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Die Infanterie des Herzogtums Nassau im Feldzug von 1815

 

Der Weg nach Waterloo

1. Regiment bei Waterloo (Frankenbach)
1. Regiment bei Belle-Alliance
(Zeichnung von Frankenbach)

Eine Beschreibung des ganzen Feldzuges mit allen Aspekten würde den Umfang dieser Arbeit sprengen. Die Bezeichnung der Schlacht mit Waterloo ist die bekannteste, die klassischen deutschen Quelle nennen sie nach Belle Alliance und in Frankreich ist sie eher bekannt unter Mont St. Jean. Allerdings hat sich in der modernen Literatur die gewählte Benennung durchgesetzt.

Am Morgen des 15. Juni 1815 überschritt die französische Nordarmee unter dem direkten Befehl des Kaisers die Sambre bei Charleroi und stieß schnell auf Richtung Brüssel nach Norden vor.

Bis zum Abend wurde nach einigen Rückzugsgefechten am rechten Flügel die preußische Armee in der Umgebung von Ligny-Sombreffe lokalisiert. Napoleon schwenkte mit seiner Hauptstreitkraft nach um eine Schlacht zu erzwingen. Gleichzeitig gab er Marschall Ney den Befehl weiter in Richtung Brüssel vorzustoßen um die anglo-niederländische Armee unter dem Herzog von Wellington zu stellen und zu schlagen, um eine Vereinigung beider Armeen zu verhindern.

Am 15. Juni stand das 2. Regiment Nassau im Rahmen der Brigade des Prinzen von Sachsen- Weimar an der wichtigen Straßenkreuzung von Quatre-Bras, die die Hauptstrasse von Charleroi und Brüsssel nach Norden und von Osten nach Westen in Richtung Namur und Nivelles teilte. Von dieser Linie aus sollte der französische Vorstoß aufgehalten werden. Das II. Bataillon unter Major von Normann rückte bereits am Vormittag Richtung Süden auf Frasnes vor und verwickelte die französische Vorhut mit der leichten Kavallerie Division Pire in ein erstes Gefecht. Am frühen Nachmittag stießen die Regimenter unter Marschall Ney weiter auf Quatre Bras vor und die Nassauer zogen sich zügig auf ihre Ausgangsposition zurück.

Während der Nacht hatte der Prinz von Oranien den Befehl über die vor Ort verfügbaren Truppen, die sich auf ca. 7000 Mann beliefen, übernommen. Nachdem es Wellington klar wurde, dass die preußische Armee bei Ligny massiv angegriffen wurde und Ney mit einem Armeekorps direkt über die Verbindungsstraße auf seine Truppen vorstieß, erteilte er die Order die Straßenkreuzung zu halten, bis Verstärkungen aus Brüssel ankommen.

Der 16. Juni – das Gefecht bei Quatre Bras

Auf dem rechten Flügel der niederländischen Stellung entlang der Strasse nach Namur war das I. und III. Bataillon am Rande des südlichen liegenden Bossu-Waldes formiert. Das II. Bataillon war zur zunächst als Bedeckung der großen Batterie auf der Hauptstrasse beim Pachthof Le Gand Pierre Pont positioniert.

Gegen 2 Uhr nachmittags griffen die französischen Spitzen (I. Armeekorps Reille und III. Kavalleriekorps Kellermann), wenn auch zögerlich, die gesamten alliierten Stellungen an. Nach heftigem Widerstand gelang es die südlich gelegenen Gutshöfe zu erobern. Auf dem rechten Flügel verwickelten die Nassauer über die folgenden Stunden die vorrückende französische Infanterie der Divisionen Jerome und Foy in Feuergefechte. Nur langsam konnten die Plänkler in das Gehölz eindringen und die beiden Bataillone nach Norden abdrängen, auch das Regiment No 28. musste seine Linie bis zur Straße zurücknehmen. Gegen 4.30 Uhr wendete sich die bedrohliche Lage langsam durch die britischen Verstärkungen (5. britische Division Picton, das braunschweigische Korps und die leichte Kavallerie Brigade van Merlen) zugunsten der Alliierten. Als noch die 3. britische Division und die englische Garde zum Gegenangriff übergingen, wurden die französischen Truppen wieder in Ihre Ausgangspositionen zurückgeworfen.

Gegen 7 Uhr abends brach Marschall Ney den Kampf ab und zog wieder auf Frasnes zurück. Die Verluste des 2. Regiments Nassau beliefen sich auf 14 Tote und 95 Verwundete. Das 1. Regiment erreichte Quatre Bras erst am Abend und war an keinen Kämpfen mehr beteiligt.

