Feldzeugmeister Graf Wallis von Karighmain

Olivier Remigius Graf von Wallis Freiherr von Karighmain wurde am 1. Oktober 1742 geboren. Er war der zweite Sohn von Franz Wenzel Graf Wallis von Karighmain und Maria Rosa Regina von Thurheim. Der junge Wallis trat in seiner Jugend in das Infanterie-Regiment seines Vaters Nr. 11 ein, und stieg durch die Offiziersränge empor, bis er schließlich zum Oberst befördert, das väterliche Regiment von 1769-1777 selber kommandierte. Bei Ausbruch des Krieges gegen das Osmanische Reich (1787-1792) bereits Generalmajor, focht Olivier Wallis unter Feldmarschall Graf von Laudon (1717-1790) und Feldzeugmeister Graf von Clerfayt und konnte sich in zahlreichen Gelegenheiten persönlich auszeichnen.

Im Jahr 1791 zum Feldmarschall-Leutnant befördert, ging er zu Beginn des Ersten Koalitionskrieges im April 1792 zum Armeekorps des Fürsten von Hohenlohe-Kirchberg an die Mosel ab, und kommandierte 1793 eine Division unter Graf von Wurmser in der k.k. Oberrhein-Armee im Breisgau. Zum Inhaber des Infanterie-Regiments Nr. 29 ernannt (es behielt bis 1803 seinen Namen) wurde Olivier Remigius Graf von Wallis am 21. Mai 1794 zum Feldzeugmeister befördert. Im Herbst 1795 ging er nach Norditalien ab, wo er vom 22. November 1795 ab Nachfolger von Feldzeugmeister Josef Nikolaus Freiherr de Vins (1738-1798) im Oberbefehl der k.k. Lombardischen Armee wurde. Bereits einen Tag später wurde Olivier Remigius Wallis mit seinen 18.000 Mann in der Schlacht von Loano (30 Km südwestlich von Savona) (23. November 1795) von der 25.000 Mann starken französischen Italien-Armee unter Divisionsgeneral Schérer schwer geschlagen. Nur einen Tag später (24. November 1795) verlor Graf Wallis seine Artillerie und seinen ganzen Train im Gefecht bei San Giacomo. Am 25. November 1795 führte er persönlich die Nachhutgefechte bei Savona und Vado, welche die französischen Verfolger in Schach hielten. Insgesamt hatte Graf Wallis in drei Tagen 39 Offiziere und 3.000 Mann an Gefallenen und Verwundeten, einen General, 73 Offiziere und 4.000 Mann an Gefangenen, 48 Geschütze und 5 Fahnen verloren. Die Überlebenden erreichten am 29. November 1795 Acqui wo die k.k. Lombardische Armee reorganisiert wurde. Graf von Wallis wurde im April 1796 von Feldzeugmeister Beaulieu ersetzt.

Zu Beginn des Zweiten Koalitionskrieges von 1799, kommandierte Graf Wallis einen Hauptteil der k.k. Hauptarmee in Schwaben unter Erzherzog Karl, welcher dem Grafen großes Vertrauen entgegenbrachte. In der Schlacht von Ostrach (21. März 1799) befehligte Wallis die dritte Angriffskolonne (13 Bataillone, 4 Kompanien und 26 Eskadronen) und in der Schlacht von Stockach (25. März 1799) kommandierte er den rechten Flügel (15 Bataillone und 24 Eskadronen) der österreichischen Schlachtaufstellung. Als die Armee am 6. April 1799 seine Kantonierungen bezog, erhielt Wallis das Kommando der Truppen (30 Bataillone, 14 Kompanien und 84 Eskadronen) welche zwischen Engen/Hegau und dem Überlinger See lagerten. Im Rang des Feldzeugmeisters übernahm er kurzfristig das Oberkommando nachdem Erzherzog Karl eine Krankheitsattacke (14. April bis 25. April 1799) erlitt. In der Ersten Schlacht von Zürich (4. Juni 1799) kommandierte Graf Wallis die Reserve (8 Bataillone und 16 Eskadronen, zusammen 8.000 Mann). Als gegen Mittag des 4. Juni 1799 auf der ganzen Linie rings den Wäldern des Zürichbergs ein erbitterter Kampf um die französischen Schanzen tobte, und die Truppen im Kampf mit dem Gegner und dem unwegsamen Gelände nahezu erschöpft waren, beschloss Erzherzog Karl seine Reserve einzusetzen. Er beorderte Feldzeugmeister Graf Wallis mit 5 Grenadier-Bataillonen zum Sturm auf den Zürichberg. Es gelang Wallis welcher zusammen mit Generalmajor von Hiller die Grenadiere zu Fuß anführte, den Verhau zu durchbrechen, aber gerade in diesem Moment wurden beide verwundet, Hiller schwer – und Graf Wallis lebensgefährlich. Da beide Kommandeure außer Gefecht gesetzt wurden, brach Unordnung bei den österreichischen Grenadieren aus, und der eroberte Verhau konnte nicht mehr gehalten werden. Feldzeugmeister Olivier Remigius Graf Wallis von Karighmain verstarb am 19. Juli 1799 an seiner tödlichen Wunde.

