Feldmarschall-Leutnant Freiherr von Werneck

Franz Freiherr von Werneck wurde am 19. Juli 1748 in der württembergischen Residenz Stuttgart geboren. Nach seinen vollendeten Studien trat Werneck im Alter von 16 Jahren sogleich im Rang eines Oberleutnants in das kaiserlich-österreichische Infanterie-Regiment Nr. 28 „Wied-Runkel“ ein. Bald darauf kam er als Hauptmann in das Infanterie-Regiment Nr. 50 „Stain“, in welchem er 1784, immerhin mit erst 36 Jahren, zum Oberst und Kommandeur aufstieg. Während des Krieges gegen das Osmanische Reich (1787-1792) zeichnete sich Oberst Freiherr Werneck in der Nacht vom 13. September 1788 bei Slatina aus, als er von einer strategisch wichtigen Anhöhe mit einem Bataillon seines Infanterie-Regiments Nr. 50, 400 osmanische Soldaten vertrieb. Im darauffolgenden Jahr 1789 kommandierte er in der Schlacht bei Mehadia im ersten Treffen ein Bataillon mit Mut und persönlicher Ausdauer. Hauptsächlich aber beim Sturmangriff auf Belgrad am 30. September 1789, wo Oberst Freiherr von Werneck die Führung der zweiten Angriffskolonne (Eine Kompanie Freiwilliger, ein Grenadier-Bataillon und ein Bataillon des Infanterie-Regiments Nr. 50 „Stain“) anvertraut wurde, konnte er sich durch Tapferkeit und kluge Dispositionen besonders auszeichnen. Für seine Waffentaten wurde Werneck zum Generalmajor befördert und bei der 23. Promotion vom 19. Dezember 1790 das Ritterkreuz des Maria-Theresien-Ordens verliehen.

Zu Beginn des Ersten Koalitionskrieges im April 1792 zeichnete er sich als Kommandeur einer Grenadierbrigade in der Schlacht bei Jemappes (6. November 1792), übrigens neben dem jungen Erzherzog Karl, besonders aus. Den Feldzug von 1793 machte Werneck bereits zum Generalmajor befördert mit, und focht im Gefecht bei Aldenhoven (1. März 1793) und in der siegreichen Schlacht von Neerwinden (18. März 1793). Er entwickelte insbesondere unter Feldzeugmeister Joseph Johann Graf von Ferraris (1726-1814) bei der erfolgreichen Belagerung von Valenciennes (25. Mai bis 27. Juli 1793) ruhmvolle Tätigkeiten und kommandierte später unter Feldmarschall-Leutnant Eduard Graf d´Alton einen Teil des österreichischen Korps welches sich bei der erfolglosen Belagerung von Dünkirchen (24. August bis 8. September 1793) befand. Im Jahr 1794 sehen wir den kampferprobten General in den Niederlanden fechten. Insbesondere zeichnete er sich hier am 29. März 1794 in der siegreichen Schlacht bei Le Cateau-Cambresis aus.

Im Juni 1794 zum Feldmarschall-Leutnant befördert, nahm Werneck unter Erzherzog Karl am Feldzug von 1796 als Kommandeur des Grenadierkorps der k.k. Niederrhein-Armee an der siegreichen Schlacht von Wetzlar (15. Juni 1796) teil. Aufgrund seiner fehlerhaften Dispositionen in der Gefechtsführung bei Wetzlar in Erzherzog Karls Ansehen stark gesunken, konnte Freiherr von Werneck dies in der Schlacht von Würzburg (2. September 1796) wieder mehr als gut machen. Für seine in dieser Schlacht geleisteten Verdienste wurde Werneck bei der 45. Promotion vom 18. September 1796 mit dem Kommandeurskreuz des Maria-Theresien-Ordens ausgezeichnet. In der Schlacht von Würzburg befehligte Werneck insgesamt 12 Grenadier-Bataillone der Reserve-Division des Feldzeugmeisters Graf von Wartensleben. Er griff mit seinen Grenadieren in einem entscheidenden Moment ein, als die französische Infanterie versuchte, die stark in Bedrängnis geratene Division des Feldmarschall-Leutnants Graf von Sztáray, von der auf das Schlachtfeld strömenden österreichischen Hauptarmee Erzherzog Karls zu trennen. Der Angriff der Grenadiere geschah mit dem Bajonett und unter klingendem Spiel ohne dabei auch nur einen Schuss zu verlieren! Die drei österreichischen Grenadier-Bataillone „Paulus“, „Ghenedegg“ und „Kraysern“ rückten mit gefälltem Bajonett und Feldmarschall-Leutnant Freiherr von Werneck an ihrer Spitze unter dem französischen Kartätschenfeuer in geordneten Reihen vor. Ihre Entschlossenheit brachte den Gegner schließlich zum Weichen und entschied den Sieg.

