Feldzeugmeister Freiherr Kray de Krajowa

KrayPaul Kray wurde am 5. Februar 1735 im damals noch ungarischen Käsmark (heute: Kezmark/Slowakei) geboren. Der Fürstprimas Csaky, welcher die Verdienste von Pauls Vater der als Hauptmann in der kaiserlich-österreichischen Armee stand, hochschätzte, war der Wohltäter von Paul Krays Jugend. Während Krays Vater ihn von frühster Jugend an, im Waffendienst ausgebildet hatte, ließ Csaky den jungen Kray erst in Schemnitz, dann in Wien studieren und sorgte für alle Bedürfnisse seines jungen Schützlings. Als 18jähriger trat Kray als Kadett im Jahr 1754 in das kaiserlich-österreichische Infanterie-Regiment Nr. 31 „Samuel Freiherr Haller von Hallerstein“ ein und machte den Siebenjährigen Krieg (1756-1763) mit. Vom Grenadierhauptmann stieg Kray im Jahr 1778 zum Major im Infanterie-Regiment Nr. 39 „Preysach“ und im Jahr 1783 zum Oberstleutnant im 2. Székler-Grenzinfanterie-Regiment auf. Im Jahr 1784 stand Kray in Siebenbürgen und dämpfte dort den ausgebrochenen bedeutenden Agrar-Aufstand der Walachen. Hierfür wurde er 1785 zum Oberst befördert und zum Kommandeur des 1. Walachischen Grenzinfanterie-Regiments ernannt. Während des Krieges gegen das Osmanische Reich (1787-1792) erwarb sich Kray besondere Verdienste und wurde hierfür bei der 19. Promotion vom 21. Dezember 1789 mit dem Ritterkreuz des Maria-Theresien-Ordens ausgezeichnet.

In diesen Feldzügen gegen die türkischen Truppen hatte er durch fünf Monate hindurch ein Detachment bei Porceny mit großer Umsicht und Talent kommandiert, alle gegen ihn gerichteten Unternehmungen der Osmanen vereitelt, wiederholte Angriffe des Gegners um ihn zum Rückzug zu zwingen zurückgeschlagen und dadurch die Grenze Siebenbürgens zu sichern gewusst. In einem weiteren Gefecht am 10. Mai 1788 hielt sich Kray mit seinen Soldaten gegen ein osmanisches Korps von 5.000 Mann unter Osman Pascha und Kara Mustapha Pasche und schlug den Gegner schließlich mit einem großen Verlust in die Flucht! Im Mai 1790 zum Generalmajor befördert, erhob ihn Kaiser Joseph II. im Juli 1790 für seine Verdienste im Kampf gegen das Osmanische Reich mit dem Ehrenzusatz „de Krajowa“ (einen Ort, welchen Kray 1789 in der kleinen Wallachei besetzt hatte) in den erbländischen Freiherrenstand. Im September 1790 erhielt Generalmajor Kray während des Waffenstillstandes und bis zum Abschluss des Friedens von Sistow den Oberbefehl über die Truppenstellung am Altfluß (? Donau?). Im Dezember 1790 wurde ihm schließlich das Truppenkommando in der kleinen Walachei übertragen. Leider veranlassten ihn übermäßige, physische Anstrengungen und klimatischer Einfluss der ungesunden Gegenden, welche der Schauplatz seiner letzten Tätigkeiten waren, dass er zur Wiederherstellung seiner Gesundheit die Bäder in Mehadia besuchen, und sich im Juli 1791 ganz vom Dienst zurückziehen musste.