Er war ein tapferer und tatkräftiger Soldat wie auch Truppenführer. Dass die Niederlage von Loano (23. September 1793) nicht ihm persönlich zur Last gelegt werden darf, belegt auch das Vertrauen welches Erzherzog Karl 1799 in den Grafen legte, als er diesem mit wichtigen Armeekommandos betraute.

Das Geschlecht der Grafen von Wallis stammt ursprünglich aus Irland und trug dort den Namen Walshs. Die Walshs hatten von allen irischen Familien welche nach Österreich auswanderten, dort die längste militärische Tradition begründet. Elf (11!) Mitglieder der Familie Wallis (Walshs) brachten es in der kaiserlich-österreichischen Armee zum Feldmarschall oder General. Der letzte von ihnen verstarb übrigens im Jahr 1895!Bereits nach der Niederlage Cromwells in Irland traten die Wallis (Walshs) in österreichische Dienste über. So finden wir im Jahr 1622 den ersten der Familie Wallis, Richard Walsh of Carrickmines (1583-1632) aus Dublin County im Dienst von Kaiser Ferdinand II. von Habsburg. Dieser Richard Walsh war mit seiner Familie 1612 nach Deutschland ausgewandert. Er wurde übrigens während des Dreißigjährigen Krieges als Oberst in der kaiserlichen Armee in der Schlacht von Lützen 1632 tödlich verwundet. Richards zweiter Sohn Olivier Walshs (1600-1667) trat wie der Vater in die Dienste des Kaisers und stieg in den Rang eines Generalmajors in der kaiserlichen Armee auf. Er wurde im Jahr 1642 zum Baron von Wallis erhoben und 1665 zum Kanzler von Kaiser Leopold I. ernannt. Ein Enkel dieses Olivier, Georg Olivier Graf von Wallis (1676-1752) war im Juli 1739 Oberbefehlshaber der kaiserlich-österreichischen Armee im Kampf gegen das osmanische Heer. Er fiel allerdings in kaiserliche Ungnade, da er am 21. Juli 1739 von einem türkischen Heer vernichtend geschlagen wurde und das wichtige Belgrad verlor. Die Kaiserin Maria Theresia stellte später seine Ehre wieder her. Der Vater des in der Ersten Schlacht von Zürich am 4. Juni 1799 seine Todeswunde erhaltenen Feldzeugmeisters Olivier Remigius Graf Wallis, Franz Wenzel Graf Wallis von Karighmain (4. Oktober 1696 - 14. Januar 1774) war Ritter des Goldenen Vlies und von 1739 bis 1774 Inhaber des Infanterie-Regiments Nr. 11 „Franz Graf von Wallis“.

Der ältere Bruder von Olivier Remigius Graf Wallis war übrigens der spätere Feldmarschall Michael Johann Ignaz Graf Wallis von Karighmain (4. Januar 1732 - 18. Dezember 1798). Dieser wurde am 2. April 1784 zum Feldzeugmeister befördert und am 12. Oktober 1789 schließlich zum Feldmarschall ernannt. Von 1792-1795 war Michael J. I. Graf Wallis von Karighmain Präsident des Hofkriegsrates in Wien, und von 1774 bis 1801 Inhaber des Infanterie-Regiments Nr. 11 „Michael Graf von Wallis“.