Während des 17. Juni zog sich die alliierte Armee Richtung Norden nach Brüssel zurück. . Die französische Armee rückte hart nach und verwickelte die alliierte Nachhut in Gefechte. An diesen Kämpfen waren die Nassauer nicht beteiligt. Auf dem Höhenrücken von Mont. St Jean südlich von Waterloo bezog Wellington erneut Stellung und baute beiderseits der Strassenkreuzung von Braine- Alleud nach Papelotte seine neue Verteidigungslinie auf.

Waterloo

Nassauische Infanterie bei Waterloo (Detail Panorama von Waterloo)
1. Regiment im Karree gegen französische Kavallerie
(Detail des Panoramas von Waterloo)

Die nassauschen Truppen waren am 18. Juni entlang der gesamten alliierten Front verteilt, so stand das 1.Regiment im Zentrum nahe der Kreuzung, wo sich heute im Bereich der Löwenhügel befindet, in zweiter Linie. Die Brigade war mit dem I. Bataillon in der ersten Linie und in der zweiten das II. Bataillon mit dem III.- Landwehrbataillon platziert.

Das I.. Bataillon des 2.Regiments befand sich am rechten Flügel nördlich des Gehöftes von Hougomont. Das II. Bataillon wurde zusammen mit dem Regiment Nassau-Oranien No 28 zum äußeren linken Flügel nördlich zum Hof Papelotte kommandiert.

Hougomont

Hier waren die Nasssauer, kommandiert von Hauptmann Bügsen südlichen Waldstück und im Obstgarten bei den Außenmauern positioniert. Beim ersten Angriff des II. Korps Reille wurde es in heftige und über den Tag anhaltende Abwehrkämpfe verwickelt. Bis zum Mittag mussten die Kompanien sich auf das Gehöft und den inneren Garten zurückziehen, wo sie mit britischen Verstärkungen ihre Verteidigungslinien bis zum Abend halten konnten.

Im Zentrum

Als nachmittags sich der französische Angriff auf das alliierte Zentrum entwickelte, befahl Wellington die Front zurück zunehmen um die Soldaten mehr vor dem verstärkten Artillerie-feuer zu schützen.

So auch beim I. Bataillon des 1. Regiments, das in Linie Kompanieweise nebeneinander sich wieder formierte. Das II. und III. Bataillon ging noch weitere 40 Schritte zurück und bildeten in der zweiten Linie eine Kolonne, gestaffelt in Kompanien hintereinander. Während des anhaltenden Artilleriefeuers zwischen den französischen Angriffen erlitt das Regiment trotz der aufgelockerten Aufstellung schwere Verluste (Anmerkung: So ließ von Kruse um diese Zeit die weißen Tschakoüberzüge abnehmen, da sie für die Artillerie ein gutes optisches ziel abgab).

Zwischen 3 und 4 Uhr begannen die Angriffe der französischen Kavallerie (Korps Lefebvre-Desnouttes und Milaud). Mit vor gingen auch Batterien der reitenden Artillerie, die dann zielsicher auf kürzere Distanz in die Linien feuerte. Die englische und alliierte Infanterie bildeten Karrees zu je 2 Bataillonen. Die Mannschaften waren dringend ermahnt worden, erst auf kurze Entfernung zu feuern, um Wirkung auf die anreitende Masse von Kavallerie zu erzielen. Die dritte Welle der Kavallerie traf auch auf das I. Bataillon/ 1. Regiment, das inzwischen ebenfalls Karree gebildet hatte. Die Nassauer wehrten mehrere Angriffe, trotz steigender Ausfälle ab. In den Intervallen zwischen den Attacken schlug die französische Artillerie weiter im Nahbeschuss in die erschütterte Formation ein. Erst ein Gegenangriff der englischen Kavallerie verschaffte eine Ruhepause für die erschöpfte Infanterie.

Als gegen 6 Uhr die französische Artillerie sich wieder stärker auf das Zentrum konzentrierte, setze erneut ein mörderischer, darunter mit Kartäschen, Beschuss ein. So fielen in kurzer Zeit alle Offiziere der Grenadierkompanie des I. Bataillons. Ein versuchter Gegenangriff mit dem Bajonett , um die nahe aufgestellte feindliche Artillerie auszuschalten, blieb aufgrund der sehr hohen Ausfälle, darunter dem Kommandeur Major von Weyhers, im Ansatz stecken. Die Grenadier- und Voltigeurkompanien wurden vom Regiment isoliert in ein Gefecht mit französischer Infanterie verwickelt und anschließend von Kürassieren eingekreist. Nach kurzer Gegenwehr wurden diese Kompanien niedergemacht.

Gegen 8 Uhr abends ging die kaiserliche Garde zum letzten Vorstoß gegen den rechten Flügel der alliierten Linie vor uns stieß auf die Brigade Halkett. Nach mehreren Salven wichen die erschütterten Gardisten zurück und die britische Infanterie rückte nach, so auch die noch die kampffähigen Kompanien des 1. Regiments.

