Feldmarschall Graf Kolowrat-Krakowsky, Freiherr von Ugezd

Kolowrat-KrakowskyJohann Nepomuk Karl Graf von Kolowrat-Krakowsky, Freiherr von Ugezd wurde am 21. Dezember 1748 in Prag geboren. Er entstammte der Linie Kolowrat-Krakowskyzu Brzeznitz,und war ein Sohn des Grafen Prokop aus dessen zweiter Ehe mit Anna Margareta Gräfin O´Gilvy. Im Elternhaus durch den Jesuiten Seidel sorgfältig erzogen trat der junge Kolowrat 1766 als Unterleutnant in das Dragoner-Regiments Nr. 37 ein, von welchem sein Onkel, der Großprior des Johanniter-Ordens in Böhmen, General derKavallerie Graf Emanuel Wenzel Cajetan Kolowrat-Krakowsky Inhaber war (Das Regiment später ab 1798 als Dragoner-Regiment Nr. 6 „Coburg“ bekannt, wurde 1802 aufgelöst). Nach einer zweijährigen Dienstzeit bei der Reitertruppe, erkaufte sich Kolowrat eine Hauptmannsstelle im ungarischen Infanterie-Regiment Nr. 34 „Adam Batthyány“, welches damals in Prag in Garnison lag, wo er mit dem nachmaligen General der Kavallerie Michael von Melas (dem späteren Befehlshaber der österreichischen Truppen in der Schlacht bei Marengo am 14. Juni 1800), der zu jener Zeit Major im Regiment war, eine lebenslängliche Freundschaft schloss. Als das Regiment nach dem Bayerischen Erbfolgekrieg (1778/79) nach Ungarn kam, blieb es dort bis zum Ausbruch des Krieges mit dem Osmanischen Reich im Jahr 1788. Graf Kolowrat der im Regiment inzwischen zum Oberstleutnant avanciert war, wurde am 2. Juni 1788 zum Oberst – übrigens zum jüngsten in der damaligen österreichischen Armee ( nach Friedrich von Georgi) - und zum Kommandeur des Infanterie-Regiments Nr. 19 „Alvinczy“ ernannt, welches er mit großer Bravour im Kampf gegen die Osmanen führte, so daß ihm der österreichische Feldmarschall Graf Laudon am Schluss des Feldzugs von 1788 über das Verhalten des Regiments ein sehr rühmliches Zeugnis ausstellte. Beim Sturm auf Belgrad den 30. September 1789 führte Kolowrat die dritte der stürmenden Angriffskolonnen und drang unter den Augen des österreichischen Feldherrn Laudon unaufhaltsam unter klingendem Spiel und flatternden Fahnen vor. Zwar verwundete ihn eine Kugel derart am Kopf, dass er vom Schlachtfeld getragen werden musste, aber seine Kolonne war bereits durch den Laufgraben und über die Schanzpfähle der gegnerischen Befestigungsanlagen siegreich vorgedrungen und drängte im Siegeslauf begriffen die osmanischen Verteidiger von Gasse zu Gasse zurück. Aufgrund der von Laudon in der Relation der Erstürmung von Belgrad gepriesenen Tapferkeit des Grafen, wurde Kolowrat vom Kaiser am 9. Oktober 1789 zum Generalmajor befördert.

