Feldmarschall-Leutnant Fürst zu Fürstenberg

FürstenbergKarl Aloys Fürst zu Fürstenberg wurde am 26. Juni 1760 in Prag als dritter Sohn des Fürsten Karl Egon I. aus der böhmischen Line des Hauses zu Fürstenberg und dessen Gemahlin Josepha Gräfin von Sterneberg-Manderscheid geboren. Der junge Fürstenberg war dazu bestimmt die Militärlaufbahn einzuschlagen. Hierfür erhielt er einen kaiserlich-österreichischen Offizier, Leutnant Ernst als Hofmeister und Erzieher zugewiesen. Leutnant Ernst nahm seinen jungen Schützling selbstverständlich auch auf Manöver der österreichischen Armee mit. Und so wurde der junge Fürstenberg 1776 dem habsburgischen Kriegsminister Graf von Lacy (1725-1801) und dem damaligen Feldzeugmeister Graf von Laudon (1717-1790) vorgestellt. Kaiser Joseph II. (1741-1790) lud ihn selbst zur Tafel ein!

Im Jahr 1777 begann Fürstenberg in Prag als Subalternoffizier in der kaiserlich-österreichischen Armee seinen Dienst. Während des Bayerischen Erbfolgekrieges (1778/79) mußte Fürstenberg ins Feld rücken, es kam jedoch zu keinen größeren Gefechten. Im Jahr 1780 zum Hauptmann im Infanterie-Regiment Nr. 34 „Anton Esterházy“ aufgestiegen, nahm Fürstenberg am Krieg gegen das Osmanische Reich (1787-1792) teil. Hierbei konnte er sich das erste Mal bei der Erstürmung der Festung Schabatz an der Save (heute: Sabac/Serbien) am 27. April 1788 persönlich auszeichnen. Für seine dabei erwiesene Tapferkeit wurde Fürstenberg von Kaiser Joseph II. nur wenige Tage später am 4. Mai 1788 zum Major und Kommandeur eines Grenadierbataillons befördert. Ende Juni 1790 bereits zum Oberst des Infanterie-Regiments Nr. 34 „Anton Esterházy“ aufgestiegen und zum Brigadekommandeur ernannt, konnte sich Fürstenberg bei der Eroberung Belgrads am 8. Oktober 1789 abermals rühmlichst hervorheben. Daraufhin am 1. Januar 1790 auf besondere Empfehlung seines Oberbefehlshabers Feldmarschall von Laudon zum Generalmajor befördert.

Zu Beginn des Ersten Koalitionskrieges im April 1792 stand Fürstenberg als Brigadekommandeur in einem kleinen österreichischen Korps (10.000 Mann) unter dem Befehl von Feldmarschall-Leutnant Fürst Esterházy im Breisgau zum Schutz von Kehl. Zu Beginn des Jahres 1793 wurde Fürstenberg dem General der Kavallerie Graf von Wurmser zur Dienstleistung bei der k.k. Oberrhein-Armee bestimmt, und übernahm dort das Kommando der Avantgarde. Am 30. März 1793 überschritt Fürstenberg an der Spitze der Avantgarde (9.000 Mann) bei Ketsch den Oberrhein, rückte am 1. April 1793 in das von der französischen Rhein-Armee unter Custine kampflos überlassene Speyer ein, und besetzte am 2. April Germersheim. Am 3. April schlug Fürstenberg in den Gefechten bei Bellheim, Hördt und Leimersheim in einem Bajonettangriff Custines französische Infanterie auf Landau und Lauterburg zurück. Bei der Erstürmung der uneinnehmbar geltenden Weissenburger Linien am 13. Oktober 1793, zeichnete sich Fürstenberg diesmal in der Division unter Feldmarschall-Leutnant Graf von Kavanagh fechtend erneut aus. Während der französischen Gegenoffensive unter Hoche und Pichegru trug Fürstenberg nur am 20. November 1793 im Gefecht bei Geidertheim an der Zorn bei, als er dem arg bedrängten Feldmarschall-Leutnant Gabriel Freiherr von Splényi zu Hilfe eilte. Kurz darauf erkrankte Fürstenberg ernsthaft und weilte während des Dezember 1793 zur Wiederherstellung seiner Gesundheit in Hagenau. Am 22. Dezember erfolgten die verlorenen Abwehrgefechte der geschwächten k.k. Oberrhein-Armee Wurmsers bei Fröschweiler, Reichshofen und Wörth gegen die französischen Truppen Hoches und Pichegrus. Nach dem Rückzug Wurmsers über den Oberrhein am 30. Dezember 1793 bei Phillipsburg, erhielt Fürstenberg den Auftrag den Lauf des Hochrheins zu beobachten und gegenüber von Hüningen bei Basel ein verschanztes Lager anzulegen.

