Feldzeugmeister Baron und Freiherr von Davidovich

Paul Baron und Freiherr von Davidovich wurde im Jahr 1737 in Ofen (Budapest) geboren. Er entstammte einer alten illyrischen Familie welche zur Zeit der Eroberung des Balkans durch das türkische Heer nach der ungarischen Donau auswanderte. Am 1. Februar 1757 trat der junge Davidovich im Alter von 20 Jahren in das kaiserlich-österreichische Infanterie-Regiment Nr. 2 „Erzherzog Karl“ ein. Dank seiner Tapferkeit im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) stieg er bis zum Hauptmann auf. Im November 1771 wurde Davidovich zum Major im Infanterie-Regiment Nr. 19 „d´Alton“ befördert.

Während des Bayerischen Erbfolgekrieges (1778/79) konnte sich Davidovich mehrmals persönlich auszeichnen. Hierbei besonders in der Erstürmung von Habelschwerdt in Schlesien (heute: Bystrzyca/Polen) am 18. Januar 1779: Während dieses Gefechts erbat sich Davidovich bei seinem Vorgesetzten (dem damaligen Regimentskommandeur Oberst Alvinczy) den ersten Angriff auf die Stadt an der Spitze einer Freiwilligen-Kolonne anzuführen. Mit dem Säbel in der Hand stürmte Davidovich den Vorort Habelschwerdts, welcher sogleich von 400 nachrückenden österreichischen Infanteristen besetzt wurde. Als plötzlich das Feuer der preußischen Verteidiger aus den Fenstern Habelschwerdts begann, stürmte Davidovich unbeirrt im größten Kugelhagel mit seinen Männern an das Stadttor, und öffnete es der nachfolgenden österreichischen Angriffskolonne unter Kommando des Generalmajors Pallavicini. Mit der Hauptkolonne nunmehr vereint, wurde die Stadt Habelschwerdt im Sturm eingenommen. Für diese erfolgreiche Waffentat wurde Davidovich bei der 13. Promotion vom 19. Mai 1779 mit dem Ritterkreuz des Maria-Theresien-Ordens ausgezeichnet. Im Jahr 1780 zum Baron erhoben, wurde Davidovich im November 1781 zum Oberstleutnant des Infanterie-Regiments Nr. 34 „Anton Esterházy“ ernannt, und am 8. November 1783 zum Oberst und Kommandeur des Peterwardeiner Grenzinfanterie-Regiments befördert.

In dem einige Jahre später folgenden Krieg gegen das Osmanische Reich (1787-1792) war Davidovich mehr als nur einmal am Erfolg der österreichischen Truppen beteiligt: Am 24. April 1788 überredete er den türkischen Kommandeur der an der Save gelegenen Festung Schabatz (heute: Sabac/Serbien) zur Kapitulation, und übernahm sogleich selbst das Kommando derselben. Im folgenden Jahr 1789 unternahm er eine Expedition nach Liniza in Serbien und sammelte eine große Menge an kriegswichtigen Lebensmitteln. Am 16. Januar 1790 zum Generalmajor befördert, diente Davidovich zuerst unter Feldmarschall-Leutnant Graf Baillet de Latour in den österreichischen Niederlanden (Belgien) und half diesem den belgischen Aufstand niederzuschlagen. Danach focht er während der ersten Jahre des Ersten Koalitionskrieges gegen die französischen Revolutionstruppen in Belgien und Nordfrankreich.

Am 4. März 1796 zum Feldmarschall-Leutnant befördert, erhielt Davidovich das Kommando über ein Korps welches sich in Tirol am Ufer der Etsch formierte. Bei Feldmarschall Graf von Wurmsers Vormarsch zur Befreiung der von Napoleon Bonaparte belagerten Festung Mantua im Juli 1796 kommandierte Davidovich die dritte Kolonne (11 Bataillone, 2 Pionierkompanien, 10 Eskadronen und 40 Geschütze, insgesamt 9.900 Mann) der k.k. Lombardischen Armee und nahm an der Schlacht von Castiglione delle Stiviere (5. August 1796) teil. Nach Graf Wurmsers Niederlage und dessen Umgruppierung seiner Armee, wurde Feldmarschall-Leutnant Davidovich von diesem beauftragt, mit einem Korps von 15.000 Mann der k.k. Lombardischen Armee südlich von Trient eine Stellung zu beziehen und die Grenzen Tirols und Vorarlbergs zu decken. Wurmser selbst stieß mit der Hauptmacht seines Heeres (etwa noch 20.000 Mann) über das Brenta-Tal vor und wagte einen neuen Entsatzversuch von Mantua. Davidovich selbst wurde mit seinen Truppen bei Rovereto südlich von Trient am 4. September 1796 von Napoleon geschlagen, und büßte nahezu 3.000 Mann, 25 Geschützen und 7 Fahnen ein. Davidovich zog sich daraufhin mit seinem Korps nach Norden zurück. Auch für Graf Wurmser verliefen die Gefechte an der Brenta sehr unglücklich. Von Napoleon und seinem Unterführer Augerau bei Primolano (7. September 1796) und Bassano (8. September 1796) geschlagen, blieb Wurmser nichts anderes übrig als sich mit den Resten seines Heeres am 13. September 1796 nach Mantua hineinzuwerfen. Ein Ausfallversuch von Wurmser in Vereinigung mit der Garnison Mantuas am 15. September 1796 wurde unter großen Verlusten zurückgeschlagen. So wurden in Wien neue Anstrengungen betrieben, ein neues Entsatzheer aufzustellen, und dem Feldzeugmeister Freiherr von Alvinczy das Kommando über dieses übertragen.

