neues Bayerisches Gewehr entwickelt. Naturgemäß, um alte Munition verwenden zu können, behielt man das Altbayerische Kaliber von 17, 8 mm, das Zündloch blieb zylindrisch, also die Pfanne musste extra beschüttet werden (im Gegensatz zu den Preußischen und sächsischen Musketen), der Ladstock dagegen zylindrisch (musste nicht mehr gewendet werden, wie z.B., bei den englischen, russischen und französischen Musketen).
Die Garnitur war aus rötlichen Messing (also ich nehme an, die Gewehrringe, die Gegenschlossplatte, der Abzugsbügelschutz) während die Schaftkappe und die Bügel für die Gewehrriemen aus Eisen waren.
Am 27. 11. 1804 erhält das Amberger Werk eines der genehmigten Modelle samt der dazugehörigen Lehren und Dimensionsbeschreibungen damit die Fabrik sicher in der Produktion fortfahre.

Manson-Gewehr 1804

Nach Müller – Braun (im folgenden Text als MB bezeichnet) erhielten diese (Manson-) Gewehre eine  bessere Schäftung, Zündpfannen aus Messing , zur Beschleunigung und Vereinfachung des Ladens zylindrische statt der konischen Ladestöcke (das heißt sie mussten nicht mehr umgewendet werden, wie auch z.B. das Österreichische M 1784 und M 1798, HKW), und für das dreischneidige Bajonett ein vierschneidiges mit 47 cm Länge. Die Art der Zündung blieb die gleiche wie bisher (also zylindrisches Zündloch), ebenso behielt man das gleiche Kaliber, was ja logisch war, um alte Gewehrmodelle weiterhin benutzen zu können, cal. : 17, 84 mm.
Die ganze Länge des Gewehres betrug laut Müller Braun inklusive des bis 1806 stets aufgepflanzten Bajonettes 2, 19 m ( ein Rechenfehler, da einer Gewehrlänge von ca. 146 cm (Müller Braun)  plus 47 cm Bajonett ja ungefähr 193 cm Länge ergeben) mit 4, 76 kg Gewicht, ohne diesem 1, 46 m und 4, 34 kg.
 

Ab ungefähr 1809 sollen dann die Musketenringe aus Eisen werden, da zu dem Zeitpunkt je die Produktionszahlen erschreckend niedrig waren, dürfte so eine Muskete wohl eher Seltenheitswert in der Bayerischen Armee haben.
Ein Vorserie von 2288 Stück „neue Amberger Gewehre“ war aber schon bis zum 4. Dezember 1804 produziert worden, ich nehme an das ist das Gewehr welches von der HP als Modell 1801 bezeichnet wird, was mehr oder weniger dem Manson Gewehr 1804 geglichen haben wird.
Von dieser Vorserie werden 1838 Stück an das damalige 1.  Linien Infanterie Regiment, Leib Regiment abgegeben, 450 werden ins Münchner Zeughaus eingelagert.

In Amberg werden 6000 Gewehre für den dringensten Bedarf bestellt. Die Fabrik kann jedoch die gewünschten Stückzahlen nicht herstellen und im Produktionsjahr 1805 / 06 lieferte Amberg nur 2131 Gewehre aus, laut Götz blieb es bei dieser bescheidenen Menge für das kommende Jahrzehnt.

Modelle die in Amberg gefertigt wurden:

Ab 1802
Bayerisches Infanteriegewehr 1798
(Darüber sind mir keine Informationen bekannt, HKW)

Ab 1804
Bayerisches Infanteriegewehr M 1804, Manson
Kavalleriepistole M 1804
Anpassung österreichischer Waffen
Jägerstutzen M 1807
(HP)

So wurde versucht von anderer Quelle diese Muskete produziert zu bekommen und der Auftrag für 30.000 Gewehre landete letztlich in Suhl bei den Gebrüder Spangenberg. Diese sollten innerhalb von nur 3 Jahren hergestellt werden, im ersten Jahr 7.500 Musketen.
Die Firma kam jedoch mit den Stückzahlen nicht hin, es kam zu Beanstandungen und die Zwischenabrechnung vom 18. Juni 1807 weist 3231 Gewehre aus.
Glücklicherweise jedoch erhielt die Bayerische Armee 28.000 österreichische Beutegewehre der Truppen die in Ulm 1805 kapitulierten von Napoléon I erhalten.