Nach der Schlussoffensive Erzherzog Karls an den Niederrhein und die damit verbundene Verfolgung der bei Würzburg geschlagenen französischen Sambre-Maas-Armee Jourdans, erhielt Werneck vom Erzherzog am 22. September 1796 das Kommando eines Armeekorps in Stärke von 33.000 Mann übertragen, mit welchem er die Front am Niederrhein sichern sollte. Anfänglich operierte Werneck noch mit Glück und Umsicht, doch schon im Feldzug von 1797, als die erholte und neuorganisierte französische Sambre-Maas-Armee unter ihrem neuen Oberbefehlshaber Divisionsgeneral Lazare Hoche über den Rhein vorstieß, verließ ihn dieses. Am 18. April 1797 wurden die Österreicher vom Rheinübergang der französischen Truppen bei Neuwied überrascht, in der Schlacht bei dem nur wenige Kilometer entfernten Heddesdorf unter einem Gesamtverlust von über 4.000 Mann, 24 Geschützen, 60 Wagen und 5 Fahnen in der die Flucht geschlagen, und bis unter die Tore Frankfurts am Main verfolgt. Die Schlacht bei Neuwied war eine der furchtbarsten Niederlagen die ein österreichisches Armeekorps bis zu diesem Zeitpunkt erlitten hatte! Am Kaiserhof in Wien war man der Ansicht dass Werneck wie auch Feldmarschall-Leutnant Kray, welcher zu diesem Zeitpunkt unter diesem kommandierte, es unterließen die notwendigen Maßregeln gegen einen Rheinübergang zu treffen. Der Hofkriegsrat ging noch sehr glimpflich mit Werneck um, als man ihn – anstatt vor ein Kriegsgericht zu stellen – mit halbem Gehalt zwangspensionierte. Danach blieb es einige Jahre um den General ruhig.

Zu Beginn des Dritten Koalitionskrieges im Jahr 1805 wurde Werneck jedoch wieder in den aktiven Dienst zurückberufen. Er erhielt den Befehl über ein Korps (Divisionen der Feldmarschall-Leutnants Baillet de Merlemont und Prinz von Hohenzollern-Hechingen, zusammen 25 ½ Bataillone und 30 Eskadronen) in der k.k. Hauptarmee in Schwaben unter Feldmarschall-Leutnant Mack. Als während des Feldzuges um Ulm die französischen Truppen am rechten Donauufer immer näher gegen Ulm vorrückten, wurde Mack einen Augenblick lang unschlüssig, zweifelte an der Zweckmäßigkeit eines längeren Verweilens bei Ulm und traf für den 13. Oktober seine Abmarschdispositionen. Feldmarschall-Leutnant Werneck sollte mit seinem Korps - noch etwa 10.000 Mann stark – am Morgen des 13. Oktober als Avantgarde der Armee nach Heidenheim aufbrechen, während die restlichen Korps nach und nach folgen sollten. Der Abmarsch Wernecks entwickelte sich jedoch zu einem militärischen Desaster! Nachdem sich Wernecks Verband am 15. Oktober bei Albeck gezeigt hatte, wurde Napoleon schnell klar, dass sich ein österreichischer Heeresteil seiner wohl geplanten Einschließung entziehen wollte. Noch in der Nacht zum 16. Oktober 1805 erhielt Marschall Murat den Befehl mit seiner Reserve-Kavallerie die Jagd auf Werneck aufzunehmen. Schon am 16. Oktober hatte Murat die Nachhut Wernecks unter den Generalmajoren Mecsery und Dinnersberg bei Langenau und Nerestetten erreicht und rieb sie mit einem Verlust von 3.500 Mann vollständig auf! Am 17. Oktober scheuchte Murats Reiterei Wernecks abgehetzte Truppen bei Herbrechtingen und Neresheim auseinander. Mit nur noch zwischen 1.600 bis 1.700 Mann Infanterie entkam Werneck nach Trochtelfingen, wo er schließlich am 18. Oktober 1805 vor Divisionsgeneral Belliard, und Major Locatelli mit dem Tross bei Bopfingen vor dem französischen General Fauconnet kapitulierte. Nur geringe Truppenteile unter Wernecks Divisionskommandeur Feldmarschall-Leutnant Prinz von Hohenzollern-Hechingen konnten dem französischen Einschließungsring entkommen und schlossen sich wenig später General der Kavallerie Erzherzog Ferdinand Karl d´Este in Oettingen an.

Nach dem Abschluss des Friedens welcher den Krieg von 1805 beendet, sollte Feldmarschall-Leutnant Freiherr von Werneck für seine Handlungen in diesem Feldzug vor ein Kriegsgericht gestellt werden. Alle diese Vorgänge hatten aber die Gesundheit des Generals, der sich auch nicht schuldig fühlte, wie es im Allgemeinen angenommen wurde, so angegriffen, daß er am 17. Januar 1806 in Königgrätz (heute: Hradec Králové/Tschechien) einem Schlaganfall, der ihn traf, erlag. Durch seinen Tod entging er auch sicherlich Der kriegsrechtlichen Verurteilung in Wien. Eigentlich ein sehr tragisches Ende für einen guten und tüchtigen Soldaten und Offizier, der sich auch selber nie schonte. Aber laut Zeitgenossen war Werneck jemand, dem es an Festigkeit und Entschiedenheit eines Truppenkommandeurs fehlte, aber sicherlich auch, daß hatten die Zeitgenossen vergessen; an Glück!