Seit Januar 1794 stand Fürstenberg wieder wie 1792 mit seinen Truppen am Oberrhein. Wiederum bewegte sich wenig bis zum Juni 1796. An den befürchteten Einfallstoren der französischen Armee nach Südwestdeutschland, Kehl und Hüningen blieb es ruhig. Während eines dreimonatigen Urlaubs, den er aufgrund des im Dezember 1795 zwischen Österreich und Frankreich abgeschlossenen Waffenstillstandes in Prag bei seiner Familie verbrachte, wurde er zum Feldmarschall-Leutnant befördert. Im Juni 1796 sicherte Fürst Karl Aloys zu Fürstenberg mit seiner Division (4 Infanterie-Bataillone, 13 Eskadronen und Freikorps Gyulay) von Kehl bis Rastatt den Rheinkordon. Als am 26. Juni 1796 schließlich die französische Rhein-Mosel-Armee unter Moreau bei Kehl über den Rhein vorstieß, und das Schwäbische Reichskreiskontingent aus Kehl warf und nach allen Richtungen siegreich vorstieß war die Stunde des Fürsten gekommen. Mit seinen Truppen konnte er unter ständigen Abwehrgefechten langsam gegen Rastatt zurückweichend, den Vormarsch der um ein vielfaches überlegenen französischen Truppen so lange aufhalten, bis Erzherzog Karl vom Niederrhein kommend, am 5. Juli 1796 endlich Verstärkungen herangeführt hatte. Fürstenberg focht in der Schlacht bei Malsch (9. Juli 1796) als Divisionskommandeur (5 Bataillone) in der dritten Angriffskolonne unter Feldzeugmeister Graf Baillet de Latour, und vertrieb mit diesem die französische Infanterie von Desaix aus Bietigheim und Oetigheim. Nach dem Rückzug Erzherzog Karls über Pforzheim und die Schwäbische Alb, stand Fürstenberg mit seiner Division in der Schlacht von Neresheim am 11. August 1796 im Zentrum. Fürstenberg blieb Mitte August 1796 mit seinen Truppen unter Feldzeugmeister Graf Latour zurück, und verteidigte am 24. August 1796 mit 6 ½ Bataillonen und 12 Eskadronen (ca. 6.000 Mann) den Lechübergang bei Friedberg. Danach erhielt er von Graf Latour den Auftrag mit 6 Bataillonen und 16 Eskadronen die Verteidigung des rechten Isarufers von Wolfratshausen bis Moosburg zu übernehmen. Mehrmals hielt Fürstenberg Anfang September 1796 an der Münchner Isarbrücke mit seinen unterlegenen Truppen dem französischen Divisionsgeneral Ferino stand, und verhinderte somit ein weiteres Vordringen der französischen Rhein-Mosel-Armee auf Regensburg und in die habsburgischen Stammlande. Bei Emmendingen (19. Oktober 1796) kommandierte Fürstenberg die vierte Angriffskolonne (5 Bataillone und 32 Eskadronen) Erzherzog Karls. In der Schlacht bei Schliengen (24. Oktober 1796) kommandierte Fürstenberg die zweite Angriffskolonne (9 Bataillone und 30 Eskadronen) und stand dem Divisionsgeneral Gouvion Saint-Cyr gegenüber. Nachdem Moreau mit seinem Heer bei Hüningen über den Hochrhein entkommen war, ging es an die Belagerung der französischen Brückenköpfe von Kehl und Hüningen. Während Feldzeugmeister Graf Baillet de Latour mit der österreichischen Hauptmacht Kehl einschloss, übertrug Erzherzog Karl dem Feldmarschall-Leutnant Fürstenberg das Kommando über das Belagerungskorps von Hüningen (zwei Divisionen mit 20 Bataillone und 40 Eskadronen). Es spricht hier wirklich für das hohe Ansehen welches Fürst Karl Aloys zu Fürstenberg genoss, dass ausgerechnet ihm die Belagerung des Hüninger Brückenkopfes übertragen wurde, während sich Erzherzog Karl selbst gegen Kehl wandte. Schon am 27. Oktober 1796 begann Fürstenberg die Belagerungsarbeiten vor Hüningen. Bis zum 27. November hatte sein fähiger Ingenieurhauptmann Pulsky Schanzen und Laufgräben eröffnet. Fürstenberg forderte den Befehlshaber des Brückenkopfes den französischen Brigadegeneral Abbatucci zur Übergabe auf, welche dieser natürlich ablehnte. In der Nacht vom 30. November auf den 1. Dezember 1796 schlug ein von Fürstenberg angeordneter Sturmangriff auf den Brückenkopf zwar fehl, aber wurde hierbei Brigadegeneral Abbatucci tödlich verwundet (er verstarb am 3. Dezember 1796) und die französischen Soldaten verloren mit ihm die Seele ihres Widerstandes. Nach der Kapitulation Kehls am 10. Januar 1797 traf bei Fürstenberg endlich das schwere Belagerungsgeschütze sowie vier Bataillone als Verstärkung ein. Immer enger zog Fürstenberg nun den Belagerungsgürtel um Hüningen. Schon war am 2. Februar 1797 alles für einen entscheidenden Sturmangriff vorbereitet, als Divisionsgeneral Dufour, der neue französische Befehlshaber des Brückenkopfes von Hüningen am Nachmittag des 1. Februars die Übergabe anbot. Der Fürst zu Fürstenberg nahm an, und am 5. Februar zog er endlich in den zerstörten Brückenkopf ein. Die Antwort von Kaiser Franz II. für diese erfolgreiche Waffentat war die Verleihung der Inhaberschaft über das Infanterie-Regiment Nr. 36 welches fortan bis zu seinem Schlachtentod den Namen „Fürstenberg“ trug.