In den folgenden Jahren werden von verschiedenen Lieferanten immer wieder österreichische Modelle aufgekauft und auch 1809 findet sich wieder Beute in den Wiener Zeughäusern, so dass am 19.2 1811 die Bayerische – Haupt – Zeughaus Direktion bis auf weiteres den Ankauf aussetzt, da bis zu 16.000 Gewehre zusammengesetzt werden können.
Nach Russland wird man wohl sehr schnell auf diese Gewehre zurückgegriffen haben.
Diese österreichischen Musketen bildeten ohne Zweifel die Hauptbewaffnung der bayerischen Infanterie, das Kugelkaliber wurden wegen des kleineren österreichischen Laufkalibers für die ganze Armee herabgesetzt um leichter laden zu können, siehe auch weiter unten unter Munition.

Für mich stellt sich die Frage der bayerischen Bewaffnung von 1800, wie auch die der von 1805 / 06, denn bis dato wird man wohl noch nicht sofort die österreichischen Waffen zur Verfügung gehabt haben, mit was aber waren die bayerischen Truppen gewaffnet?

Die österreichische Muskete hatte ja einen weißen Gewehrriemen, üblicherweise werden die Gewehrriemen bei den Bayern aber entweder dunkelbraun oder auch schwarz dargestellt. Persönlich kann ich aber nicht glauben, dass die österreichischen Gewehrriemen weggeworfen wurden. Entweder man behielt sie bei, oder das höherqualitative sämische weiße Leder wurde durch minderwertigeres schwarzes Leder ersetzt.

Bayerische Musketen

Bayerisches Infanterie Gewehr 1750 / 60
Länge : 147 cm
Lauflänge : 108 cm
Laufkaliber. : 18 mm
Ab 1759 erfolgte die Laufbefestigung durch Ringe, bis 1769 mit vier, dann mit drei Ringe, Beschläge aus Eisen. Quelle: Home Page über die Amberger und Fortschauer Gewehrfabrik, siehe Quellen, im Weitern mit HP gezeichnet.

Altbayerisches Gewehr (vor 1804)Altbayerisches Infanteriegewehr (vor 1804)
Bezeichnung durch Götz. Aus der Fortschauer Armatur, konischer Ladestock
Länge : 143,5 cm
Lauflänge : 104 cm
Laufkaliber : 19 mm (sehr ausgeschlagen)
Konischer Ladestock, Nußbaumschaft mit Eisengarnitur
(Götz, S. 63)

Gewehr 1801
Länge : 148,3 cm
Lauflänge : 109,5 cm
Die Garnitur war aus Messing, die Kolbenkappe aus Eisen, der Kolben hatte weder eine Backe noch einen Wangenausschnitt, „Amberg“ war in Schreibschrift auf den Schlossblech mit Scheidewasser angebracht.
Bajonett: Vierrippig mit Feder (HP)
Laut HP wurde auch in Amberg bereits ab 1802 das Bayerische Infanteriegewehr M 1798 gefertigt, zu welchem ich aber keine Angaben finden konnte, dazu muss ja wie oben berichtet ein Vorläufer (inoffiziell) zum M 1804 produziert worden sein, das hier al 1801 beschriebene Gewehr kann also die „Vorserie“ sein.