Als Feldmarschall Friedrich Josias Prinz von Sachsen-Coburg-Saalfeld im Frühjahr 1793 den Oberbefehl über die k.k. Hauptarmee in den österreichischen Niederlanden (Belgien) übernommen hatte, wurde Generalmajor Kray auf des Prinzen ausdrücklichen Wunsch dorthin abberufen. Dort am 1. April 1793 im Hauptquartier in Brüssel angekommen, wurde ihm von Feldmarschall Prinz von Sachsen-Coburg-Saalfeld das Kommando über die Avantgarde der Armee übertragen. In den Schlachten und Gefechten bei Famars (23. Mai 1793), Courtray (15. September 1793), Etreux (30. September 1793) und Orchies (24. Oktober 1793), außerdem bei der Erstürmung von Menin (15. September 1793) und während der erfolgreichen Belagerung von Valenciennes (25. Mai bis 27. Juli 1793) hatte sich Generalmajor von Kray große Verdienste erworben, welche am 7. Juli 1794 bei der 34. Promotion durch die Auszeichnung mit dem Kommandeurskreuz des Maria-Theresien-Ordens belohnt wurden. Die kaiserlichen Armeeberichte des Jahres 1794 nennen Kray in den Schlachten von Landrecies, Charleroi und Fleurus mit großer Auszeichnung! Wie sehr Generalmajor Kray sich der Wertschätzung von Erzherzog Karl erfreute, zeigt uns ein Brief den derselbe Ende 1795 vom Erzherzog empfing und welcher unter anderem folgende interessante Stelle enthält: „Gewiss konnte dieser Feldzug kein glücklicheres, kein glänzenderes Ende nehmen. Er hat unsere Armee mit Lorbeeren gekrönt; gezeigt was Österreicher unter guten Anführern zu leisten im Stande sind, und was sie allein vermögen. Mit wahrer Teilnahme habe ich Ihren Namen fast immer in den von der Armee kommenden Berichten gefunden. Sie immer an der Spitze der Avantgarde der Armee den Weg zum Sieg vorbereiten gesehen.“

Kray war am 5. März 1796 zum Feldmarschall-Leutnant befördert worden, und focht im Feldzug von 1796 bei verschiedenen Gelegenheiten und mit Glück und Tapferkeit, wie mit jener Umsicht und jenem Verständnis welche sein Führertalent erwiesen und diente in diesem Feldzug in der k.k. Niederrhein-Armee unter Erzherzog Karl. So schlug Kray nur vier Tage nach des Erzherzogs Sieg bei Wetzlar (15. Juni 1796) am 19 Juni 1796 den berühmten und tapferen französischen General Kléber bei Uckerath-Kircheip und blieb, als der Erzherzog an den Oberrhein eilte, bei dem kleinen k.k. Niederrhein-Heer zurück, welches nun Feldzeugmeister Graf von Wartensleben zwischen Lahn und Sieg kommandierte. Auch hier bestand er als Kommandeur der Avantgarde, welche infolge des Rückzugs von Wartensleben Richtung der böhmischen Grenze zur Nachhut wurde, mehrere ruhmvolle Gefechte gegen die nachdrängende französische Sambre-Maas-Armee unter Jourdan. Nach der endlichen Vereinigung der Niederrhein-Armee Wartenslebens mit den von Erzherzog Karl von der k.k. Oberrhein-Armee heranmarschierten Truppen, folgten die siegreichen Tage von Amberg (24. August 1796) und Würzburg (2. September !796), an welchen Kray hervorragenden Anteil hatte! Krays ritterlicher Sinn bekundete sich auch in der Kommunikation mit dem französischen Gegner. Bei Altenkirchen war der tapfere und sehr talentierte französische Divisionsgeneral Marceau, einer der wohl tüchtigsten Generäle der französischen Republik, auf dem Rückzug der Sambre-Maas-Armee am 19. September 1796 tödlich verwundet worden, und fiel der siegreich vorstoßenden österreichischen Avantgarde unter Feldmarschall-Leutnant Kray in die Hände. Kray ließ kurz darauf Marceaus Leichnam bei Neuwied den französischen Vorposten durch ein Ehrengeleit von einer Abteilung österreichischer Barcó-Husaren übergeben. Der Kommandeur der französischen Vorposten, Divisionsgeneral Castelvert drückte Kray hierfür seinen Dank brieflich in folgenden Worten aus: „Die ganze Armee hat mit Interesse ihr großmütiges Betragen im Betreff des Generals Marceau vernommen! Es ehrt Sie, Herr General, und die Nation der Sie angehören, und ich bezeuge Ihnen öffentlich meine Erkenntlichkeit dafür!“. Kray war im Jahr 1796 nicht mehr der jüngste, aber ein alter Held aus den Feldzügen gegen die Türken und stets hervorragend tapfer. Erzherzog Karl schrieb damals über ihn: „Im beginnenden Feldzug von 1796 in der Heeresabteilung unter Feldzeugmeister Graf von Wartensleben hatte er sich als einziger fortlaufend bewährt, und war ein General der sich nicht so leicht erschrecken ließ!“

