Feldmarschall-Leutnant Graf von Nauendorf

Friedrich August Joseph Graf von Nauendorf wurde im Jahr 1740 im Heilsdorf (sächsisches Voigtland) geboren, und entstammte einer adligen sächsischen Familie. Sein Vater war übrigens Hauptmann im kaiserlich-österreichischen Heer. Der junge Nauendorf trat im Jahr 1763 mit 23 Jahren bei den kaiserlichen Husaren ein, und rückte bald zum Offizier vor. Während des Bayerischen Erbfolgekrieges (1778/79) focht Nauendorf als Rittmeister im Husaren-Regiment Nr. 8 „Graf von Wurmser“ und erwarb sich durch Kühnheit und Umsicht einen ausgezeichneten Namen, welchen er in den kommenden Jahren durch neue Taten unvergesslich machte. Im Bayerischen Erbfolgekrieg waren die preußischen Truppen am 5. Juli 1778 in Böhmen eingefallen und hatten somit den Krieg eröffnet. Der preußische Generalleutnant von Wunsch bildete an diesem Tag die Avantgarde des preußischen Heeres und drang durch das Gelände von Levin bis Nachod vor. Hier stieß Wunsch auf Nauendorf, der mit nur 50 Husaren auf Vorposten stand. Nauendorf begrüßte die preußischen Husaren als Freunde, als er jedoch dann gleich darauf die Antwort bekam, dass mit ihrem Erscheinen die Feindseligkeiten begonnen hatten, zog er sich auf den Hauptposten zurück. Nur wenig später nach diesem Ereignis bestand Nauendorf bei Skalitz in Böhmen ein sehr heftiges und rühmliches Gefecht und wurde am 7. Juli 1778 zum Major befördert. Bald darauf leitete er am 6. August 1778 mit zwei Eskadronen des Husaren-Regiments Nr. 8 „Graf von Wurmser“ den erfolgreichen Angriff auf den preußischen Konvoi bei Gerbersdorf in Schlesien, und erbeutete hierbei 240 Proviantwagen mit 2.400 Zentner Mehl und 13 Marketenderwagen! Nauendorf hatte seine Dispositionen für den Überfall so gut getroffen, dass die preußische Bedeckungsmannschaft überrumpelt wurde, und keine Zeit dazu hatte sich zu verteidigen. 3 Offiziere und 110 Mann wurden gefangengenommen, 476 Pferde erbeutet und die Wagenburg verbrannt. Auch im darauffolgenden Jahr machte Nauendorf in den Kriegsberichten von sich rühmlichst reden! Am 3. März 1779 beunruhigte er mit einem Detachment Infanterie und 40 Husaren den preußischen Posten in demselben Ort Gerbersdorf, überstieg ein verschanztes Bauernhaus und machte die darin befindliche feindliche Wache nieder! Kaiser Joseph II. (1741-1790) verlieh dem tapferen Nauendorf für seine erbrachen Waffentaten bei der 13. Promotion vom 19. Mai 1779 das Ritterkreuz des Maria-Theresien-Ordens, erhob ihn in den Grafenstand und beförderte ihn im Jahr 1784 zum Oberstleutnant.

Im Krieg gegen das Osmanische Reich (1787-1792) kommandierte Nauendorf am 23. Oktober 1788 beim Angriff auf Pancsowa 6 Eskadronen des Husaren-Regiments Nr.8 „Graf von Wurmser“. Nauendorf fiel mit seinen Husaren auf die türkische Nachhut ein und nahm Pancsowa selbst in seinen Besitz, wobei der türkische Befehlshaber Mehmisch Pascha tödlich verwundet wurde. Bereits schon einige Tage vorher hatte Nauendorf mit nur zwei Eskadronen 1.500 Spahis (osmanische Kavallerie) in die Flucht gejagt! Seine Tapferkeit in diesen Gefechten brachten Nauendorf im Jahr 1789 den Rang eines Obersten. Die Aktion auf die Insel Borecs am 16. September 1789 wunde Nauendorfs Leitung anvertraut und mit dem besten Erfolg gekrönt, da er in den von den türkischen Truppen verlassenen Lagerplätzen zahlreiche Vorräte erbeutete. Bei der Eroberung von Gladowa am 9. November 1789 führte Nauendorf vier Eskadronen mit der gewohnten Umsicht und Tapferkeit an.

