Feldmarschall-Leutnant Albert Graf Gyulay

Albert Graf Gyulay von Maros-Németh und Nadaska wurde als Sohn des Feldmarschall-Leutnants Samuel Graf Gyulay in Ofen (Budapest) am 12. September 1766 geboren. Der junge Albert begann mit 17 Jahren im Mai 1784 als Unterleutnant im Husaren-Regiment Nr. 1 "Kaiser" seine militärische Karriere. Er stieg im Oktober 1787 zuerst zum Oberleutnant im Infanterie-Regiment Nr. 19 „Alvinczy“ auf, und in nur wenigen Monaten später zum zweiten Rittmeister des Husaren-Regiments Nr. 47 „Székler“.

In dem Ende 1787 ausgebrochenen Krieg gegen das Osmanische Reich fand Albert Gyulay dann die erste Gelegenheit sich durch Mut und Entschlossenheit auf dem Schlachtfeld auszuzeichnen. Sein Husaren-Regiment Nr. 47 "Székler" war in dem zur Deckung von Siebenbürgen unter Feldmarschall-Leutnant Fabris aufgestellten kaiserlich-österreichischen Armeekorps eingeteilt, als am 26. August 1788 eine 6.000 Mann starke türkische Einheit die Verschanzungen am Karpaten-Pass von Schloss Törzburg angriff (Anmerkung: Das damalige Schloss Törzburg, auf rumänisch Castelul Bran genannt, war übrigens einige Zeit lang Sitz von Flad Tepes dem berühmten Graf „Dracula“). Nach wiederholten Sturmangriffen eroberten die osmanischen Truppen die Verhaue sowie mehrere Schanzen, und zwangen dadurch die schwachen österreichischen Verteidiger (8 Kompanien Infanterie, 1 ½ Eskadronen Dragoner, 1 ½ Eskadronen Husaren sowie 7 Geschütze) zum Rückzug. Nicht nur dass durch das sofortige Nachstoßen der Osmanen eine Abteilung Infanterie mit einem Geschütz abgeschnitten wurde, sondern auch der Rückzug der ganzen österreichischen Truppe war auf das Höchste gefährdet war, war die Lage sehr kritisch geworden. In diesem Moment warf sich Rittmeister Albert Graf Gyulay mit drei Zügen seiner Székler-Husaren auf die türkischen Truppen, befreite das abgeschnittene österreichische Detachment, hielt obschon selbst im Gefecht bereits verwundet, die verfolgenden Türken mehrere Stunden auf, und sicherte dadurch den Rückzug der übrigen Truppen und Geschütze! Im Februar 1789 zum Grenadierhauptmann im Infanterie-Regiment seines Vaters „Nr. 32 „Graf Samuel Gyulay“ ernannt, nahm Albert am Feldzug dieses Jahres in der Hauptarmee unter Feldmarschall Ernst Gideon Graf von Laudon (1717-1790) teil. Während dieser Kämpfe zeichnete sich Albert Graf Gyulay beim Sturmangriff auf Belgrad am 30. September 1789 aus, indem er mit seiner Kompanie freiwillig durch die Palisaden eindrang, die türkischen Verteidiger nach hartem Gefecht aus dem Graben vertrieb und sie bis in die Stadt hinein verfolgte, wodurch die nachfolgende österreichische Sturmkolonne die Eroberung der Außenwerke und Vorstädte wesentlich erleichtert wurde. Für diese erfolgreiche Waffentat und seine vor dem Feind bewiesene Tapferkeit wurde Albert Graf Gyulay bei der 19. Promotion vom 21. Dezember 1789 mit dem Ritterkreuz des Maria-Theresien-Ordens ausgezeichnet.