Als solcher übernahm er bald darauf das Kommando über eine Brigade bei dem in Böhmen gegen Preußen aufgestellten Beobachtungsheer unter Kommando des Feldzeugmeisters Fürst von Hohenlohe-Kirchberg. Nach dessen Auflösung zum kaiserlichen Kommissar bestellt, übergab Kolowrat-Krakowsky die laut den Bestimmungen des Friedens von Swischtow (4. August 1791) an das Osmanische Reich abzutretende Festung Belgrad am 23. Oktober 1791 an den Bevollmächtigen des Sultans. Im Januar 1792 in seiner Eigenschaft als Brigadier zur Artillerie versetzt, wo er zugleich zum Inhaber des 2. Artillerie-Regiments ernannt wurde, bewährte sich Graf Kolowrat-Krakowsky schon in den ersten Feldzügen des gegen das revolutionäre Frankreich ausgebrochenen Krieges als ausgezeichneter Artilleriegeneral. Am 20. Mai 1795 zum Feldmarschall-Leutnant ernannt, wurde Kolowrat-Krakowsky mit der Oberleitung des Geschützwesens bei der k. k. Hauptarmee am Rhein unter Feldmarschall Graf Clerfayt beauftragt. Er verproviantierte während der Rheinkampagne von 1795 beim Rückzug Clerfayts alle Festungen unverzüglich mit ausreichend Munition, rettete die Depots vor dem Zugriff des Gegners und versah, als die österreichische Armee wieder rasch gegen die Sieg vorstieß und von dort über den Rhein bis an den Speyerbach vordrang, dieselbe in den zahlreichen glücklichen Gefechten mit der notwendigen Munition. Ebenso wusste der Graf bei allen ihm bietenden Gelegenheiten mit großer Einsicht und Tapferkeit die Geschützbatterien richtig zu platzieren, zu leiten und zum größten Nachteil und Schaden der französischen Truppen zu verwenden. Kolowrats Verdienst um die schleunige Ausrüstung der Belagerungsartillerie vor Kehl (10. November 1796 bis 9. Januar 1797) war so wesentlich, dass der damalige Oberbefehlshaber der k. k. Oberrhein-Armee, Feldzeugmeister Maximilian Graf Baillet de Latour dem Grafen das ehrenvollste Zeugnis ausstellte. Welche großen Verdienste und welche Zuneigung der Untergebenen sich Kolowrat als Feldartillerie-Direktor in diesen Feldzügen gegen die französischen Revolutionstruppen erwarb, beweist die Tatsache, dass das ihm untergeordnete Offizierskorps am 10. Januar 1797 zu Eckartsweier (heute OT von Willstätt in der Ortenau) ein Bittgesuch um Belohnung ihres ausgezeichneten Kommandeurs an den Kaiser in Wien richtete (die in der Artillerie gefeierten Namen eines Schwarzinger, Schuhay, Reisner und Vega standen an der Spitze der Unterschriften), welche ihm am 15. Mai 1797 durch die Verleihung des Kommandeurskreuz des Maria-Theresien-Ordens zu Teil wurde.

Am 28. Oktober 1800 aufgrund seiner Verdienste auf dem Schlachtfeld wohlverdient zum Feldzeugmeister befördert, am 12. April 1801 zum Hofkriegsrat und am 13. April 1801 zum wirklichen geheimen k. k. Rat erhoben, erhielt Graf Kolowrat darüber hinaus noch am 21. April 1801 die Inhaberschaft über das durch den Schlachtentod des Feldmarschall-Leutnants Fürst Karl Aloys zu Fürstenberg am 25. März 1799 bei Stockach vakant gewordenen Infanterie-Regiments Nr. 36 verliehen. Im Januar 1803 zum Nachfolger des Generals von Melas im Landeskommando von Böhmen ernannt, versah er diesen Posten in den folgenden Jahren mit anzuerkennender Umsicht. Von Prag wurde Kolowrat-Krakowsky bei Ausbruch des Dritten Koalitionskrieges 1805 auf den süddeutschen Kriegsschauplatz zur k. k. Hauptarmee unter das Kommando des Feldmarschall-Leutnants Mack von Leiberich berufen, wo er im September die ersten beiden Treffen dieser Armee, zusammen 42 Bataillone und 32 Eskadronen bis an das rechte Ufer der Iller auf eine Linie von Ulm bis Dietmannsried heranführte (Siehe Alfred Krauss, Beilage 10, Dislokationstabelle der k. k. Armee in Deutschland unter Kommando Seiner königlichen Hoheit des Erzherzogs Ferdinand, vermutlich nach dem Bericht Macks vom 18. September 1805).

Infolge der Schlacht bei Elchingen am 14. Oktober 1805 mit dem Gros des österreichischen Heeres unter Mack von den Franzosen in Ulm eingeschlossen, brach Graf Kolowrat noch am gleichen Tag gegen elf Uhr Nachts an der Seite des Erzherzogs Ferdinand Karl d´ Este mit zwölf Eskadronen unter Feldmarschall-Leutnant Fürst Karl von Schwarzenberg aus der umklammerten Stadt aus, um sich über Franken nach Böhmen durchzuschlagen. Über Geislingen an der Steige, Heidenheim, Aalen und Nördlingen erreichte die ständig anwachsende Schar (bei Öttingen hatte sich die Kavallerie des Korps Werneck unter Feldmarschall-Leutnant Prinz von Hohenzollern-Hechingen die der Kapitulation von Trochtelfingen entgangen war, angeschlossen) weiter über Nürnberg, Pegnitz und Bayreuth am 22. Oktober das böhmische Eger, wo Ferdinand Karl d´ Este dem Grafen Kolowrat-Krakowsky interimistisch das Kommando über die aus Ulm gerettete Kavallerie und den auf dem Weg eingereihten Truppenteile übergab, während der Erzherzog über Prag nach Wien eilte, um dem Kaiser Bericht zu erstatten. Hierauf unterstützte Kolowrat-Krakowsky die glücklichen militärischen Unternehmungen des am aus Wien nach Böhmen zurückgekehrten Erzherzogs Ferdinand Karl d´ Este, um von dort den rechten Flügel der verbündeten russisch-österreichischen Hauptarmee zu decken, gegen die mährische Grenze von November bis Anfang Dezember 1805 hin mit voller Tatkraft und wusste während des dem Preßburger Frieden (26. Dezember 1805) vorangegangenen Waffenstillstands von Austerlitz (6. Dezember 1805) in seinem Posten als kommandierender General in Böhmen durch Achtung gebietende Haltung den unbefugten Streitereien einiger französischer Befehlshaber in dem vom Gegner besetzten Taborer und Budweiser Kreis Einhalt zu gebieten.