Manson Gewehr 1804
Länge : 148,2 cm
Lauflänge : 109,7 cm
Länge mit Bajonett : 193, 3 cm
Kugelkaliber : 17. 8 mm
Gewicht mit Bajonett : 4, 4 kg
Zylindrischer Ladestock, Messing Garnitur, ab 1809 aus Eisen, Schaftkappe und Riemenbügel aus Eisen. (HP)

Manson Gewehr 1804Infanteriegewehr Manson M1804
Länge : 146 cm
Länge mit Bajonett : 193 cm
Laufkaliber : 17,84 mm
Kugeldurchmesser : 16,32 mm
Ein Korn am vordersten Gewehrring
Gewicht ohne Bajonett : 4,34 kg
Gewicht mit Bajonett : 4,76 kg
(MB)

Manson Gewehr 1804
Länge : 148 cm
Lauflänge : 109,7 cm
Nußbaumschaft, Messinggarnitur
(Götz)

Bajonett M1804
Vierrippig
Gesamtlänge : 53,6 cm
Klingenlänge über Dille : 47,1 cm
Dille : 6,5 cm
(HP)

Österreichisches Modell 1798

Diese ersetzte beim österreichischen Heer das alte M 1784, welches mit selbstaufschüttender Pfanne, Pfannenschirm und zylindrischem Ladestock aufs Schnellschießen eingerichtet war.
Das M 1798 hatte zwar noch einen zylindrischen Ladestock, der nicht mehr gewendet werden musste, aber die Pfanne war nicht mehr selbstaufschüttend und musste vom Soldaten aus der Patrone bestreut werden.
Diese Machart ging konform mit dem Manson Gewehr von 1804 einher, so dass sogar der bayerische Ladedrill nicht umgeändert werden musste.
Das M 1798 hatte die Garnitur aus Messing (erst 1807 kommen Garnituren aus Eisen auf) und die Schäfte waren in der Regel sehr dunkel bis schwarz gebeizt.
So muss man sich eigentlich die übliche Bewaffnung des bayerischen Infanteristen vorstellen.

M1798 - ÖsterreichÖsterreichisches Infanteriegewehr M1798
Gesamtlänge : 149,3 cm
Lauflänge : 111,7 cm
Länge mit Bajonett : 197,3 cm
Laufkaliber : 17,58 mm
Kugelkaliber 15,8 mm
Gewicht : 3,740 kg
Gewicht mit Bajonett : 4,09 kg

Bajonett
Bajonettlänge : 555 mm
Klingenlänge : 460 mm
Gewicht : 0,350 kg

Das Gewicht geht beim Nachfolger M 1807 etwas in der Höhe, einige Originale die ich in der Hand hatte waren meines Erachtens noch schwerer.

Gezogene Flinten

Nach Müller Braun, ich habe nirgendwo sonst Angaben über diese Flinten gefunden, sie erscheinen mir jedoch durchaus glaubwürdig, hatten ab dem 31. März 1804 die bei jeder Kompanie eingestellten 20 Schützen der Infanterie Regimenter gezogene Flinten, die der leichten Infanterie Stutzen.

Diese gezogenen Flinten unterschieden sich zur glatten Infanteriemuskete durch Züge ohne Drall sowie durch einen geringerem Bohrungsdurchmesser (also kleineres Kaliber) das Kugelkaliber wie die Ladeweise blieb die gleiche wie beim glatten Gewehr. MB, S. 23
Leider konnte ich nirgendwo sonst weitere Angaben zu diesen gezogenen Flinten finden, Götz unterschlägt sie ganz und die HP erwähnt sie nicht, da sie wohl vor der Amberger Zeit produziert wurden.

Musketenmunition

Nach Müller – Braun war von 1795 bis 1815 war die Pulverladung ungefähr 11/16 Loth, nicht ganz 12 gr., das Kugelgewicht war 24 gr. (18 Kugeln gingen auf Pfund Nürnberger Silbergewicht) bei einem Kugeldurchmesser von 16, 32 mm. Das war damals die übliche Aufteilung, ungefähr die Hälfte des Kugelgewichtes betrug das Pulvergewicht. Zum einem musste ja die Pfanne bestreut werden, zum anderen glaubte man an so hohen Pulverladungen aus ballistischen Gründen (erst durch Scharnhorsts Versuchen widerlegt). Diese starken Ladungen verursachten starke Rückstöße was bei nicht genauen Anschlagen zu Selbstverletzungen führte, oder eben dazu, dass Pulver beim Laden mit Absicht verschüttet wurde um den Rückstoß zu verringern.
Götz kommt zu teilweise anderen Berechnungen der Kaliber und der Gewichte.