La Haye Sainte

1. Regiment bei Waterloo (Rössler)
1. Regiment bei Mont St. Jean
(Adalbert von Rössler)

Gegen 2 Uhr wurde eine Kompanie des 1. Regiments als Verstärkung zum Gutshof La Haye Sainte beordert, um die stark bedrängte Besatzung, die aus zwei Kompanien des 1. leichten Bataillons KGL bestand, zu verstärken.

Um 6 Uhr abends begann, aufgrund von Munitionsmangel und den hohen Ausfällen die Lage kritisch zu werden. Der Kommandeur Major Baring entschloss sich daher den Hof aufzu-geben und sich mit den Resten, so auch die Nassauer, auf die Hauptlinie zurückzuziehen. Dadurch war die französische Artillerie in der Lage vorzurücken und direkter auf die alliierte Line zu feuern.

Papelotte

Die Brigade unter dem Befehl des Prinzen von Sachsen-Weimar stand seit dem 17. Juni am linken Flügel vor den Gehöften von Papelotte und La Haye. Das I. Bataillon des 2.Regiments hatte den Hof Fichermont besetzt, die Flankeurkompanien vom III. Bataillons den Hof von Papelotte. Die übrigen Kompanien waren nördlich der Gehöfte verteilt postiert.

Zu Beginn der Schlacht griff die Division Durutte mit Kavallerieunterstützung unter Jaquinot diesen Abschnitt an. Die Tirailleurs drängten die vorgeschobenen Posten der Nassauer zurück, jedoch schaffte ein Gegengriff von weiteren zur Hilfe eilenden Kompanien kurzzeitig wieder Freiraum.

Gegen 3 Uhr nachmittags erreichten die ersten Spitzen der preußischen Armee das Dorf Plancenoit und lenkten damit die Aktivitäten der französischen Truppen in die östliche Richtung ab. General Durutte startete mit dem verbliebenen vier Bataillonen einen erneuten Vorstoß auf Papelotte und zwang die schwächeren Nassauer sich bis zum Gehöft zurück- zuziehen. Wieder entwickelte sich ein länger anhaltenden Feuergefecht bei denen die Nassauer ihre Linie trotz hoher Verluste auch durch Artilleriebeschuss bis zum Ende der Schlacht halten konnten.

Die Verluste (Quelle Staatsarchiv Wiesbaden, VIII Nassau, Kriegsdepartement Nr. 532, 26-27) an Toten, Verwundeten und Vermissten an den beiden Hauptkampftagen waren für die Regimenter hoch. So verlor das

1. Regiment 25 Offiziere und 883 Mann und das
2. Regiment 24 Offiziere und 323 Mann.

Quellen und Literatur
  • Aerts, Winand: L’ ìnfanterie Nassau a Waterloo. Paris 1937. Sabretache No.6
  • Studie: L’armee britannique. Archiv, ASKB Providence, USA ohne Jahr
  • Coppens, Bernard: Les armees de Waterloo, No 2. Brussels 1990 2e Regiment leger de Nassau – Usingen
  • Jsenbart, Wilhelm: Geschichte des Hzgl. Nassauischen 2. Infanterie-Rgt. Nr. 88. Berlin 1891
  • Kolb, Richard: Unter Nassaus Fahnen 1803-1866. Wiesbaden 1904
  • Kruijer, J.: De Nassause Troepen bij de Slagen bij Quatre Bras en Waterloo. Tinnen Tafelronde ohne Jahr.
  • Pawly, Ronald / Courcelle, Patrice: Wellington’s Dutch Allies 1815. London 2002 Osprey, Band No. 371
  • Pflugk-Hartung, Dr. Julius: Belle Alliance. Berlin 1915
  • Müller-Schellenberg, Guntram: Das Nassauische Militär in napoleonischer Zeit. Taunusstein 2007
  • Roeßler, Alfred v.: Geschichte des 1. Nassauischen Infanterie Rgt. Nr. 87. Berlin 1882
  • Wacker, Peter: Das Herzoglich Nassauische Militär 1806-1866. Taunusstein 1998
  • Wacker, Peter: Die Formation und Uniformierung der nassauischen Truppen zur zeit der Schlacht Bei Waterloo. o. Jahr
  • Wacker, Peter: Archiv Nürnberg, Manuskripte und Studien. o. Jahr
  • Wacker, Peter: Das Herzoglich Nassauische Militär 1806- 1866 mit Uniformtafeln von Carl Jakob Frankenbach. Taunusstein 1985
     
© Napoleon Online - Letzte Aktualisierung am 16.01.2011
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