Feldzeugmeister Graf Gyulay von Maros-Németh und Nádaska

Ignaz GyulayIgnaz Graf Gyulay von Maros-Németh und Nádaska wurde am 11. September 1763 in Hermannstadt (heute: Sibiu/Rumänien) in Siebenbürgen geboren. Er war der ältere Sohn des kaiserlich-österreichischen Feldmarschall-Leutnants Samuel Graf Gyulay. Ignaz Graf von Gyulay trat 1781 im Alter von 18 Jahren als Kadett in das kaiserlich-österreichische Infanterie-Regiment seines Vaters (Infanterie-Regiment Nr. 32) ein. Sehr zügig durchlief der junge Ignaz die unteren Offiziersränge und war im Jahr 1788 bereits Major im 2. Banal-Grenzinfanterie-Regiment. Von 1789-1790 nahm er mit diesem Regiment am letzten Feldzug der kaiserlichen Armee gegen die Türken teil. 1790 zum Oberstleutnant befördert, übernahm Ignaz das Kommando eines eigenen Freikorps (Gyulay-Freikorps) mit dem er sich besonders rühmlichst bei der Erstürmung von Cetin (heute: Cetingrad) am 20. Juli 1790 auszeichnete.

Zu Beginn des Ersten Koalitionskrieges hatte Gyulay im Verband der kaiserlichen Oberrhein-Armee unter dem General der Kavallerie Graf von Wurmser, wesentlichen Anteil an der Erstürmung der uneinnehmbar gehaltenen „Weißenburger Linien“ am 13. Oktober 1793. Hierfür wurde der erst 31jährige Oberstleutnant bei der 34. Promotion am 7. Juli 1794 mit dem Ritterkreuz des Maria-Theresien-Ordens ausgezeichnet! Am 7. April 1795 zum Oberst des Infanterie-Regiments Nr. 31 „Benjowsky“ befördert, behielt sich Ignaz Gyulay aber weiterhin das Kommando seines  Freikorps in erster Linie vor. Mit diesem stand er im Feldzug von 1796 unter dem Oberbefehl von Feldzeugmeister Graf Latour am Oberrhein, focht aber während des laufenden Feldzuges im Verband von Feldmarschall-Leutnant Fröhlichs Flankenkorps im Allgäu gegen die französischen Truppen. Mit den 1.200 Mann seines Freikorps behauptete er am 22. September 1796 Memmingen im Allgäu acht Sunden lang hindurch gegen 6.000 französische Soldaten, und konnte sich im November 1796 bei der Belagerung des französischen Brückenkopfes von Kehl nochmals auszeichnen. Noch im selben Jahr übernahm dann Gyulay schließlich das Kommando des Infanterie-Regiments Nr. 31 „Benjowsky“. Er wurde aber bereits am 16. Mai 1797 zum Generalmajor befördert.

Zu Beginn des Zweiten Koalitionskrieges bewährte sich Gyulay im Feldzug von 1799 als Brigadekommandeur in der kaiserlichen Armee Erzherzog Karls in den Schlachten bei Ostrach (21. März 1799) und bei Stockach (25. März 1799). Danach organisierte er den Landsturm im Breisgau. Im Feldzug von 1800 unter Feldzeugmeister von Kray dienend, deckte er nach der Schlacht bei Messkirch (5. Mai 1800) gemeinsam mit der verbündeten bayerischen Brigade Wrede den Rückzug des Heeres über die Donau. Später tat er sich in den Gefechten bei Günzburg (24. Mai 1800) und Krumbach (10. und 13. Juni 1800) hervor. Hierfür wurde Gyulay von Kaiser Franz II. bei der 63. Promotion vom 11. Oktober 1800 mit dem Kommandeurskreuz des Maria-Theresien-Ordens ausgezeichnet, und am 29. Oktober 1800 zum Feldmarschall-Leutnant ernannt. Bald nach seiner Beförderung hatte Gyulay an der für Österreich so katastrophal verlaufenden Schlacht bei Hohenlinden (3. Dezember 1800) trotzdem einen hervorragenden und beispielhaften Anteil! Nach dem Frieden von Lunéville (9. Februar 1801) erhielt Ignaz Gyulay den Posten eines Divisionärs in Pest (Budapest). Im April 1801 wurde er zum Inhaber des Infanterie-Regiments Nr. 60 erhoben.

Im Feldzug von 1805 diente er als Divisionskommandeur in der kaiserlichen Armee in Schwaben unter dem Oberbefehl des unglücklichen Freiherr von Mack. Bei der Kapitulation vom 20. Oktober 1805 auf Ehrenwort entlassen wurde Gyulay danach zusammen mit Feldmarschall-Leutnant Johann Fürst von Liechtenstein zu den Friedensverhandlungen nach Pressburg delegiert, wo er den Friedensvertrag mitunterzeichnete. Im April 1806 zum Banus von Kroatien, Dalmatien und Slawonien ernannt, widmete sich Ignaz Gyulay bis 1809 besonders der Verwaltung der Militärgrenze.