Als im Jahr 1809 erneut der Krieg mit Frankreich ausbrach, übernahm Kolowrat-Krakowsky das Kommando über das II. Armeekorps (19 Bataillone, 19 Eskadronen mit 65 Geschütze, insgesamt 23.700 Mann) der Hauptarmee unter Erzherzog Karl. Kolowrat drang mit seinem Korps aus Böhmen in Bayern ein, besetzte am 19. April Stadt am Hof und am 20. April das wegen des Donau-Übergangs strategisch wichtige Regensburg. Die ungünstigen Ereignisse bei der Hauptarmee Erzherzog Karls (Niederlagen bei Abensberg und Eggmühl) nötigten Kolowrat-Krakowsky sich in das südliche Böhmen und von dort nach Österreich zurückzuziehen. Zur Schlacht bei Wagram (5.-6. Juli 1809) vereinigte er sich wieder rechtzeitig mit der österreichischen Hauptmacht. Sein nun in III. Armeekorps umbenanntes Korps ging mit 22 Bataillone, 6 Eskadronen und 58 Geschützen (zusammen 16.500 Mann stark), in die Schlacht und hatte verdienten Anteil an dem Ruhm welchen die österreichischen Waffen sich in diesem äußert blutigen Kampf erwarben.

Am 12. September 1809 wurde Kolowrat für die Verdienste im Feldzug mit der Beförderung zum Feldmarschall belohnt. Aufgrund seiner geschwächten Gesundheit nahm Kolowrat zwar an den Feldzügen der Befreiungskriege von 1813-1815 nicht teil, doch leistete er als kommandierender General in Böhmen, welches gerade 1813 von Napoleon derart gefährlich bedroht wurde, durch seine zweckmäßigen Anstalten und Maßnahmen zur Unterstützung der verbündeten Heere und durch seine Sorge und Organisation der militärischen Krankenpflege die wertvollsten Dienste.

In Anerkennung seiner Taten wurde ihm im Mai 1815 durch den österreichischen Kaiser das goldene Kreuz des neu gestifteten Civil-Ehrenzeichens zuteil, während ihn der auf den französischen Thron zurückgekehrte Bourbonenkönig Ludwig XVIII. für die den verwundeten und kriegsgefangenen französischen Soldaten geschenkte Fürsorge bereits schon am 12. November 1814 zum Großoffizier der französischen Ehrenlegion ernannt hatte. Als Graf Kolowrat-Krakowsky sich aufgrund seiner durch die vielen Feldzüge erduldeten Anstrengungen zu sehr geschwächte Gesundheit veranlasst sah, beim Kaiser um seine Enthebung vom böhmischen Generalkommando zu beten, wurde ihm dies am 15. Mai 1816 unter Bezeugung der Allerhöchsten Zufriedenheit unter gleichzeitiger Auszeichnung mit dem Großkreuz des Leopold-Ordens bewilligt. Allerdings konnte Graf Kolowrat-Krakowsky den soeben erlangten und wohlverdienten Ruhestand nicht lange genießen. In Folge wiederholter Schlaganfälle entkräftet, verstarb er schon am 5. Juni 1816 in Prag.

Johann Karl Nepomuk Graf von Kolowrat-Krakowsky war ein tapferer Soldat und General. Er zeichnete sich als Mensch durch Seelengröße, Sanftmut und anspruchslose Bescheidenheit aus. Als Soldat teilte er alle Gefahren und Beschwerden mit den ihm untergebenen Truppen und brachte auch auf den höheren Stufen nie die Nacht unter Dach zu, wenn seine Truppen im Biwak standen, um sie durch sein Beispiel der Abhärtung aufzumuntern.