Nach Ende des Ersten Koalitionskrieges verbrachte Karl Aloys Fürst zu Fürstenberg einige Zeit am Hof seines Vetters des regierenden Fürsten Karl Joachim von Fürstenberg in Donaueschingen, und geleitete von dort seine Familie nach Prag zurück. Im Mai 1798 begab er sich dann schließlich auf den für ihn zugewiesenen Divisionsposten nach Linz.

Am 30. Januar 1799 brach Feldmarschall-Leutnant Fürst zu Fürstenberg mit seiner Division von Linz nach Westen auf, und erreichte Anfang März das Heerlager der k.k. Hauptarmee unter Erzherzog Karl bei Augsburg am Lech. Nachdem die französische Donau-Armee unter Jourdan am 1. und 2. März 1799 den Rhein bei Basel und Straßburg überschritt, stieß sie ohne größeren Widerstand bis nach Oberschwaben vor. Erzherzog Karl, der mit seinen diesmal den Franzosen um das Doppelte überlegenen Truppen hinter dem Lech seinerseits auf das Kommando von seinem Bruder Kaiser Franz II. zum Aufbruch gewartet hatte, zog ihnen entgegen. Bei Ostrach (Kreis Sigmaringen) kam es am 21. März 1799 zur ersten Schlacht. Drei Kolonnen sollten den Angriff auf die französische Stellungen führen welche durch die Anhöhen am Flüsschen Ostrach stark geschützt waren. Feldmarschall-Leutnant Karl Aloys zu Fürstenberg erhielt von Erzherzog Karl das Kommando über die rechte Angriffskolonne (11 Bataillone und 20 Eskadronen). Seine Aufgabe war es, die rechte Flanke des Hauptangriffs welchen der Erzherzog mit der mittleren Kolonne gegen Ostrach selbst führen wollte, gegen die vor Mengen bei Hohentengen liegende französische Division Saint-Cyr zu sichern. Fürstenberg löste seine Aufgabe hierbei mit vollster Zufriedenheit und warf Saint-Cyr aus Hohentengen hinaus. Nur wenige Tage später kam es am 25. März 1799 bei Stockach erneut zur Schlacht. Erzherzog Karl hatte seinem Gegner Jourdan nach dessen Niederlage bei Ostrach zwei volle Tage Zeit gelassen, bevor er ihm mit seiner Hauptmacht nachsetzte! Jourdan konnte daher in aller Ruhe seine Truppen wieder in Ordnung bringen, und bezog sie auf einer Linie von Singen-Engen-Tuttlingen in einer äußert vorteilhaften Stellung. Als Erzherzog Karl seinerseits am 24. März seine Armee bei Stockach positioniert hatte, ordnete er für den 25. März mit nur einem Teil seiner Truppen eine allgemeine Rekognoszierung der französischen Stellung und des unübersichtlichen Geländes an, um für den nächsten Tag (26. März) die entscheidende Schlacht vorzubereiten. Erzherzog Karl, der vorsichtige Taktiker ging hier Jourdan prompt in die Falle! Denn dieser sah mit seinen 36.000 Mann gegen die 60.000 Österreicher des Erzherzogs nur in einem überraschenden Vorstoß seine Chance. Jourdan ließ am 25. März 1799 in aller Frühe seine Hauptmacht gegen Liptingen (nördlich von Stockach) vorstoßen. Vor Liptingen stieß er auf die Avantgarde des rechten österreichischen Flügels unter Generalmajor Graf