Im Krieg von 1809 erhielt er das Kommando über das IX. Armeekorps der Armee von Innerösterreich unter Erzherzog Johann. Durch seinen persönlichen Einsatz beim Brückenschlag über den reißenden Tagliamento am 13. April 1809 ermöglichte er den Übergang der Armee. Nach dem Rückzug Erzherzog Johanns aus Norditalien Ende Mai, erhielt Ignaz Gyulay den Oberbefehl über die Verteidigung Krains und Kroatiens. Gyulay reiste sofort nach Agram (heute: Zagreb/Kroatien) ab und organisierte dort die kroatische Insurrektion (Landesaufgebot). Am 23. Juni 1809 brach er von Marburg nach Graz auf, um den dortigen Schlossberg wieder in Verteidigungsbereitschaft zu setzen. Doch anstatt die in diesem Raum operierenden zahlenmäßig unterlegenen französischen Verbände (Division Broussier und Korps Marmont) einzeln anzugreifen und zu versuchen diese aufzureiben, ließ sich Gyulay am 25. und 26. Juni in den Vorstädten von Graz in ein völlig überflüssiges Gefecht verwickeln (sogenanntes Gefecht von Graz-St. Leonhard). Dieses zog er außerdem noch durch zögernden Kräfteeinsatz unnötig in die Länge! Bis zum Waffenstillstand von Znaim am 12. Juli 1809 streifte Gyulay Korps hierauf in der Steiermark, rückte danach nach Csakathurn (Cakovec) in Kroatien und verblieb dort bis zum Abschluss des Friedens von Schönbrunn am 14. Oktober 1809.

Von Ende 1809 bis  1813 war Gyulay wieder als Banus tätig. Nach der Kriegserklärung Österreichs an Frankreich wurde Gyulay zum Feldzeugmeister befördert und erhielt ein Korpskommando in der österreichischen Hauptarmee unter Feldmarschall Fürst Schwarzenberg. In der Schlacht bei Dresden (26.-27. August 1813) kommandierte Gyulay den linken Flügel der Böhmischen Hauptarmee von Fürst Schwarzenberg. In der Völkerschlacht bei Leipzig (16.-19. Oktober 1813) erhielt er den Auftrag die Verbindung zwischen der Schlesischen Armee Blüchers und der Böhmischen Hauptarmee Schwarzenbergs aufrechtzuerhalten, was ihm teilweise auch gelang. Während des Frankreich-Feldzuges von 1814 wieder im Kommando des III. (österreichischen) Armeekorps (26 Bataillone und 13 Eskadronen mit 64 Geschützen, zusammen 15.000 Mann) Während der für die Verbündeten siegreichen Schlacht von La Rothiére (1. Februar 1814) glückte ihm die Eroberung des Dorfes von Lesmont. Für diese Leistung wurde Ignaz Gyulay mit dem Großkreuz des Leopold-Ordens ausgezeichnet. Danach nahm er mit seinem Armeekorps besonders in den Schlachten von Arcis-sur-Aube (20.-21. März 1814), LA Fére-Champenoise (25. März 1814) sowie Paris (30. März 1814) größeren Anteil. Während Napoleons Rückkehr von Elba und der Herrschaft der Hundert Tage 1815, war Gyulay Generalkommandeur von Österreich (gemeint sind hierbei die heutigen Bundesländer Nieder- und Oberösterreich).

Ab dem Jahr 1816 wirkte er wieder als Banus von Kroatien. Im Jahr 1824 übernahm Gyulay das Generalkommando in Böhmen und ab 1829 wieder jenes von Österreich. Ignaz Gyulay war inzwischen auch Geheimer Rat, Kämmerer, Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies, Oberster Landeskapitän der ungarischen Statthalterei, Präses der Banal-Tafel und Inhaber der beiden Banal-Grenzinfanterie-Regimenter geworden. Als abschließende Krönung seiner Laufbahn erhob ihn Kaiser Franz I. am 7. Oktober 1830 zum Präsidenten des Hofkriegsrates in Wien. Noch im selben Jahr erhielt er – zu seinem 50.jährigen Dienstjubiläum- das Großkreuz des St.-Stephan-Ordens. Ignaz Graf von Gyulay verstarb nach nur sehr kurzer Präsidentschaft am 11. November 1831 in Wien.

Sein Sohn war übrigens der spätere Feldzeugmeister Franz Graf von Gyulay (1798-1868), welcher am 4. Juni 1859 bei Magenta von der französischen Armee unter Kaiser Napoleon III. und Marschall Mac Mahon geschlagen wurde.