Während des Ersten Koalitionskrieges führte Albert Gyulay im Feldzug von 1793 einige Tage nach der Schlacht von Neerwinden (18. März 1793), den von ihm persönlich vorgeschlagenen nächtlichen Überfall auf die französische Nachhut glücklich aus, vertrieb die französischen Truppen von den Anhöhen bei Tirlemont und besetzte diese Stadt, wobei dem Feind einige Hundert Gefangene und mehrere Geschütze abgenommen wurden! Im Mai 1793 zum Major im O´Donellschen Freikorps befördert, befand sich Albert Graf Gyulay im Juni bei der siegreichen Belagerung von Valenciennes (25. Mai-27. Juli 1793), ab August bei jener von Le Quesnoy (28. August-13. September 1793) und half hierbei mehrere Ausfälle der Franzosen zurückzuschlagen sowie den Mormaler Wald zu erobern. Danach war Gyulay auch bei den Streifzügen des Korps von Generalmajor Graf von Bellegarde gegen Castellet, Beauvais, St. Quentin und Cambrai beteiligt. Im Feldzug von 1794 erstürmte Gyulay mit seinem Freikorps am 17. April 1794 während des Gefechts bei Catillon, beim Angriff auf Vaux die Schanzen bei den Windmühlen, trieb am 10. Mai 1794 im Gefecht bei Tournai die Franzosen bis Cysoing zurück, sicherte dadurch den stark bedrohten linken Flügel, und bereitete den Sieg des Tages dadurch vor. Während des Feldzuge von 1797 stand Albert Graf Gyulay mit seinem Bataillon bei der Brigade des Generalmajors Graf de Brieg, welche während des Rückzuges des Feldmarschall-Leutnants Freiherrn von Werneck von der Sieg, am 19. April das Dorf Lein mit der dortigen Brücke über die Lahn, sowie das Schloss Braunfels erstürmte. Im April 1797 zum zweiten Oberstleutnant im Infanterie-Regiment seines Vaters vorgerückt, wurde Albert Gyulay im März 1798 als erster Oberstleutnant im Husaren-Regiment Nr. 1 „Kaiser“ eingeteilt, und nur wenig später zum Oberst und Kommandeur des neu errichteten ungarischen Infanterie-Regiments Nr. 48 befördert.

Zu Beginn des Zweiten Koalitionskrieges zeichnete sich Albert Gyulay im Feldzug von 1799 in Norditalien am 26. März in den Gefechten bei Verona sowie am 5. April in der Schlacht bei Magnano rühmlichst aus, wurde aber in letzterer durch eine Flintenkugel schwer am Kopf verwundet. An den Folgen der notwendig gewordenen Operation litt er während seines ganzen restlichen Lebens. Zum Lohn seiner in den erwähnten Gefechten bewiesenen Umsicht und Tapferkeit wurde Albert Gyulay mit dem Elisabeth Theresien-Orden ausgezeichnet. Seit Errichtung desselben war dies der erste Fall seiner Verleihung an einen noch aktiven Obersten, daher eine ganz besondere Auszeichnung! Gleichzeitig ernannte ihn die Stadt Verona aus Dankbarkeit zum Veroneser Edelmann.

Im Jahr 1800 wurde Gyulay zum Generalmajor befördert, und wegen seiner so sehr geschwächten Gesundheit in den Pensionsstand versetzt. Doch er kommandierte bei der in diesem Jahr errichteten ungarischen Insurrektion als Distriktsgeneral jenseits der Theiß. Ab 1803 wieder in der kaiserlichen Armee angestellt, war er bis 1808, in welchem Jahr er zum Feldmarschall-Leutnant befördert wurde, als Brigadier in Böhmen, Ungarn und der Militärgrenze eingesetzt, sowie 1805 abermals bei der ungarischen Insurrektion verwendet.

Im Krieg von 1809 erhielt Albert Gyulay das Kommando über das VIII. Armeekorps der Armee von Innerösterreich übertragen und focht unter dem Oberbefehl von Erzherzog Johann im Feldzug in Norditalien. Gyulay trug zum Sieg bei Fontana Fredda am 17. April 1809 wesentlich bei, und schlug die Franzosen am 30. April 1809 auf dem Monte Ceroni. Als die Armee jedoch in Folge der negativen Ereignisse in Bayern, Norditalien im Mai 1809 räumen musste, verteidigte Gyulay mit seinem Korps die Stellung bei Tarvis unter dem Schutz der beiden Sperrforts von Malborghetto und Predil zwei Tage hindurch (16. und 17. Mai) gegen die fortwährend erneuerten Angriffe des weit überlegenen Feindes. Dadurch rettete er die rückwärtigen Magazine und vereinigte sich am 2. Juni bei St. Gotthard in Ungarn mit dem Heer unter Erzherzog Johann wieder.

Am 7. Februar 1810 wurde Albert Gyulay zum Inhaber des Infanterie-Regiments Nr. 21 ernannt, und ihm Jahr 1811 in den Ruhestand versetzt. Doch schon 1813 übernahm Gyulay wieder das Kommando einer Division beim Reservekorps, kehrte aber im gleichen Jahr wieder in den Pensionsstand zurück. Bei dem erneut 1815 ausgebrochenen Krieg erhielt Gyulay abermals ein Divisionskommando, und trat nach dem hergestellten Frieden 1816 neuerdings in Pension.

Feldmarschall-Leutnant Albert Gyulay verstarb am 27. April 1835 in Budapest. Interessant zu erwähnen bleibt hierbei noch die Tatsache, dass Gyulay von 1813 an die von der Elisabeth Theresien-Stiftung bezogenen Einkünfte an vier mit mehreren Kindern belastete und vor dem Feind dienstuntauglich gewordene Offiziere verteilte. Nach deren Tode aber an die hinterbliebenen Witwen und Kinder.