Mit der Einführung des österreichischen Modells 1798 und dessen etwas kleineren Kaliber von 17, 58 mm (Bayern, 17, 8 mm) sah sich Bayern mit dem Problem konfrontiert, dass das Spiel der Kugel zum reibungslosen Laden zu klein wurde, und der Rückstoß sich ebenso verstärkte.

Nach ausgedehnten Versuchen des Münchner Zeughauses beschloss man 1809 eine Verringerung des Munitionskalibers. Anstatt 18 Kugeln auf ein Pfund Nürnberger Silbergewicht wurden jetzt deren 19 gegossen, was auch bei den Manson Gewehren zu keiner schlechteren Schussleistung führte.

Bayern nach Götz
Mason Gewehr M 1804
Laufkaliber. 17, 8 mm
Kugelkaliber : 16, 57 mm
Neues Kugelkaliber : 16, 29 mm
(Bei den Franzosen betrug ab 1792 das Kugelkaliber 16 mm im Vergleich zu 17, 5 mm Laufkaliber, also war jetzt das Spiel ähnlich wie bei den Bayern, zum tatsächlichem Spiel muss man ja immer das Papier der Patrone zurechnen)

Österreichisches Modell 1798
Laufkaliber : 17, 58 mm
Österreichisches Einheitskaliber : 15, 8 mm
Neues Kugelkaliber Bayern : 16, 29 mm

Nach ungefähr 60 Schuss war das Laufinnere so mit Pulverrückständen verschleimt, dass er mit Wasser ausgewaschen werden musste, 60 Schuss steckten übrigens auch in der Patronentasche des Bayerischen Linieninfanteristen.

Jägerstutzen

Der Stutzen oder auch die Büchse waren Gewehr mit gezogenem Lauf, damit konnte besser getroffen werden. Bei den Bayern, wie auch bei den Österreichern war der Ladestock nicht im Schafft der Büchse untergebracht sondern steckte separat in der Dülle des Bajonetts, siehe weiter unten unter - Haubajonett.
Oft wurde, um einen Verlust vorzubeugen, dieser Ladestock mittels einer gründen Schnur gesichert die am Körper befestigt war, siehe auch die inoffizielle Ladestockversorgung bei den Schützen der King’s German Legion, oder die offizielle Ladestockversorgung bei den Österreichern.

Müller – Braun erwähnen ja dass seit dem 31. März 1804 20 Schützen pro Kompanie der leichten Infanterie einen Stutzen erhielten. Ob das der offiziell 1807 Jägerstutzen, der eine Kopie des österreichischen war ist mir nicht bekannt.
Denn erst mit einem königlichen Befehl vom 3. Mai 1806 wurde festgesetzt 2000 Stück bauen zu lassen. Inwieweit dies nun umgesetzt  werden konnte ist fraglich, es sollen nur einige 50 Stück, erbeutete Stutzen und Suhler Stutzen in Gebrauch gewesen sein.
Als Vorbild nahm man den Österreichischen Jägerstutzen M 1796, übernahm jedoch die erst 1807 von Österreich eingeführten Veränderungen, wie in zweiteiliges Visier, den geschwärzten Lauf, einen Kegel in der Schlosskonstruktion, behielt jedoch das ale Laufkaliber von ca. 14, 6 mm bei. Bei den österreichischen Stutzen 1807 reduziert man das Kaliber auf 13, 9 mm. Ob die Bayern nun teilweise erbeutete M 1796 ohne Nachrüstung übernahmen ist ungewiss, ein Anzeichen auf die Beibehaltung des alten österreichischen Kaliber könnte das aber sein.

Der Stutzen hatte nach MB 7 Züge mit ¾ Drall, eine volle Windung der Züge auf 89 cm.
Laut MB und Götz hatte der Stutzen sowohl Kimme und Korn (welches aus 2 Plättchen bestand), zum Klappen und damit zur unterschiedlichen Entfernungen eingerichtet.