Während des kurzen Feldzug von 1797 stand Kray unter dem Kommando von Feldmarschall-Leutnant Freiherr von Werneck, welcher den rechten Flügel der k.k. Rhein-Armee (Feldzeugmeister Graf Baillet de Latour) an der Lahn befehligte. Der am 18. April 1797 in Leoben abgeschlossene Präliminarfriede beendete diesen unglücklichen Feldzug. Im September 1798 erhielt Feldmarschall-Leutnant Kray welcher inzwischen einige Zeit zur Wiederherstellung seiner Gesundheit in Pest (Budapest) weilte, die Bestimmung zur k.k. Italien-Armee abzureisen, wo er zunächst eine Division in Venetien kommandierte.

KrayNach dem plötzlichen Tod des Feldzeugmeisters Friedrich Prinz von Oranien-Nassau am 6. Januar 1799 (welcher an Stelle des Feldzeugmeisters Olivier Remigius Graf Wallis zum Oberbefehlshaber der kaiserlichen Italien-Armee ernannt worden war), übernahm Kray als ältester Feldmarschall-Leutnant im Rang den Oberbefehl des Italien-Heeres bis zum Eintreffen des vom Wiener Hof neu bestimmten Oberkommandierenden, dem am 2. Februar 1799 zum General der Kavallerie beförderten Freiherr von Melas. In den letzten Märztagen des Jahres 1799 hatte der französische Obergeneral in Italien, Schérer, die Feindseligkeiten eröffnet. Während am 26. März 1799 das Gefecht bei Pastrengo nachteilig für das österreichische Heer endete, wurden die am gleichen Tag stattfindenden Angriffe der von den Divisionsgenerälen Moreau und Montrichard geführten französischen Truppen bei Verona von Feldmarschall-Leutnant Kaim und bei Legnago von Kray selbst unter großen Verlusten für die Franzosen zurückgeschlagen. Im Gegenzug schlug Kray am 30. März 1799 bei Perona die französische Division Serrurier mit einem Verlust von 2.100 Mann in die Flucht, und errang am 5. April 1799 in einer erbittert gelieferten Schlacht bei Magnano ein großer Sieg über Schérer (Anmerkung: Die französische Armee hatte einen Gesamtverlust von 8.000 Mann, darunter zwei gefallene Brigadegeneräle, 18 Geschützen und sieben Fahnen, die österreichische Armee immerhin 6.000 Mann an Gesamtverlusten darunter ein Feldmarschall-Leutnant und ein Generalmajor gefallen). Schérer verstärkte nach seiner Niederlage die Garnisonen von Mantua und Peschiera und zog sich mit 28.000 Mann hinter den Oglio, später sogar bis hinter die Adda zurück! Sofort wurde die wichtige Festung Mantua von der österreichischen Armee eingeschlossen. In einer kurzen Zeit von nur elf Tagen hatte Feldmarschall-Leutnant Freiherr von Kray durch die errungen Vorteile auf dem Schlachtfeld so ziemlich das Schicksal Italiens entschieden, und die Siege von Suworow und Melas, welch letzterer am 12. April 1799 das Oberkommando der österreichischen Truppen von Kray übernahm, vorbereitet, ja gerade zu den Weg gebahnt! Kray zum Feldzeugmeister befördert, und von seinen Gegnern „Le terrible Kray, le fils chéri de la victoire“ genannt, nahm hierauf am 21. April 1799 das Kastell von Brescia, danach vom 6.-7. Mai 1799 die Festung Peschiera und wurde hierauf mit der Einschließung der Festung Mantua beauftragt, welche er in kurzer Zeit, wegen der Annäherung der französischen Armee von Neapel unter Divisionsgeneral Macdonald, aufheben musste, diesen Platz aber am 27. Juli 1799 nach nur dreiwöchiger Belagerung eroberte! Danach vereinigte sich Kray mit der Hauptarmee bei Alessandria und hatte an den glücklichen Tagen bei Novi (15. August 1799) und Fossano (17. September 1799) einen entscheidenden Anteil am Sieg. Im November 1799 wurde Kray von Kaiser Franz II., welcher ihn nach der Schlacht bei Novi zum Inhaber des Infanterie-Regiment Nr. 34 (ehemals „Anton Esterházy“) erhoben, und bei dem Ankauf der Kameralherrschaft Topolya einen Nachlas von 100.000,.- fl. Gewährt hatte, nach Wien berufen und ihm – nach dem Rücktritt von Erzherzog Karl -  den Oberbefehl über das kaiserliche Hauptheer in Deutschland zu übertragen.