von Merveldt. Die Franzosen verfügten über eine erdrückende Übermacht und trieben die Österreicher in völliger Verwirrung und Unordnung durch den sogenannten Grauen Wald zwischen Liptingen und Raithaslach zurück. Erst hier bei Raithaslach konnte Feldzeugmeister Graf von Wallis den ungestüm nachdrängenden französischen Truppen mehrere bisher noch nicht zum Einsatz gekommene Bataillone seines rechten Flügels entgegenwerfen, darunter die Division unter Feldmarschall-Leutnant Fürst zu Fürstenberg. Mit seinen beiden Infanterie-Regimentern Nr. 1 „Kaiser“ und Nr. 31 „Benjowsky“ rückte Fürstenberg links der Landstraße im Grauen Wald gegen die französischen Truppen vor. Hinter seinen Soldaten sammelten sich allmählich die in Verwirrung ankommenden Flüchtigen von Liptingen. Das Gefecht schwankte nun unentschieden hin und her. Gegen 11 Uhr erschien Erzherzog Karl von Stockach kommend persönlich auf dem Schlachtfeld vor Liptingen, fest entschlossen sich mitten in dem furchtbaren französischen Kartätschenfeuer an die Spitze seiner Truppen im Grauen Wald zu stellen, um die Soldaten durch das eigene Vorbild zur letzten Anstrengung zu motivieren. Von allen Seiten drang man entsetzt auf ihn ein, sein Leben nicht so aufs Spiel zu setzen. Es fruchtete aber nichts. Erst als auch Feldmarschall-Leutnant Karl Aloys Fürst zu Fürstenberg ihn beschwor, von der äußerst gefährlichen Stelle zurückzugehen, und sich seinerseits anbot, den Angriff zu führen, gab Erzherzog Karl (laut Aussage seines damaligen Adjutanten Delmotte) mit den Worten: „Nun, wenn Sie hier sind, kann ich mich entfernen!“ nach und fügte hinzu: „Lieber Fürstenberg, soutenieren Sie diesen Posten, so lange wie möglich, es liegt alles daran!“ Daraufhin soll der Fürst geantwortet haben: „Ich stehe für diesen Posten, so lange ich lebe!“, und setzte noch, nach dem Weggang des Erzherzogs zu dessen Generaladjutant Delmotte hinzu: „Gott Lob, ich habe den Erzherzog weggebracht, nun will ich aber auch gleich attackieren!“ Er tat dies und sank wenige Minuten später an der Spitze der angreifenden Bataillone seiner beiden Infanterie-Regimenter von drei französischen Kartätschenkugeln tödlich getroffen vom Pferd.

Feldmarschall-Leutnant Karl Aloys Fürst zu Fürstenberg wurde nachdem er bis 1857 auf dem Friedhof in Stockach geruht hatte, von seinem Enkel Fürst Karl Egon III. in die fürstlich Fürstenbergische Familiengruft Maria Hof zu Neudingen bei Donaueschingen überführt.

Fürstenberg war ein hervorragender Soldat, ein sehr talentierter und tapferer General von seinen Offizieren wie von den einfachen Soldaten geliebt und geachtet. Selbst Erzherzog Karl schätzte ihn sehr hoch! Ebenso war Fürstenberg übrigens ein getreuer Katholik, so nahm er am Morgen des 25. März um 3 Uhr morgens vom Feldpater die Sakramente, um immerwährend auf den Schlachtentod vorbereitet zu sein!