Feldzeugmeister Freiherr und Baron von Bianchi

Friedrich Freiherr und Baron von Bianchi, Herzog von Casalanza wurde am 1. Februar 1768 (nach a. Angaben am 20. Februar 1768) in Wien geboren. Auf der Wiener Ingenieurakademie ausgebildet, focht Bianchi ab dem Jahr 1788 als Ingenieuroffizier im Krieg (1787-1792) gegen das Osmanische Reich.

Nachdem er sich während des Ersten Koalitionskrieges in den Feldzügen von 1792 bis 1797, namentlich in den österreichischen Niederlanden (Belgien) und in Norditalien, sowie im Jahr 1798 im Rang eines Hauptmanns und Flügeladjutanten des Feldzeugmeisters Prinz Friedrich Wilhelm von Oranien-Nassau (1774-1799) ausgezeichnet hatte, wurde Bianchi am 3. Februar 1799 inzwischen zum Major befördert, dem jugendlichen Erzherzog Ferdinand d´Este als militärischer Berater zugeteilt, welcher als Feldmarschall-Leutnant unter Erzherzog Karl in der kaiserlich-österreichischen Armee in Schwaben diente. Am 7. März 1800 zum Oberstleutnant befördert und am 1. Juni 1800 zum Oberst aufgestiegen, diente Bianchi unter Erzherzog Ferdinand d´Este in den Schlachten des Frühjahrsfeldzuges von 1800 bei Engen (3. Mai 1800), Messkirch (5. Mai 1800), Erbach bei Ulm (16. Mai 1800) sowie bei Erolzheim (5. Juni 1800) wo er an der Seite des Erzherzogs am linken Auge verwundet wurde. Im Winterfeldzug von 1800 nahm Bianchi wiederum an der Seite von Erzherzog Ferdinand an den Schlachten bei Hohenlinden (3. Dezember 1800) und den Gefechten um Salzburg (14. Dezember 1800) teil. 1801 zum zweiten Inhaber des Infanterie-Regiments Nr. 63 ernannt.

Während des Dritten Koalitionskrieges von 1805 fungierte Bianchi als Generaladjutant des inzwischen zum General der Kavallerie beförderten und zum nominellen Oberbefehlshaber der kaiserlich-österreichischen Armee in Schwaben ernannten Erzherzogs Ferdinand d´Este. Wie es scheint brach er zusammen mit diesem und Feldmarschall-Leutnant Fürst Schwarzenberg erfolgreich aus der von der französischen Armee eingeschlossenen Festung Ulm aus.

Im Jahr 1807 zum Generalmajor befördert, leistete Bianchi im Krieg von 1809 an der Spitze einer Brigade in der Schlacht bei Aspern-Essling (21.-22. Mai 1809) sowie bei der Verteidigung des Brückenkopfes von Preßburg (heute: Bratislava/Slowakei) ausgezeichnete Dienste. In der 73. bis 86. Promotion der Jahre 1809-1810 wurde er für die im Krieg von 1809 geleisteten Waffentaten mit dem Ritterkreuz des Maria-Theresien-Ordens ausgezeichnet, und 1811 zum Inhaber des Infanterie-Regiments Nr. 63 „Baillet-Merlemont“ ernannt.

Zum Feldmarschall-Leutnant befördert, erhielt er im Russland-Feldzug von 1812 den Befehl über die 1. Division des österreichischen Hilfskorps unter dem Fürsten von Schwarzenberg. Bianchi focht hierbei mit seiner Division im Gefecht bei Rudina (8. August 1812), der Schlacht bei Gorodeczna (12. August 1812) in welcher Fürst Schwarzenberg die 3. russische West-Armee unter General der Kavallerie Graf Tormassow schlug, bei Luboml (29. September 1812), am Fluß Muchavic (11. Oktober 1812) gegen einen Teil der russischen Donau-Armee Admiral Tschitschagows unter Kommando von Generalleutnant Osten-Sacken, im siegreichen Nachhutgefecht von Biala Podlaska (13. Oktober 1812) sowie bei Wolkowysk (14.-16. November 1812).

Nach der Kriegserklärung Österreichs an Frankreich, erhielt Bianchi ein Kommando in der österreichischen Hauptarmee wiederum unter dem Oberbefehl des inzwischen zum Feldmarschall beförderten Fürsten Schwarzenberg. Mit seiner Formation nahm Bianchi an der Schlacht bei Dresden (26.-27. August 1813), bei Kulm (29.-30. August 1813:heute Chlumec/Tschechien) und in der Völkerschlacht von Leipzig (16.-19. Oktober 1813) teil. Im Frankreich-Feldzug von 1814 kommandierte Bianchi im südlichen Frankreich den rechten Flügel der österreichischen Südarmee unter dem General der Kavallerie Friedrich Erbprinz von Hessen-Homburg und erfocht bei Macon am 11. März 1814 einen Sieg über französische Truppen unter Divisionsgeneral Musnier.

Im Jahr 1815 wurde Bianchi gegen Joachim Murat König von Neapel entsandt. An der Spitze von 32.000 Mann österreichischer Truppen zwang Bianhci Murat nach nur kurzer Zeit zum Rückzug auf Rimini, wo der König eine Schlacht anzunehmen gedachte. Bianchi aber hatte die Kühnheit diesen zu umgehen. Während er nämlich die eine Hälfte seines Heeres unter Feldmarschall-Leutnant Graf von Neipperg dem König nachfolgen ließ, rückte er selber mit 11.000 Mann in Eilmärschen über Arezzo, Perugia und Foligno nach Tolentio, wo er Murat den Paß über die Apenninen und somit die beste Heerstraße zurück nach Neapel verlegte. Hier bei Tolentino kam es am 3. Mai 1815 zu einer erbitterten Schlacht (36.000 Neapolitaner mit 56 Geschützen gegen 10.700 Österreicher mit 28 Geschützen), in welcher Murat eine vollständige Niederlage erlitt! Murat selbst konnte zwar auf großen Umwegen nach Neapel entkommen, sein Heer löste sich jedoch beim Rückzug dorthin vollkommen auf, seine gesamte Artillerie fiel Bianchi in die Hände, welcher am 22. Mai 1815 siegreich in Neapel einzog.

Vom dankbaren Ferdinand IV. König beider Sizilien als Belohnung zum Herzog von Casalanza erhoben, wurde Bianchi nach dem zweiten Pariser Frieden in den Wiener Hofkriegsrat berufen. Für seine Verdienste während der Befreiungskriege wurde Bianchi in der 88. bis 144. Promotion für die Jahre 1813-1816 das Kommandeurskreuz des Maria-Theresien-Ordens verliehen.

Im Jahr 1824 pensioniert, lebte Bianchi auf seinem Landgut Magliano bei Treviso. Als in Mailand 1848 die Revolution ausbrach, wurde Bianchi obwohl er sich völlig neutral verhielt, auf Befehl der provisorischen Regierung inhaftiert und nach Treviso gebracht. Erst zwei Monate später wurde er durch die Ankunft der österreichischen Truppen wieder befreit. Er starb am 21. August 1855 in Sauerbrunn bei Rohitsch.