Feldzeugmeister von Kray reiste am 5. März 1800 von Wien ab, war am 9. März in München und traf am 17. März 1800 im Hauptquartier der Hauptarmee zu Donaueschingen ein. In dieser neuen Stellung war ihm allerdings das Glück nicht hold! Ein widriges Geschick umschleierte den großen Ruhm seiner vergangenen Taten in Italien. Nachdem die französische Rheinarmee unter Moreau Ende April 1800 den Rhein überschritten hatte, siegte diese bei Engen (3. Mai 1800), Messkirch (5. Mai 1800), Biberach (9. Mai 1800) und Memmingen (10. Mai 1800) und drängte Kray nach Ulm zurück wo dieser am 11. Mai schließlich eintraf. An der Iller bei Erolzheim und Ochsenhausen (5. Juni 1800) geschlagen, zog sich Kray über Nördlingen nach Neuburg an der Donau bis an den Inn zurück! Die französischen Truppen besetzten München. Kray von der Unmöglichkeit überzeugt das siegreiche französische Rheinheer am weiteren Vordringen zu hindern, machte am 12. Juli 1800 Moreau Vorschläge zu einem Waffenstillstand. Es wurden in der Folge dessen zwischen dem österreichischen Ingenieurgeneral General Dietrichstein-Proskau und dem französischen Brigadegeneral Victor Fanneau Lahorie in Parsdorf Unterhandlungen eröffnet, die bis zum 15. Juli 1800 währten, an welchem Tag dann eine Übereinkunft getroffen werden konnte. Die Eingänge Tirols am Lech samt Regensburg blieben in der Hand der österreichischen Armee, allerdings fielen die Festungen Philippsburg, Ingolstadt und Ulm an die französische Armee. Eine zwölftägige Aufkündigung der Waffenruhe sollte dem Anfang neuer Feindseligkeiten vorangehen. Hier nun stand Kray am Ende seiner rühmlichen Laufbahn! Des Oberbefehls über die k.k. Hauptarmee in Deutschland von Kaiser Franz II. enthoben, übergab er denselben interimistisch an den im Rang ältesten Feldmarschall-Leutnant Vinzenz Maria Graf Kolowrat-Liebsteinsky.

Er verließ am 31. Juli 1800 die Armee und zog sich in die Stille des Privatlebens zurück, wo ihm nur vier Jahre der Ruhe gegönnt waren. Teils zu Topolya teils in Budapest lebend, verstarb von Kray in letzterer Stadt am 19. Januar 1804.

Feldzeugmeister Kray war ein schlachtenerfahrener Feldherr, der in dem vorherrschenden veralteten österreichischen Militärsystem ohne Glück blieb. Er war einer der besten Beispiele eines Repräsentanten der alten österreichischen Armee; An ein überholtes und altes System gebunden, nicht imstande die geänderten Zustände der Kriegsführung so wie es die französischen Revolutionstruppen ausübten auch im österreichischen Heer zu verwirklichen, scheiterte er letztlich im Kampf gegen die moderne Gefechtstaktiken seiner französischen Gegner. Trotz dieses Aspekts hielten ihn diese im höchsten Respekt, als tapferen, geschickten und ritterlichen Gegenspieler. Ungeachtet seines letzten unglücklichen Feldzuges in Deutschland hatte Feldzeugmeister von Kray durch eine lange Reihe von Jahren so manche Unvergesslichkeit auf den Schlachtfeldern geleistet. Ein widriges Geschick vergönnte ihm nicht, in Deutschland das österreichische Heer mit einem, dem hohem Ruhm seiner glorreichen Tagen in Italien entsprechenden Erfolgen zum Sieg zu führen. Aber auch dessen ungeachtet hatte Feldzeugmeister Krays Name sicherlich eine ehrenvolle Stelle unter den Namen jener Feldherren des kaiserlich-österreichischen Heeres eingenommen.