Der Schaft hatte auf der rechen Seite ein Schiebefach, auch Schuber genannt, die Garnitur was aus Eisen. Der Lauf war achteckig die letzten 11 cm waren rund um das Bajonett aufpflanzen zu können.

Götz bringt leider nur einen Jägerstutzen von 1829, der wohl ähnlich als der von 1807 gewesen sein dürfte, hier jedoch keinen Eingang findet.
Gabriel gibt die Länge der österreichischen Büchsen mit 105 – 106 cm an. Auch hier ist der Unterschied zum Müller Braun sehr auffällig.

Jägerstutzen
Länge : 124 cm
Cal. : 14,8 mm
Gewicht : 3,2 kg
MB

Jägerstutzen
Länge : 104,5 cm
Lauflänge : 66,5 cm
Länge mit Bajonett : 172 cm
Cal. : 14,2 – 14,9 mm
(HP)

Munition der Stutzen

Die Kugel wog 17 ½ gr., 32 Kugeln gingen auf 1 bayerisches Pfund (560 gr.), für die Pulverladung waren 5/16 bayerische Lot (5,45 gr.) bestimmt, nach MB.

Laut MB konnte auf zweierlei Art geladen werden, einmal das schnellere Laden mit Hilfe einer vorgefertigten Patrone, in der erst mit dem Pulverhorn die Batterie bestreute, die Batterie schloss, anschließend das Pulver der Patrone in den Lauf schüttete und mit den Zähnen die Kugel aus der Patrone zog, diese Kugel dann auf das gefettete Schusspflaster legte, welches wiederum auf der Laufmündung lag. Dann wurde mit dem Ladehammer aus Holz die Kugel vorsichtig in den Lauf geschlagen und mit dem Ladestock hinabgedrückt. Man bemühte sich die Kugel so wenig wie möglich zu deformieren, da man sehr wohl wusste, das eine deformierte Kugel eine schlechtere Ballistik hatte.
Bei der langsameren Ladeweise wog der Schütze mit Hilfe eines Lademaßes erst mal das Pulver, je nach Entfernung des Zieles ab. Das Lademaß hing an einem Kettchen, an welchem auch die Räumnadel befestigt war, das Kettchen war an einem Rockknopf befestigt.
Dann zog er entweder die bereits „gepflasterte“ Kugel aus der Patronentasche, oder eben die Kugeln einzeln und das Pflaster einzeln und brachte beides zusammen wie oben beschrieben in den Lauf. Richtige gelernte Schützen bestreuten erst jetzt die Pfanne mit einem speziellen fein gekörnten Pulver, dem sogenannten Zündkraut und der Schütze war fertig zum gezielten Schuss.
Im Gefecht hingen die Pflaster an einem Draht aneinander gereiht an einem Rockknopf.

Die letztere Ladeweise war natürlich in einem laufenden Gefecht sehr zeitraubend und es bedurft bestimmt einer gewissen Kaltblütigkeit überhaupt unter Beschuss so zu laden. Es scheint, dass die Bayern (im Gegensatz zu den Tirolern und österreichischen Jägern) kaum so geladen haben, da sie mit dem Stutzen sehr schlecht zurecht kamen, da offensichtlich die vorgefertigte Pulverladung zu stark war und die Kugel mit so einer Gewalt aus dem Lauf riss, damit sie nicht mehr in den Zügen geführt wurde und somit natürlich noch schlechter traf als eine Muskete, dieses Thema ist sehr gut bei Götz andiskutiert und empfiehlt sich unbedingt zu lesen.
Oft passen ja Militär, dort vor allem die Militärbürokraten und Eigeninitiative von Feldoffiziere nicht zusammen, als 1832 ein Bayerischer Offizier eigenmächtig Versuche mit einer halben Büchsenladung durchführte und dies froh berichtete bekam er gleich einen Verweis vom Kriegsministerium, dass dies zu unterlassen sei. Das Reglement war eben wichtiger als die eigene Erfahrung.
Dabei waren die Bayern recht großzügig mit scharfen Übungsschüssen und 1812 standen jedem Scharfschützen jährlich 60 scharfe Übungsschüsse zu, bei den Österreichern dagegen nur 20.
Nach ungefähr 20 Schuss war der Stutzen so mit Pulver verschleimt, dass er in der Regel gesäubert werden musste.