Nach dem Wiener Kriegsplan sollte dieses Heer in zwei Korps geteilt aus zwei Richtungen gegen Mantua vorstoßen. Das Kommando der Hauptmacht, des sogenannten k.k. Friauler Korps (28.000 Mann) übernahm Alvinczy selbst, während Feldmarschall-Leutnant Davidovich das Kommando über das sogenannte k.k. Tiroler Korps (18.000 Mann) übertragen wurde. Während Alvinczy mit dem k.k. Friauler Korps am 22. Oktober 1796 von Gorizia abmarschierte, den Tagliamento und die Piave überschritt, Napoleon Bonaparte in kleineren Gefechten bei Fontaniva (5. November 1796) und Bassano (6. November 1796) schlug, erzielte auch das unter Kommando von Feldmarschall-Leutnant von Davidovich im Etsch-Tal stehende k.k. Tiroler Korps größere Erfolge. Er besiegte die von Napoleon in der Stellung von Trient zurückgelassene französische Division Vaubois, in verschiedenen Gefechten vom 2. bis zum 7. November 1796 bei Cembra und Calliano, und fügte ihr einen empfindlichen Verlust von 4.400 Mann, 6 Geschützen und 8 Munitionswagen zu. Bereits am 17. November 1796 stellte Davidovich die Division Vaubois bei Rivoli erneut zum Gefecht und schlug sie mit einem Verlust von 800 Gefallenen und Verwundeten, sowie 1.000 Gefangenen (darunter die beiden französischen Brigadegeneräle Fiorella und la Valette) in die Flucht. Doch die geplante Vereinigung Davidovichs mit der Hauptkolonne unter Alvinczy bei Verona schlug fehl, nachdem Napoleon diesen bei Arcole (15.-17. November 1796) geschlagen hatte. Nachdem Napoleon von der Niederlage seines General Vaubois hörte, ließ er nur einige Einheiten vor Alvinczy zurück und warf Davidovich selbst im zweiten Gefecht von Rivoli am 22. November 1796 nach Norden zurück.

Während des Zweiten Koalitionskrieges von 1799 bis 1801 hielt er wieder höhere Kommandos in der k.k. Italien-Armee. Während des Dritten Koalitionskrieges von 1805 befehligte Davidovich den linken Flügel (21 Bataillone und 16 Eskadronen, zusammen 11.000 Mann) der k.k. Italien-Armee unter Erzherzog Karl. Er nahm nicht direkt an der Schlacht um Caldiero teil, sondern formierte den Kordon an der unteren Etsch und bei Chiozza. Während der Schlacht von Caldiero (29.-31. Oktober 1805) selbst, beschlagnahmte Davidovich alle Boote auf der Etsch um der französischen Italien-Armee Marschall Massénas in die Flanke zu fallen.

1806 wurde er mit dem kaiserlichen Auftrag die Positionen der Serben auszukundschaften sowie den Festungen Peterwardein (heute: Petrovaradin) und Semlin (heute: Zemun) zu inspizieren an die Donau abgesandt. Am 28. Mai 1807 erfolgte von Davidovichs Beförderung zum Feldzeugmeister.

Im Krieg von 1809 übernahm der das Kommando über die königlich ungarische Insurrektion auf beiden Ufern der Donau, wurde aber bald hierauf zum Gouverneur der Stadt und Festung Komorn (heute: Komárno/Tschechien) an der Donau ernannt. In diesem Posten verstarb Davidovich am 18. Februar 1814 in Komorn.