Kaiser Joseph II. ernannte ihn, bisher zweiter Oberst, zum Kommandeur des tapferen Husaren-Regiments Nr. 30 „Graf von Wurmser“, welches bei Beginn des Ersten Koalitionskrieges im April 1792 an den Rhein verlegt wurde. Während dieses Krieges kennzeichneten eine große Anzahl rühmlichst gelieferter Gefechte Nauendorfs Verdienste. Die Verteidigung der Schanzen bei Pellingen (Dezember 1792), sein erfolgreicher Angriff auf die französischen Stellungen bei Merzkirchen (15. Dezember 1792), namentlich aber die große Bravour im Scharmützel bei Oberleuken (23. Dezember 1792), wobei 54 französische Soldaten getötet oder verwundet, 31 gefangen und 65 Pferde erbeutet und die fliehenden Gegner mit Ungestüm verfolgt wurden, sprechen dafür, sowie seine im Jahr 1793 erfolgte Beförderung zum Generalmajor. Der Feldzug am Rhein 1795 war der wohl vielleicht glänzendste im Leben diesen tapferen, klugen und selbständig operierenden Reiterführers. In der k.k. Niederrhein-Armee unter Feldmarschall Graf von Clerfayt dienend, erhielt er von diesem das Kommando über einen Teil des sogenannten Observationskorps. Als am 10. Oktober 1795 der Entsatz der Festung Mainz vom rechten Rheinufer durch die kaiserlich-österreichischen Truppen bewirkt wurde, ritt Generalmajor Graf von Nauendorf mit seiner leichten Kavallerie auf eine fast untunlichst scheinende Weise durch den Main, indem er auch gleichzeitig die Infanterie überschiffen ließ, und verfolgte die französischen Verteidiger über Hochheim, wobei er viele Gefangene machte und einige feindliche Geschütze erbeutete. Im Gefecht bei Niedernhausen (nördlich von Wiesbaden) am 13. Oktober 1795 warf sich Nauendorf mit einem Teil von Clerfayts Observationskorps auf eine Nachhutkolonne der französischen Sambre-Maas-Armee unter dem Divisionsgeneral Klein und schlug sie nach einem Verlust von 500 Mann, 5 Geschütze und 80 Munitionswagen siegreich in die Flucht. Bei dem am 29. Oktober 1795 erfolgten Angriff Clerfayts auf die französischen Verschanzungen vor Mainz, kommandierte Nauendorf das dritte Treffen der ersten Angriffskolonne, und als die Franzosen schließlich zur Flucht gezwungen wurden, verfolgte er aus eigenem Antrieb mit der leichten Kavallerie die Fliehenden, ihnen an diesem und auch am folgenden Tag einen großen Teil der Belagerungsartillerie und beträchtliche Magazine abnehmend. Nicht weniger erfolgreich war Nauendorfs Unternehmung gegen das verschanzte feindliche Lager bei Rochenhausen am 6. November 1795, in welchem Gefecht er die beabsichtigte Vereinigung der französischen Sambre-Maas-Armee unter Jourdan mit der Rhein-Armee Pichegrus am Rhein durch einen gelungenen Angriff vereitelte. Für seine in diesem siegreichen Feldzug geleisteten Verdienste und erfolgreichen Waffentaten wurde Graf von Nauendorf bei der 41. Promotion vom 18. Dezember 1795 mit dem Kommandeurskreuz des Maria-Theresien-Ordens ausgezeichnet.

Auch im Feldzug von 1796 waren Nauendorfs Verdienste ebenso erfolgreich, und Erzherzog Karl schätzte diesen verwegenen Truppenführer sehr. Sie brachte ihm schließlich 1797 die wohlverdiente Beförderung zum Feldmarschall-Leutnant und zu Beginn des Jahres 1799 die Ernennung zum Inhaber desselben Husaren-Regiments Nr. 8, (das ehemalige Husaren-Regiment Nr. 30 „Wurmser“, welches nach der Reform von 1798 die Nr. 8 erhielt) in welchem er seine glänzende Laufbahn von der untersten Stufe bis zum Obersten zurückgelegt hatte.

Bei Ausbruch des Zweiten Koalitionskrieges im März 1799 kommandierte Nauendorf die Avantgarde der k.k. Hauptarmee unter Erzherzog Karl in Schwaben. Hierbei focht der Graf von Nauendorf mit der ihm beigegebenen Umsicht und Tapferkeit in den Schlachten von Ostrach (21. März 1799) und Stockach (25. März 1799). Zu Beginn der Feldzugseröffnung gegen General Masséna in der Nordschweiz, ging Graf von Nauendorf mit der Avantgarde (21 Bataillone und 30 Eskadronen) von Erzherzog Karls Heer am 21. Mai 1799 bei Konstanz über die reparierte Rheinbrücke und bei Stein am Rhein über zwei Pontonbrücken vor, und besetzte eine vorgelagerte Sicherungslinie an den Rändern der sogenannten Stammheimersenke und klärte über die Thur bis zur Töss auf. Während der Ersten Schlacht von Zürich (4. Juni 1799) wurde dem Graf von Nauendorf von Erzherzog Karl das Kommando über den rechten Flügel mit den Divisionen des Generalmajors Freiherr von Kienmayer und Feldmarschall-Leutnant Baillet de Merlemont mit zusammen 15 Bataillone und 9 Eskadronen  (14.700 Mann) an der unteren Glatt stehend, anvertraut. Während des Frühjahrs-Feldzuges von 1800 kommandierte er in den Schlachten bei Engen (3. Mai 1800), Messkirch (5. Mai 1800) und Biberach (9. Mai 1800) jeweils das Zentrum der österreichischen Armee unter Feldzeugmeister von Kray. Die überkommenden gesundheitlichen Strapazen in den mitgemachten Kriegen nötigten Graf von Nauendorf noch vor dem abgeschlossenen Frieden von Lunéville in den Ruhestand zu treten. Er zog sich nach Troppau (heute: Opava/Tschechien) zurück, wo er aber bereits schon am 30. Dezember 1801 im Alter von 61 Jahren verstarb.

Nauendorf war als Reiterführer der leichten Kavallerie oder als Avantgardeführer ein echter Draufgänger, ein denkender Reiterführer mit militärischem Scharfblick.