Haubajonett
Gerader Düllengang (üblicherweise sonst stufenförmig) mit Sperring
Gesamtlänge : 82,2 cm (gemessen, 78,8 cm)
Klingenlänge : 71,5 cm (gemessen, 68,1)
Klingenbreite : Maximal 3,7 cm
Vorne auf etwas 17 cm Länge beidseits geschliffen, die Lederscheide war bis 1821 braun.
(HP)

Haubajonett
Klingenlänge : 63 ½ cm lang
Klingenbreite: 3,5 bis 2,5 cm Breite
Die Lederscheite war 4, 4 cm breit, die oben und unten mit einer Eisengarnitur versehenen war. Der Ladestock, auf dessen oberen Ende der zum Einschlagen nötige Hammer aus Hartholz befestigt war, steckte der Schütze durch die Dülle des Haubajonetts.
(MB)
Bei den Österreichern war die Scheide zum Haubajonett schwarz.

Fazit

Bei der Bewaffnungslage sind einige Sachen ungeklärt, schon allein die Umrechnung auf heutige gängige Gewichte bereiten Schwierigkeiten – was ist nun ein Pfund Silbergewicht. Götz rechnet mit 510 gr., während lauf Angaben von Herrn Jörg Wurdack ein Pfund Silbergewicht mit 477, 2 gr. zu berechnen zu ist.
Die Maßangaben sind sowieso nur als Richtgrößen zu nennen, da damals noch alles Handarbeit war, trotz Versuche eine Norm einzuführen, sind Variationen und Abweichungen die Regel.
Wie Verworren die ganze Gewehrbeschaffung war, lässt sich sehr gut im Götz nachlesen.
Weitere Forschung anhand von Originalen, wie auch in den Akten sind unerlässlich um mehr Licht ins Dunkel der Bewaffnungsfrage zu bekommen. Dieser kurze Abriss versteht sich eher als Diskussionsansatz um Rückmeldungen aus dem Leserkreis zu bekommen – oder jemanden zu motivieren seine Recherchen weiter vorwärts zu treiben.

Rechenbeispiele und Schwierigkeiten der Umrechung

Vergleich zur franz. Armee
Laufkaliber 17,5 mm
Bis zur Revolution 1792, 18 Kugeln auf ein Franz. Pfund (489 g)
Kugelgewicht : 27,16 g
Kugelkaliber : 16,58 mm
Ab 1792:
20 Kugeln auf 1 Pfund
Kugelgewicht : 24,42 g
Kugelkaliber : 16 mm

Bayern
Alte Kugeln bis 1806:
18 Kugeln auf ein Pfund Nürnberger Silbergewicht,
bei Müller Braun : Kugelgewicht 24 g, Kugelkaliber : 16,32 mm (18 x 24 g = 432 g)
Götz : 28,3 g, Kugelkaliber : 16,57 mm (18 x 28, 3 g = 509,4)
Jörg Wurdack (
Diskussionsforum von Napoleon Online): 1 Pfund Silbergewicht = 477, 2 g. (26, 4 g pro Kugel bei 18 auf ein Pfund 25,1 g bei 19 auf ein Pfund)
Neue Kugeln ab 1806:
Götz : Kugelgewicht 26,8 g, Kugeldurchmesser 16,29 mm

Quellen

  • Internetseite über die Bewaffnung der Bayerischen Armee
  • Gabriel, Erich : Die Hand- und Faustfeuerwaffen der habsburgischen Heere, Wien 1990
  • Götz, Hans – Dieter, Militärgewehre und Pistolen der deutschen Staaten 1800 – 1870, Stuttgart 1996
  • Müller, Braun : Die Organisation, Bekleidung, Ausrüstung und Bewaffnung der Königlich Bayerischen Armee von 1806 bis 1906, München o. J
  • Weiß, Hans – Karl : Österreichische Musketen, Circulaire Nr. 3, 1994, S. 7 – 12