Feldmarschall-Leutnant Freiherr von Simbschen

Joseph Anton Freiherr von Simbschen wurde im Jahr 1745 in Siebendorf in Siebenbürgen geboren. Er war der Sohn von Major Simbschen, dem Kommandeur der Temeswarer Grenztruppen, welcher sich in den österreichischen Erbfolgekriegen ausgezeichnet hatte. Im Alter von 16. Jahren trat der junge Simbschen im Jahr 1761 als Kadett in das kaiserlich-österreichische Infanterie-Regiment Nr. 26 „Puebla de Portugalo“ ein, und rückte nach Jahresfrist zum Leutnant im Husaren-Regiment Nr. 13 „Szécheny“ vor. Vielseitig gebildet, ließ sich Simbschen in zahlreichen Positionen zur besonderen Zufriedenheit seiner Vorgesetzten verwenden. Nachdem er im Bayerischen Erbfolgekrieg (1778/79) als Hauptmann im Generalstab gedient hatte, und nach dem Frieden von Teschen zum Ottochaner Grenz-Infanterie-Regiment versetzt wurde, ernannte ihn der damalige Kaiser Joseph II. (1741-1790) im Juni 1783 zum Major und Marine-Kommandeur in Zengg. Auf diesem Kommandoposten wirkte Simbschen mehrere Jahre am versuchten Aufschwung der neuen Schöpfung, der österreichische Marine. Im Frühjahr 1788 bereiste der zukünftige Thronfolger Erzherzog Franz das ungarische Litorale. Major Simbschen wurde zu dieser Zeit die hohe Auszeichnung zuteil, den zukünftigen Thronfolger in diese Gegend sowie nach Fiume zu begleiten.

Der plötzlich ausbrechende Krieg gegen das Osmanische Reich im Jahr 1787 bedingte Simbschens erneute Einteilung in den Generalstab, in welchem er mit unermüdlicher Tätigkeit und Umsicht seinem Befehlshaber zu Seite stand. In Würdigung der besonderen Verdienste in rascher Folge zuerst zum Oberstleutnant und wenig später schließlich zum Oberst befördert. Simbschen kam danach auf kurze Zeit in das 1. Banal-Grenzinfanterie-Regiment, wurde aber bei Ausbruch des Ersten Koalitonskrieges im April 1792 an die Mittelmeerfront als Generalquartiermeister (Stabschef) des Oberbefehlshabers der k.k. Lombardischen Armee, Feldzeugmeister Joseph Nikolaus Freiherr de Vins, welcher ihn bereits im Krieg gegen das Osmanische Reich kennengelernt und mit großem Vertrauen ausgezeichnet hatte. Kurz vor seiner Beförderung zum Generalmajor war ihm die Gelegenheit gegeben, bei der Eroberung der gegnerischen Verschanzungen in Ligurien am 24. Juni 1795 zur Auszeichnung günstig, da er die Erste Kolonne an der Meerküste führte, die Stellung an dem Giuliano Torrente behauptete und zu ihrer Sicherung Truppen dahin dirigierte.

Im September 1799 wurde Simbschen zum Feldmarschall-Leutnant befördert und zum Inspekteur der deutschen Reichstruppen ernannt. Während des Winterfeldzuges von 1800 kommandierte Simbschen ein detachiertes Korps der k.k. Hauptarmme von 10.000 Mann bei Bamberg und Forchheim, und erhielt die Aufgabe mit diesem Franken gegen die gallo-batavische Armee von Divisionsgeneral Augereau zu decken. Die großen Erfahrungen, welche sich der kenntnisreiche Offizier der noch den Siebenjährigen Krieg mitgemacht, durch eine Reihe von Jahren gesammelt hatten, erwiesen sich besonders im Jahr 1805, wo er während des Italienfeldzuges unter Erzherzog Karl als Divisionär dienend, in der Schlacht von Caldiero (29.-31.Oktober 1805), den rechten Flügel kommandierte von tiefgreifenden Folgen. Simbschen unterstanden in dieser Schlacht 8 Infanterie-Regimenter, 5 Grenzer-Bataillone und 8 Eskadronen Husaren. Sie hatten unter Simbschens Leitung die ausgedehnten Verschanzungen in der Stellung bei Caldiero von Belfiore di Porcile bis Illasi erbaut, und wurden durch mehr als einen Monat mit der Lage der Verteidigungsstellung so gründlich vertraut gemacht, dass sie bei eintretender Verteidigung alle Vorteile des Geländes zu benutzen verstanden. Diese aus zahlreichen geschlossenen Redouten, Fleschen und Laufgräben gebildete Stellung auf den Höhen von Colognola Alta wurde Simbschen von dem Flügelkommandeur der k.k. Italien-Armee General der Kavallerie Graf von Bellegarde am 28. Oktober 1805 zur Verteidigung anvertraut. Simbschen behauptete in der Schlacht bei Caldiero gegen die Angriffe der französischen Italien-Armee unter Marschall Masséna durch drei Tage hinweg mit einer so heldenmütigen Ausdauer, dass Erzherzog Karl in der Relation vom 17. November 1805 dem Feldmarschall-Leutnant Simbschen und seiner ihm unterstellten Truppen für die bewiesene Tapferkeit das höchste Lob zollte. Hauptsächlich am 30. Oktober hatte Simbschen in schwersten Abwehrkämpfen die Höhen von Colognola Alta gegen die immer wieder anstürmende französische Division Molitor zäh und verbissen behauptet. Bei gelegentlichen Einbrüchen in die Verteidigungslinien führte Simbschen persönlich an der Spitze die erfolgreichen Gegenstöße seiner Reserveeinheiten und trieb die französischen Infanteristen wieder ins Tal hinab. Für seine Verdienste in der Schlacht um Caldiero wurde Simbschen bei der 71. Promotion vom 28. Mai 1806 mit dem Ritterkreuz des Maria-Theresien-Ordens ausgezeichnet.

Nun endlich wurde dem 60jährigen General die Genugtuung zu Teil, dass in früherer Zeit oft angestrebte Ehrenzeichen als Belohnung zu erhalten! In weiterer Würdigung seiner bereits 45jährigen Dienstleistung wurde Simbschen im November 1806 zum Inhaber des Infanterie-Regiments Nr. 43 ernannt. Einen weiteren Beweis kaiserlichen Wohlwollens konnte Simbschen in seiner bald darauf erfolgten Ernennung zum Präsidenten des allgemeinen Militär-Appellationsgerichtes und in der Beförderung zum Feldzeugmeister im Juli 1809 erblicken. Als sein innehabendes Regiment nach dem Friede von Schönbrunn am 14. Oktober 1809 gemäß den Bestimmungen Napoleon Bonapartes reduziert wurde, verlieh ihm Kaiser Franz I. das Infanterie-Regiment Nr. 48. Im November 1810 wurde sein persönliches Ansuchen sich in den Ruhestand zurückziehen zu dürfen, bewilligt. Feldzeugmeister Simbschen verstarb am 14. Januar 1820 in Wien.